Hund im Werftpark totgebissen: Was sich die Halterin jetzt wünscht

"Als mich mein Freund anrief, habe ich an seiner Stimmlage sofort gehört, dass etwas passiert ist", sagt Charlotte. Das Paar, das nur seinen Vornamen in der Zeitung lesen will, wohnt nur einige Straßen vom Tatort im Werftpark in Kiel-Gaarden entfernt. Die 27-Jährige steigt sofort ins Auto, um ihren Chihuahua Figo abzuholen und mit ihm in die Tierklinik zu fahren. Doch wenige Minuten später stirbt der 13-jährige Hund auf dem Schoß von Freund Jos (29). "Er ist vermutlich qualvoll erstickt", sagt die Studentin. Der Fall des totgebissenen Hundes in Flintbek von vor gut zwei Wochen bringt sie dazu, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. "Ich würde mir wünschen, dass das Ordnungsamt die Leinenpflicht stärker kontrolliert und jeder Halter einen Hundeführerschein machen muss", fordert sie. Beißattacke im Werftpark in Kiel: So hat sie sich zugetragen: Doch von vorn. Freund Jos beschreibt, was bereits Ende März vor knapp einem Jahr geschehen ist: "Ich war gerade mit Figo und einem Freund auf dem Weg in den Werftpark, als uns zwei Männer mit Bierflaschen in der Hand entgegenkamen." Einen anderen Hund habe er zunächst nicht bemerkt. Er sei nicht angeleint gewesen, unerwartet aufgetaucht und habe sich fast unmittelbar auf Figo gestürzt. "'Er will nur spielen', sagte der Besitzer, dabei hat er Figo in den Rücken gebissen und wie ein Beutetier geschüttelt", beschreibt Jos die grausige Szene. Laut Tierarzt habe der Mischling dabei wahrscheinlich die Lunge des kleinen Hundes verletzt. Hundeführerschein: So läuft es in den Ländern: In Schleswig-Holstein ist eine sogenannte Sachkundeprüfung in der Regel freiwillig, Kommunen können Halter jedoch mit einer ermäßigten Hundesteuer belohnen. Pflicht wird der Sachkundenachweis erst, wenn der Hund als gefährlich eingestuft wurde. Dafür gibt es seit 2016 keine feste Rasseliste mehr, entscheidend ist das Verhalten des Vierbeiners. Zudem kann die Hundesteuer erhöht werden. Hat das Tier Menschen gebissen, wiederholt in "gefahrdrohender" Weise angesprungen, ein anderes Tier gebissen oder unkontrolliert gehetzt oder gerissen, wird geprüft, ob der Hund als gefährlich gilt. Bislang ist ein sogenannter Sachkundenachweis für alle Hunderassen und -größen nur in Niedersachsen Pflicht. Angehende Halter müssen dort vor Anschaffung eine theoretische Prüfung absolvieren, nach einem Jahr folgt der praktische Teil zusammen mit dem Tier. In anderen Bundesländern variieren die Regelungen. In Hamburg gibt es zum Beispiel eine Liste, die bestimmte Rassen als grundsätzlich oder potenziell gefährlich einstuft. Sie dürfen nur mit Erlaubnis der Behörde und weiteren Auflagen gehalten werden. Als der braun-schwarz gestromte Mischling schließlich von Figo ablässt, gehen die Männer mit den Bierflaschen in der Hand einfach weiter. "Da habe ich die Polizei gerufen und bin ihnen nach", sagt der 29-Jährige. Der Hundehalter wohnt offenbar ebenfalls in unmittelbarer Nähe, bringt sein Tier erst in die Wohnung und holt sich für das Warten auf die Beamten noch ein Bier. So schildert Jos die unwirklich anmutende Situation. Figo stirbt auf dem Weg in die Tierklinik: "Er wirkte auf mich angetrunken und als hätte er noch andere Drogen konsumiert", sagt der Gaardener. Als die Polizei eintraf, habe der Halter nur von einem Fall für die Versicherung gesprochen. "Die Polizisten haben die Personalien aufgenommen und dann haben wir uns sofort auf den Weg zur Tierklinik gemacht", sagt Jos. Doch kaum ist das Paar losgefahren, stirbt ihr zierlicher Chihuahua. Lesen Sie auch: Streit endet mit Messerstich Charlotte sagt: "Auf eine Entschuldigung von dem Besitzer des Rüden warte ich bis heute." Mindestens zweimal habe sie den Mann im vergangenen Jahr gesehen. Fassungslos mache sie dabei, dass der Hund immer noch ohne Leine herumlaufe. "Dabei haben mir mehrere Hundehalter erzählt, dass das Tier auch mit anderen Rüden Probleme hat." Hundeführerschein: Halterin wünscht sich Leinenpflicht und mehr Kontrollen: Dem Hund die Schuld geben will sie dennoch nicht. "Das ist Sache des Besitzers", sagt sie. Umso wichtiger sei es ihr, dass Hundehalter ihre Tiere durch eine Prüfung für einen Hundeführerschein richtig zu halten wüssten. "Zum Wohl der Tiere", sagt die Studentin. Sie verstehe nicht, warum das in Schleswig-Holstein keine Pflicht sei. Hinzu komme noch der geringe Kontrolldruck. "Am Schützenpark habe ich schon erlebt, dass die Leinenpflicht kontrolliert wird, in Gaarden aber noch nie", sagt sie. Vom Hund abbringen ließ sich Charlotte deswegen aber nicht. Als neuen Gefährten wählte sie aber mit Absicht einen größeren Mischlingshund. "Mit dem sollte das nicht so leicht passieren", sagt sie. Gassi-Gänge in der Nachbarschaft versuche sie dennoch zu vermeiden. Eine bittere Konsequenz.

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