Die Vonovia weist die Kritik zurück: „Wir wollen niemanden herausmodernisieren“, stellt Vonovia-Sprecher Matthias Wulff klar. „Die Mietsteigerungen von 20 bis 60 Prozent bezeichnen wir als sozial ungerecht“, sagt dagegen Yonca Toepffer-Lasch, Sprecherin der Initiative. Die Mieter befürchteten eine „Entmietung“ und eine Sanierung des fast 50 Jahre alten Hauses auf ihre Kosten. „Wir wohnen hier nicht, weil wir keine andere Wohnung finden, sondern weil wir hier gern wohnen. Wir sind aus der Mitte der Gesellschaft – und wir haben das Gefühl, es wird uns etwas aufgedrückt, was wir nicht leisten können und wollen.“
Das Hochhaus Baujahr 1970 wurde bisher nicht saniert
Das elfstöckige Haus in der Projensdorfer Straße 70 mit 56 Wohnungen wurde 1970 erbaut und befindet sich weitestgehend im Originalzustand – und der hat gelitten. Von den Balkonen bröckelt der Beton, die Bewohner klagen über Wassereinbrüche in ihren Wohnungen. „Natürlich ist es notwendig, die Flure zu streichen, eine funktionierende Sprechanlage einzubauen und den Aufzug zu sanieren.
Doch warum wurde das bisher nicht alles schon gemacht, fragen sich die Mieter und liefern die Antwort gleich mit: „Weil das Haus systematisch heruntergewirtschaftet wurde und die Vermieter seit fast 50 Jahren große Gewinne erzielen.“
Ende Januar hatte die Vonovia die strittigen Baumaßnahmen angekündigt. Insgesamt 2,3 Millionen Euro will der Konzern in das Haus investieren, davon deklariert er 46 Prozent als Sanierung und 54 Prozent als Modernisierung. Diese Aufteilung ist entscheidend, da nur die Modernisierung auf die Mieten umgelegt werden kann.
„Dieses Haus ist auf jeden Fall instandsetzungsbedürftig“, lässt der am Freitag bei einer Mieterversammlung gewählte Mieterbeirat wissen: „Was wir jedoch auf jeden Fall verhindern wollen, sind Modernisierungsarbeiten, die auf unsere Kosten durchgeführt werden.“
Mieterversammlungen - mit und ohne Vonovia
Die Mieter hatten sich am Freitag versammelt und ihr Vorgehen gegenüber dem Vermieter abgestimmt. Ein Aushang im Treppenhaus hatte die Regionalleitung der Vonovia veranlasst, ihrerseits eine Informationsveranstaltung für Mieter zu geben.
Zu Wort kam dort unter anderem Mieter Jens Broschell. Er gehört zu denjenigen, die mit einer Mieterhöhung von 60 Prozent innerhalb von zwei Jahren maximal belastet werden sollen. Seine Miete stiege von 427 Euro (im Jahr 2017) auf 682 Euro. „Nach der drastischen Belastung befindet sich meine Wohnung aber immer noch in einem Zustand mit alter Elektrik, kaputten Parkett- und Vinylböden und veralteter Bad-Einrichtung.“
Kritik an Vonovia-Plänen kommt vom Mieterverein und der SPD
Nach Einschätzung von Carsten Wendt, Geschäftsführer des Kieler Mietervereins, handelt Vonovia größtenteils legal. Anfechtbar sei allerdings die Aufteilung der Kosten zwischen Modernisierung und Sanierung. Kritik am Vorgehen der Vonovia kam auch von der SPD-Landtagsabgeordneten Özlem Ünsal. Bei der Mieterversammlung sprach sie davon, dass Vonovia in ganz Schleswig-Holstein zunehmend ein Akzeptanz- und Imageproblem habe.
Vonovia hält an Plänen fest
Die Vonovia – mit 15.000 Wohnungen auch in Kiel ein großer Vermieter – zeigte sich am Montag versöhnlich: „Wir sind uns unserer Verantwortung als Vermieter bewusst und arbeiten nicht gegen unsere Mieter“, hieß es in einer Stellungnahme. Der Austausch mit den Kieler Mietern sei gut, offen und konstruktiv. Aber: „Wir bleiben grundsätzlich bei unseren Plänen, denn es handelt sich bei dem Vorhaben um notwendige Modernisierungen, mit denen wir die Gebäude auf einen aktuellen Ausstattungsstand bringen.“