Innenstadt von Kiel: Neues Bauwerk am Holstentörn geplant

"Es freut uns, dass wir das machen dürfen. Es war eine spannende Aufgabe, weil lange unklar war, wie viel hier möglich ist", sagt Philipp Loeper von ASDFG. Das aktuelle Bauwerk sei "zusammengestückelt und schwierig". Daher sei das Ziel gewesen, diese Ecke der Stadt "auch inhaltlich wieder zu füllen" und dem Weg an vielen Stellen eine Funktion zu geben. Großes Schaufenster zur Förde geplant: Visualisierungen zeigen, wie das Bauwerk aussehen könnte: Mit viel strukturiertem Glas soll nicht nur der die Straße überspannende Riegel zu einem klareren Gang werden – herausragend, und zwar um fünf Meter mehr als bisher, ist tatsächlich ein als gigantisches Fenster geplanter Quader zur Kreuzung von Andreas-Gayk-Straße und Ziegelteich in Richtung Stresemannplatz. Hier will ASDFG das Bauwerk "auf den Ausblick fokussieren", so Loepper. "Aus dem Erschließungsbauwerk wird ein Schaufenster zur Stadt und zur Förde", sagt Grondke. Stimmig soll auch der Übergang der dortigen Plattform zu der vom Holstenplatz emporführenden Treppe werden. Auf der Plattform am Quader kann sich eine kleine Bar ansiedeln. Die Gewerbefläche mit kleinem Lieferaufzug beläuft sich laut Loepper auf 15 Quadratmeter. Die anschließende Treppe öffnet sich zum Platz, sodass sie als eine Art Tribüne wirken kann. Dazu beitragen sollen auch als Sitzstufen gestaltete Absätze. "Die Treppe wird so Teil des Platzes", sagt Loepper. Die Rolltreppen werden parallel verkleidet. Funktionaler Sockel des Bauwerks: Funktional gestaltet wird der Sockel des Bauwerks empor Richtung Exerzierplatz: Dort sollen sich der Zugang zum neuen barrierefreien Aufzug, die WC-Anlagen für den Holstenplatz sowie ein neues Ladenlokal befinden. Laut ASDFG wird "die Unterseite der Brücke mit in leichten Wellenformen geprägten polierten Edelstahlblechen verkleidet". Diese Oberfläche soll "Tages- und Kunstlicht sanft in verschiedene Richtungen und in ehemals dunkle Ecken" spiegeln. Dadurch soll es unter der Brücke größer wirken und atmosphärischer werden. Aber auch oberhalb tut sich einiges. Vier Oberlichter sollen im Dach des Übergangs "als Wasserbecken mit Überlaufrand ausgebildet" sein. Dadurch dürften vielfältige Lichtreflexe in den Raum geworfen werden. "Nachts wird der Riegel zu einem Leuchtkörper", so ASDFG. So werde durch gezielte und inszenierte Maßnahmen aus einem Weg ein Ort, aus einem in die Jahre gekommenen Infrastrukturbauwerk ein neuer Identifikationsort am Holstenplatz. Jury hat einstimmig dafür votiert: "Das Aufstiegsbauwerk benötigt eine Wiederbelebung. Genau das verspricht dieser Entwurf", sagt Grondke zufrieden. Die Jury habe einstimmig entschieden. Vertreten waren neben Grondke Fach- und Sachpreisrichter, der Vorsitzende des Ortsbeirates Mitte, Fabian Winkler (SPD), ein Sophienhof-Vertreter, Berater, die baupolitischen Sprecher der Ratsfraktionen sowie Fachleute aus der Verwaltung. Besonders hebt Grondke jenes Schaufenster sowie die neuen Stufen hervor: "Aus der funktionalen Treppe zum Holstenplatz wird eine Tribüne, die zum Verweilen einlädt." Damit könnte die endlose Geschichte um das verfallende Kombinat aus Rolltreppen und Aufzug mit der überdachten Ziegelteich-Brücke Richtung Karstadt und Co. nun zu einem Abschluss gelangen. Wann? Das ist derzeit noch nicht klar. Und wie teuer wird das? Auch das ist noch offen – laut Stadtbaurätin Grondke gab es Empfehlungen der Jury, wie das Bauwerk umzusetzen sei. Diese fließen jetzt in eine neue Kalkulation ein und sollen dann zum Ziel führen. Oberirdische Gänge mögen in den 70er-Jahren eine städtebauliche Lösung gewesen sein: Das Aufstiegsbauwerk ist spätestens in diesem Jahrtausend aus der Zeit gefallen. Nicht nur, dass Überdachungen und Ergänzungen ein Flickwerk aus dem Konstrukt machten. Verschmutzungen und Absplitterungen führten so weit, dass der Begriff "Schandfleck" zu hören war. 2016 verpflichteten die Ratsfraktionen die Verwaltung zu reagieren, Ex-Bürgermeister Peter Todeskino versprach einen Ideenwettbewerb. Dann gingen zwei weitere Jahre ( und etliche Rolltreppenausfälle mehr ) ins Land, bis eine Machbarkeitsstudie neue Varianten untersucht hatte. Darauf folgte der Wettbewerb, dessen Ergebnis jetzt vorliegt. Offen ist jetzt nur noch, wie lange die Umsetzung des Entwurfs auf sich warten lässt. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.