Jahresrückblick 2020 im Kieler Süden: Streit um Südspange flammt wieder auf

In diesem Jahr ketten sich Umweltaktivisten mehrfach an Bäume, die dafür weichen müssten. Kleingärtner sehen ihre Datschen bedroht. Es gibt mehrere Demonstrationen unter dem Motto „Fahrrad fahr’n statt Autobahn“. Leidgeprüfte Pendler und die Kieler Wirtschaft warten dagegen sehnsüchtig auf die Umgehungsstraße im Kieler Süden. Der Bund beginnt 2020 die Vorplanung neu. Seine Autobahngesellschaft Deges beauftragt mehrere Ingenieurbüros mit einer weiträumigen Betrachtung der Autobahntrasse zwischen Kronsburg und Gaarden-Süd sowie mit einer neuen Machbarkeitsstudie. Auf der Basis neuer Daten wird ein vertiefter Variantenvergleich vorgenommen. Die Südspange ist da nur noch eine mögliche Variante – allerdings eine, die schon im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans steht und danach 2030 fertig sein soll. Das Gleiche gilt für den Ausbau der B 404 zur A 21 selbst. Er ist derzeit bis zwischen Nettelsee und Kirchbarkau im Kreis Plön fortgeschritten und wächst langsam, aber sicher weiter gen Norden. IHK fordert leistungsfähige Verkehrsanbindung: An die Fortsetzung des Autobahnausbaus bis nach Kiel hinein knüpfen sich große Erwartungen und große Widerstände. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Kiel erneuert im September ihre Forderung nach einer leistungsfähigen Verkehrsverbindung Richtung Süden. Sie sei „seit Jahren überfällig“, sagt ihr Hauptgeschäftsführer Jörg Orlemann. „Die Unternehmen der Region, der Seehafen Kiel und auch die Einwohner und Gäste Kiels warten seit Jahrzehnten auf eine optimale und zuverlässige Anbindung.“ Lesen Sie auch: Neue Debatte um die Südspange Die wird in der Kieler Kommunalpolitik 2020 zum Zankapfel. CDU, FDP und AfD bekennen sich zum Autobahnausbau einschließlich Südspange, um den Kieler Süden und das Ostufer von der drückenden Verkehrslast zu befreien. Die SPD geht auf Distanz zu ihrem eigenen Beschluss pro Südspange und bittet um eine Lösung ohne die Umgehungsstraße. Ihre Genossen auf dem Ostufer rebellieren allerdings dagegen. Grüne, Linke und SSW positionieren sich deutlich gegen die Südspange und setzen auf die Stadtbahn, deren erste Linie auch 2030 fertig sein soll – freilich ohne den Kieler Süden einzubinden. Die Operation Stadtbahn kommt unterdessen 2020 einen großen Schritt voran. Die Stadt Kiel gewinnt das dänische Ingenieurbüro Rambøll für die zweijährige Trassenplanung. Projektleiter ist Nils Jänig, ein Kieler Jung’. Der kennt sich aus. KVG setzt mehr Busse ein: Da lässt die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) sich nicht lumpen. Sie fährt mit mehr Bussen, zusätzlichen Nachtbuslinien und verdichteten Fahrplantakten ins neue Jahr, in dem zudem erstmals mehr als die Hälfte der 190 Fahrzeuge mit umweltschonenden Antrieben unterwegs sein werden. Darüber hinaus erneuert die KVG kurz vor Jahreswechsel den 600 Millionen Euro schweren Verkehrsvertrag mit der Stadt Kiel, sodass die KVG auch im kommenden Jahrzehnt den Öffentlichen Personennahverkehr in Kiel bestreiten wird. Dazu soll dann auch eine neue Fährverbindung zwischen der Fachhochschule in Neumühlen-Dietrichsdorf und der Kieler Innenstadt gehören. Der Probebetrieb wird 2021 aufgenommen. In ihrer letzten Sitzung im alten Jahr gibt die Ratsversammlung grünes Licht.