Hindenburgufer: Bald ein neuer Name?

Auf Initiative der Linken, dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg posthum die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen, will die Ratsversammlung seine Haltung zu Demokratie und Nationalsozialismus kritisch beleuchten. CDU und FDP warnten vor voreiligen Rückschlüssen. „Viele Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts werden heute komplett anders gesehen als zu Lebzeiten“, gab CDU-Fraktionschef Stefan Kruber zu bedenken. Deutschland zeichne sich dadurch aus, sich im Gegensatz zu anderen Nationen intensiv mit seiner dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Aberkennung einer Ehrenbürgerwürde jedoch, geschweige denn eine Straßenumbenennung, führe nicht dazu, Geschichte ungeschehen zu machen, sondern lasse sie in Vergessenheit geraten. „Wir dürfen unserer Geschichte aber nicht davonlaufen.“ Helmut Landsiedel, FDP-Fraktionsvorsitzender, stellte klar, dass Paul von Hindenburg alles andere als ein Demokrat und „einer der vielen Wegbereiter der Nationalsozialisten“ gewesen sei. „Aber wollen wir jetzt bei allen Persönlichkeiten nachträglich fragen, ob sie autoritär und undemokratisch waren?“ Diesen Punkt müsste man auch für Prinz Heinrich von Preußen klar verneinen. Ratsherr Michael Wagner (SPD) sagte, dass eine Ratsversammlung kaum der Ort für historische Vorlesungen sein könne. Und Ansätze zur Umbenennung habe es in der Vergangenheit bereits mehrfach gegeben. „Jetzt bedarf es erneut einer Erörterung, ob Hindenburg Teil unserer städtischen Erinnerungskultur bleiben soll.“ Ulrike Kahlert (Grüne) gab zu bedenken, dass „Nichtnennung nicht automatisch Ausradierung“ bedeute. Gegenüber den Opfern der Nazis sei eine Umbenennung des Hindenburgufers jedoch überfällig – „nicht im Hauruckverfahren, sondern im fachkompetenten Diskurs“. SPD, CDU, Grüne und SSW baten die Verwaltung in einem gemeinsamen Antrag, eine Veranstaltung zu organisieren, in der Fachleute gemeinsam mit Bürgern Hindenburgs Rolle diskutieren. Darüber hinaus soll das Rathaus ein Verfahren entwickeln, wie man weiter mit Straßennamen umgehen will, „die aus heutiger Sicht Personen oder Ereignisse ehren, die mit dem Selbstverständnis einer freiheitlichen Demokratie nicht vereinbar sind“. Stefan Rudau (Linke) geht das nicht weit genug. Neuere Forschungsliteratur liege längst vor und belege, dass Hindenburg Totengräber der Weimarer Republik war. „Für mich ist es selbstverständlich, dass wir nicht die gleichen Helden wie Nazis haben.“ Gleichwohl freue er sich, in Kiel eine überfällige Debatte angestoßen zu haben.

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