Internationales Projekt: Hebbelschüler forschen nun im Internet

Die Hebbelschüler werden auf Englisch aus Schweden von Dennis Augustsson begrüßt: „Welcome everybody – herzlich willkommen alle zusammen!“ Zeitgleich blicken 77 Konferenzteilnehmer aus Spanien, Deutschland, Schweden und den USA den Mitarbeiter der schwedischen Universität West erwartungsvoll an – darunter eben auch 27 Zehntklässler der Kieler Hebbelschule. Denn ein international angelegtes, mehrjähriges Ökologieprojekt ist wegen der Pandemie nicht wie geplant umsetzbar. Statt es komplett zu streichen, haben es die Initiatoren daher einfach ins Internet verlegt. So kann Unterricht in Zeiten von Corona eben auch gehen: Schüler, Lehrer und Experten aus verschiedenen Ländern tauschen sich per Videokonferenz aus. Erasmus-Plus-Projekt wurde von Unis entwickelt: Im dritten Jahr ist die Hebbelschule nun Teil des Erasmus-Plus-Projekts namens Virtue-s. Entwickelt wurde es von der Universität in Göteborg in Zusammenarbeit mit Universitäten in Spanien, den USA und dem Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Die Schüler sollen das Leben in den Ozeanen erforschen, indem sie CD-große Scheiben ins Meer hängen und an ihnen den Bewuchs von Organismen analysieren. Genau wie auf einem Bootsrumpf setzen sich dort unter anderem Algen, Pocken und Muscheln ab. Was unter Bootsbesitzern als lästiges Fouling bezeichnet wird, „ist ein interessantes Forschungsobjekt. Denn: Innerhalb von einigen Monaten entwickelt sich hier ein vollständiges Ökosystem – vergleichbar mit anderen Ökosystemen wie dem Wald“, berichtet die promovierte Biologin und Hebbelschullehrerin Daniela Efler-Mikat. Erst erforschen, dann das Wissen teilen: Für die Schüler ein anschaulicher Stoff. „Damit wollen wir bei ihnen das Interesse und die Neugier für Naturwissenschaften wecken“, erklärt Joachim Dengg, Meeresphysiker und Koordinator für Schulprojekte am Geomar. Das Besondere an dem Virtue-Projekt: Die Schüler erforschen nicht nur die Bildung der Ökosysteme direkt in der Ostsee oder in Spanien direkt am Mittelmeer, sondern sie teilen anschließend ihr Wissen untereinander, in dem sie Wissenschaftsvideos drehen. Die Sache hat nur einen Haken: In Zeiten von Corona können die Schüler nicht zusammenarbeiten, nicht in Gruppen forschen, nicht experimentieren, nicht in andere Länder reisen – und auch nicht gemeinsam Videos drehen. Alternativ startete daher am Montagmittag die erste von insgesamt fünf englischsprachigen Video-Konferenzen, bei denen die Schüler erst Experten-Vorträge hören und dann in kleineren virtuellen Gruppen arbeiten. „Ich persönlich fand die Arbeit in den Gruppen am besten“, berichtet Hebbelschülerin Julie Leiendecker (15) kurz nach der ersten Konferenz über die Video-Plattform Zoom. „Es ist einfach mega die gute Möglichkeit, um sich mit Schülern aus anderen Ländern auszutauschen und zu hören, wie die das alles so grad erleben.“ Von den schwedischen Schüler habe sie erfahren, dass dort die Corona-Maßnahmen „viel lockerer“ sind, „die dürfen so gut wie alles“. Motivierende Online-Meetings: Gute Gespräche hatten auch Julies Mitschüler Bennett Nitsch (16) und Mila Herfort (16) in ihren virtuellen Klassenzimmern, der eine mit einer sehr lebhaften Gruppe und am Ende „vielen Gesprächen durcheinander“, die andere in einer eher ruhigen, aber konstruktiven Gesellschaft. Für alle war das Englisch „kein Problem, und wenn mal eine Vokabel fehlte, hat man die schnell nachgeschaut.“ Das Meeting „war absolut motivierend für die Schüler“, meint auch ihre Kunstlehrerin Jill Teichgräber. „Der Austausch unter den Schülernationen hatte einen großen Mehrwert, denn jetzt wissen sie, dass alle die gleichen Probleme mit den Videos haben“. Und dabei gab es Unterstützung vom Profi: Dennis Augustsson, Doktorand von der schwedischen West Universität, gab den Jugendlichen Tipps zum Erstellen der Wissenschaftsvideos. Trickfilme mit eigenen Zeichnungen: Das Konzept der Hebbelschüler steht nun, die Storyboards sind geschrieben. Weil sie sich nicht treffen dürfen, um ihre kleinen Ökosystem-Proben zu analysieren, haben sie sich für eine andere Art des Erklärvideos entschieden: Sie wollen Trickfilme mit eigenen Zeichnungen produzieren. Mit den digitalen Medien sind die Schüler ohnehin vertraut. Die ersten Onlinemeetings zwischen Schülern und Lehrern (zu den normalen Unterrichtsthemen und -fächern) hat die Hebbelschule laut Lehrerin Efler-Mikat am 20. April veranstaltet. Und es werden immer mehr. Mitunter geht es auch um die Projekte. Dann heißt es wieder: „Welcome everybody“. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein So viele bestätigte Corona-Fälle gibt es in Schleswig-Holstein Neue Lockerungen ab 4. Mai in Schleswig-Holstein Start der Maskenpflicht: Das sind die Probleme der Schleswig-Holsteiner Masken nähen: Welcher Stoff ist am besten geeignet? 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