Integration in Kiel: Die wunderbare Reise des Herrn Abdulrahman

Alsheghri Abdulrahman hat sich mit einer Mail an unsere Redaktion gewandt, um so seinen Dank zum Ausdruck zu bringen. „Ich fühle mich willkommen in Deutschland“, schreibt er. „Und ich bin jedem dankbar für die Aufnahme und die Betreuung.“ Gerne würde er seine Geschichte erzählen. Ein Geschichte, in der der Erfolg eine große Rolle spielt. Ein eher ungewöhnlicher Schritt. Denn in seiner Heimat wird der Presse nicht unbedingt vertraut. Und ein Mensch, der geflüchtet ist, drängt nicht gerade oft ins Rampenlicht. Wir treffen den jungen Mann auf einen Kaffee in Kiel. Kaum ist das Getränk bestellt, erzählt er auch schon in perfektem Deutsch über sein Leben. „Deutschland bedeutet für mich und uns Syrer sehr, sehr viel“, sagt Alsheghri Abdulrahman. „Wirtschaftlich, medizinisch, kulturell und sportlich.“ 2014 flüchtet er von Syrien nach Deutschland: Das Land sei eine „große Sache“. Ein Land, wo man sich sicher fühlt. 2014 flieht er aus Syrien über Ägypten mit dem Boot nach Italien, fährt mit dem Zug über Frankreich, Belgien, Holland nach Deutschland. „Zwei Jahre hatte ich da schon in meiner Heimat Pharmazie studiert“, sagt er. „Aber der Krieg hat das Studieren unmöglich gemacht.“ So macht er sich auf in die Fremde. In das verheißungsvolle Land. Seine Eltern, seine elf Geschwister, seine Freunde, seine vertraute Umgebung – all das lässt er hinter sich und startet in eine ungewisse aber hoffentlich bessere Zukunft. Mit der deutschen Sprache die neue Welt erobern: Und die bessere Zukunft erarbeitet er sich in der Tat. „Man muss die Sprache lernen“, sagt er. „Sie ist der Schlüssel zu einem besseren Leben.“ Kaum in Kiel belegt er Deutschkurse an der Volkshochschule und bei der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migranten in Kiel (ZBBS). Von Desoxyribonukleinsäure und Quietscheentchen: Um 8.30 Uhr starten die ersten Kurse. Um 18.30 Uhr enden die letzten. Kaum zu Hause steckt er seine Nase weiter in Deutsch-Lehrbücher. Er verzweifelt an Wörtern wie Desoxyribonukleinsäure und Quietscheentchen. An dem Dativ und indirekter Rede. An Teekesselchen-Worten wie Schimmel oder Bienenstich. Aber er beißt sich durch. Auf der Straße spricht er wildfremde Menschen an, um sein Deutsch zu trainieren. „Ich bin ein offener Mensch“, sagt Alsheghri Abdulrahman und lacht. „Zum Glück hab’ ich damit nur gute Erfahrungen gemacht.“ Nach eineinhalb Jahren ist „Malek“, wie ihn seine Freunde nennen, anerkannter Asylbewerber. Praktikum in der Sophien Hof Apotheke in Kiel: Es folgt eine Ausbildung zum Pharmazeutisch-Technischen Assistenten an den Bernd-Blindow-Schulen in Schwentinental. Dann folgt ein halbjähriges Praktikum in der Sophien Hof Apotheke Rüdel in Kiel. Wenig später arbeitet er eine Zeitlang in Hamburg in der Hauptbahnhof-Apotheke Wandelhalle. Als unsere Zeitung dort nachfragt, beschreiben die ehemaligen Kollegen ihn als „nett, fleißig und höflich“. Man sei erstaunt gewesen, wie schnell er Deutsch gelernt habe. Im Internet informiert er sich laufend. So stößt er auf eine Fortbildung zum Pharmareferenten und schafft auch das. Auftiegs-Bafög macht es möglich. „Seit letztem Jahr bin ich zudem noch vereidigter Dolmetscher und ermächtigter Übersetzer beim Oberlandgericht in Kiel“, erzählt Alsheghri Abdulrahman und strahlt. An der Kieler Uni studiert er jetzt Pharmazie: Seit dem Wintersemester steht noch ein weiterer Höhepunkt in seinem Lebenslauf: Er studiert Pharmazie in Kiel. Das Fach, das ihn immer schon interessiert hat. An unsere Zeitung hat er sich aber auch gewandt, weil er schon jetzt etwas zurückgeben möchte. „ Ich würde gerne helfen, dass sich andere Flüchtlinge hier in Deutschland besser integrieren können “, sagt er. Er hofft, dass er vielleicht die Stadt oder Vereine unterstützen kann. Er kenne viele Asylbewerber, die „nur rumsitzen, Tee trinken und Shisha rauchen und darüber klagen, wie schwer die deutsche Sprache ist“, sagt er. Aber „ aller Anfang sei schwer “. Gerne würde er beim Motivieren helfen. Auch dabei, die deutsche Kultur besser kennenzulernen und sie zu akzeptieren. „Es braucht immer Menschen, die zeigen, wie man einen Weg gehen kann“, sagt er. „Zum Glück haben mir dabei meine Lehrer und deutschen Freunde geholfen.“ Und: „Der deutsche Staat bietet uns Flüchtlingen so viel an – vom kostenlosen Deutschkursus bis zur ärztlichen Versorgung. Dafür müssen wir dankbar sein.“ Er liebt die deutsche Pünktlichkeit: Er liebe seine neue Heimat. Die deutsche Sauberkeit, die Pünktlichkeit, die Ordnung und die Zuverlässigkeit. Nur das Wetter sei „katastrophal“. „An einem Tag erlebst Du hier die vier Jahreszeiten“, sagt er lachend. Mit seiner Geschichte möchte Alsheghri Abdulrahman anderen geflüchteten Menschen zeigen, dass nichts unmöglich ist. Dass man alles erreichen kann, wenn man nur will. Irgendwann, so träumt der Moslem, möchte er selbst eine eigene Apotheke hier in Deutschland eröffnen. So, wie er sich bisher durchgebissen hat, wird er auch das schaffen. Wer Kontakt zu Alsheghri Abdulrahman aufnehmen möchte: abdulrahman.alsheghri@yahoo.de Weitere Nachrichten aus Kiel finden Sie hier.

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