Handtaschen von Rollial: Katja Guderjan peppt jeden Rollator auf

Gerade wurde die Jung-Unternehmerin mit ihrer Idee für den Gründer-Cup Kiel nominiert. Eine erste Kooperation mit dem Sanitätshaus Assmann ist bereits in trockenen Tüchern. Mit einem großen Korb voller Taschen kommt Katja Guderjan gut gelaunt durch die Eingangstür des Sanitätshauses Assmann im neuen Kieler Schlossquartier. Vor Kurzem hat sie hier ihr Produkt vorgestellt, und die Chefin samt Mitarbeiter waren begeistert. „Das ist ja mal ein Knaller“, waren selbst die jungen Reha-Experten angetan. „Die Taschen sind wasserabweisend, formschön und farblich ansprechend“, sagt Assmann-Inhaberin Christina Thomsen. „Nun schauen wir mal, wie das Produkt bei den Kunden ankommt.“ Die Aufkleber hatten ausgedient: Die Idee, eine Spezialtasche für ältere Menschen zu entwickeln, hatte Katja Guderjan, als sie die Pflege ihrer Mutter übernahm. „Sie war eine sehr sportliche Frau“, sagt die Wahlkielerin, die in Karlsruhe aufgewachsen ist. „Aber als sie einen Rollator brauchte, ist sie nur noch nachts damit auf der Straße gefahren, weil sie niemand so sehen sollte.“ Die Enkel gaben ihr Bestes. Sie verzierten das sperrige Gerät mit Aufklebern, kauften kuschelige Tier-Schlüsselanhänger, griffen zur Häkelnadel und zur Lichterkette. „Vor Weihnachten war das ganz lustig“, erzählt Katja Guderjan. „Aber später war es meiner Mutter viel zu peinlich, mit so einem Karnevalsding unterwegs zu sein.“ So blieb der Rollator im Flur und die Mutter zu Hause. Handtasche, Shopper und Rucksack: Anscheinend geht das vielen Älteren so. Das stellte zumindest die Designerin fest. „Dabei kann es einen Tagesablauf pushen, wenn man sich schick macht, in die Stadt geht und mit Rollator am Leben teilnimmt.“ Ihre entwickelte Tasche soll der Trägerin ein wenig Selbstbewusstsein wiedergeben. „Sie ist Handtasche, Shopper und Rucksack in Einem“, sagt Katja Guderjan. „Wer mit dem Rollator unterwegs ist, muss beide Hände freihaben.“ So ist die Tasche leicht am Rollator anzubringen. Ein Gurt-System erlaubt es mit einem Handgriff, die Tasche zum Rucksack zu verwandeln. Katja Guderjan zieht ein lichtblaues Exemplar hervor und führt gleich im Geschäft vor, wie das funktioniert. Zähe Verhandlungen: Viele Stunden Arbeit und viele, viele Verhandlungen liegen hinter der Unternehmerin. „Eigentlich wollte ich in Deutschland produzieren lassen“, sagt sie. „Aber das hat – mit dem Ziel, unter 100 Euro zu bleiben – nicht geklappt.“ Ein Partner in der Türkei entpuppte sich als Enttäuschung. „Die kamen einfach nicht mit dem Material zurecht.“ Als sie schon fast aufgeben wollte, kam sie auf einer Messe in Offenbach mit einer Chinesin ins Gespräch – und wenig später stand der Deal. „Das Material ist geschäumtes und gewalztes Polyurethan“, erklärt Katja Guderjan. „Das ist weich, farbstabil und wasserfest. Letzteres ist hier in Schleswig-Holstein extrem wichtig.“ 2000 Taschen kamen jüngst per Schiff aus dem Land der Mitte in den hohen Norden. In Preetz fand Katja Guderjan einen Lagerraum. Nun ist sie dabei, ihr Produkt unter dem Namen „Rollial Accessoires“ (ein Wortspiel aus royal und Rollator) bekannter zu machen. Gar nicht so leicht, wie sie feststellen musste. „Nach so einem Produkt sucht niemand im Internet, denn niemand weiß, dass es so was gibt“, sagt sie. Nur einige Rollatoren-Hersteller im oberen Preissegment bieten bisher passende Taschen gleich mit an. „Aber für ganz normale Rollatoren-Nutzer gibt es bisher kein spezielles Angebot“, sagt die Expertin. Assmann-Geschäftsführerin Christina Thomsen auf jeden Fall ist begeistert vom Produkt der Jungunternehmerin. „Es ist vor allem toll, dass diese Idee aus Kiel kommt.“ Mehr Förderung für Gründerszene Fleet 7 - Kiels schöne neue Gründer-Welt Gründer in Schleswig-Holstein Mittelmaß Mehr: www.rollial.de

Gründer-Cup-Nominierung - Ihre Idee peppt jeden Rollator auf