Hofbäckerei Bornhorst in Kiel: Großer Andrang trotz Corona

Wer in den Tagen des gastronomischen Lockdowns nach einem Stimmungsaufheller sucht, findet ihn täglich in der Wrangelstraße 54. Vor dem sachlichen Gebäude der ehemaligen Post herrscht zu jeder Zeit Betrieb. Am Wochenende erstreckt sich die Warteschlange hier mitunter bis in die Nachbarstraße hinein. Aber auch im Alltag erweist sich die Hofbäckerei Bornhorst schon in den Morgenstunden als kulinarischer Hotspot, an dem die Viertelbewohner für Kaffee, Brötchen oder eine Zimtschnecke to go gerne Wartezeit investieren. Die Hofbäckerei steht für die Begegnung von Stadt und Land: „Ursprünglich hatten wir nach einem neuen Standort in Zentrum gesucht. Aber als wir diesen Platz entdeckt haben, war uns klar, dass wir hier das richtige Publikum finden“, sagt Ibrahim Hamada, der sich trotz des eingeschränkten Betriebs freut, dass die Hofbäckerei so gut angenommen wird. Als der gebürtige Syrer, der zusammen mit seiner Frau Maaiken Fonck in Kiel bereits die Cafés Resonanz und Bakeliet betreibt, im Sommer seinen dritten Laden eröffnete, konnte dieser seine Reize noch kompletter entfalten: seine große Außenfläche etwa, aber auch einen Teil seines innenarchitektonisch beeindruckenden Gastraums, der die Beton-Ästhetik des Gebäudes raffiniert aufnimmt und mit natürlich wirkendem Eschenholz kombiniert. „Wie auch im Resonanz und im Bakeliet wollten wir im Innenraum eine kleine Geschichte erzählen“, erzählt der 44-Jährige, der für die Umsetzung seiner Gestaltungsideen einen eigenen Tischler beschäftigt. „In diesem Fall sollte durch den Kontrast der Materialien auch das Aufeinandertreffen von Stadt und Land symbolisiert werden.“ Der Hof Sophienlust liefert die Zutaten: Denn tatsächlich ist der Name „Hofbäckerei“ wortwörtlich zu nehmen. Nachdem Hamada und Fonck ihre eigenen Backwaren lange Zeit im Keller des Resonanz hergestellt hatten, fand das Paar 2019 zwischen Rumohr und Schierensee den passenden Ort für eine eigene Produktionsstätte. „Weil wir schon lange mit dem Hof Sophienlust zusammenarbeiten, hatten wir einen Bezug zu dem Ort“, berichtet Hamada, der hier mit Wolfgang Radeckenn einen verdienten Bio-Bäcker Schleswig-Holsteins einstellte. Die Verbindung von traditionellem Handwerk und regionalen Zutaten in der Hofbäckerei kommt bei ihren Broten und Brötchen nicht zuletzt durch die plattdeutschen Namen zum Ausdruck, die sie tragen. In der Konditorei wirkt Mareike Schmidt von "Mareike & the Cake": Wer in der Wrangelstraße allerdings eines der stets opulent ausfallenden Tortenstücke verkostet, der ahnt rasch, dass auch die Konditorenstelle der Bäckerei mit einer besonderen Persönlichkeit besetzt ist. Hat man den Geschmacksrausch, für den etwa der Walnusskuchen sorgt, nicht schon einmal andernorts erlebt? Richtig: Es war bei „Mareike & the Cake“ in der Eckernförder Straße, in der Mareike Schmidt die Kieler drei Jahre lang mit paradiesischen Torten und Kuchen verwöhnte. „Als ich 2019 hörte, dass sie ihr Café schließt und wieder angestellt arbeiten möchte, habe ich mich sofort bei ihr gemeldet“, berichtet Maaiken Fonck, die damit den Grundstein für eine fruchtbare Zusammenarbeit legte. Neben den Klassikern des Resonanz und Bakeliet, die nicht selten auf die Rezepte der 38-jährigen Belgierin zurückgehen, entwickelt Mareike hier auch ihre eigenen Kreationen weiter. Mit ausgefallenen Zutaten wie Matcha oder Rote Bete zeigt sie in der Hofbäckerei dabei wachsenden Freigeist. • Corona lässt die Immobilienpreise in Schleswig-Holstein steigen • Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus • Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Nach dem Lockdown soll sich die Bäckerei in ein Bistrocafé verwandeln: Und der kulinarische Reichtum der Hofbäckerei wird sich in der Zeit nach dem Lockdown noch weiter entfalten, wenn in der Wrangelstraße alle Türen geöffnet werden dürfen. Denn dort, wo früher Briefe und Pakete angenommen wurden, wartet noch ein weiterer großer Gastraum auf Besucher, für die hier unter dem niederdeutschen Namen „Aan Tafel“ dann auch herzhafte Gerichte auf der Basis regionaler Zutaten angeboten werden sollen. Dann wird auch das Raumkonzept des Bistrocafé durch zahllose Grünpflanzen vollendet, die das Aufeinandertreffen von Natur und Kultur zusätzlich unterstreichen. Bis es so weit ist, bleibt die Hofbäckerei ein kulinarisches Kleinod, das größere Visionen in sich birgt. Die Hofbäckerei Bornhorst in der Wrangelstraße 54 ist täglich von 7.30 bis 18.30 geöffnet.