Kiel: Auf dem Grundstück der Felsenhalle entstehen drei Wohnhäuser

Alte Mauern, eingewachsen von Bäumen und Sträuchern. Eingeschlagene Fenster, die mit Spanplatten zugenagelt sind, morsche Holzbalken im Dachstuhl. Die einst so stolze Felsenhalle, im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel im Kieler Süden und später eine Brauerei, gibt ein trauriges Bild ab. Das Grundstück am Königsweg jedoch ist eine begehrte Fläche für Wohnraum. Und so hat sich der Unternehmer Dieter Weiland 2020 die Fläche gesichert. Sein Ziel: die alte Villa abreißen und Platz für Neubauten schaffen. Am Dienstag wurden die Pläne für die Wohneinheiten im Ortsbeirats Mitte vorgestellt. Bevor aber die Bagger anrollen, muss erst die Denkmalschutzbehörde ihre Zustimmung erteilen. Und auch Fragen zum Naturschutz sind noch nicht geklärt. Doch auch wenn noch keine Entscheidung der Denkmalschutzbehörde gefallen ist und ein staatliches Gutachten noch aussteht, sind die Pläne für die Bebauung auf dem 5.000 Quadratmeter großen Felsenhallen-Grundstück schon weit fortgeschritten. Auf dem Areal sollen drei Mehrfamilien-Häuser entstehen. Vorgesehen sind 30 Wohnungen mit 3.300 Quadratmeter Wohngeschossfläche. Außerdem wird es eine Tiefgarage und Stellplätze für Fahrräder geben. Sozialwohnungen sind nicht geplant, was für Kritik im Ortsbeirat sorgte. Die Preise für die Wohnungen stehen noch nicht fest. Wirtschaftlich macht ein Erhalt keinen Sinn: Vorgestellt wurde das Projekt im Ortsbeirat Mitte nicht von dem Investor, sondern von den zuständigen Architekten. „Es macht aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn, das Gebäude zu erhalten“, erklärte Robert Stüer, der geschäftsführende Gesellschafter des Büros Schnittger Architekten und Partner. Er betonte, dass es bereits ein Gutachten für die 1846 errichtete Villa gebe, das einen Abriss empfiehlt. Doch nicht sämtliche Andenken an die ehemalige Gastwirtschaft und Brauerei sollen verschwinden. So bleiben der markante Turm und die Kellergewölbe, in denen das Bier gelagert wurde, bestehen. „Einige Erinnerungen und die Funktionen des Ortes sollen erhalten bleiben“, sagt Stüer. Und der Architekt ist optimistisch, dass diese beiden Wahrzeichen den Abriss unbeschadet überstehen werden. „Über dem Gewölbekeller befinden sich fünf Meter Erde.“ Dies sei bereits ein natürlicher Schutz. Und der Erhalt des Kellers ist nicht nur aus nostalgischen Gründen essenziell, damit das Neubau-Projekt realisiert werden kann. Die Gewölbe dürfen aus Naturschutzgründen nicht abgerissen werden – sie sind ein Nistort für Fledermäuse, der nicht zerstört werden darf. Wie viele Tiere in dem unterirdische Gängesystem, das sich unterhalb der Moorteichwiese erstreckt, leben, ist nicht bekannt. Betreten werden dürfen der Turm und die Keller, die im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker dienten, nicht mehr. Die Ausnahme bilden Statiker, die die Bauten auf ihre Sicherheit überprüfen. Lesen Sie auch: Felsenhalle: Das Ende vom "Dornröschenschloss"? Und ein weiteres Umweltthema beschäftigt die Investoren: Um ihre Planungen umsetzen zu können, müssen auf dem parkähnlichen Grundstück Bäume gefällt werden. Um wie viele Exemplare es sich handelt, kann der Landschaftsarchitekt Johannes Kahl noch nicht sagen. Das hänge davon ab, wie die endgültige Baugenehmigung aussieht. Klar ist aber, dass es Ersatzpflanzungen geben wird. Wo die neuen Bäume im Stadtgebiet ihre Heimat finden, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Doch nicht alle gefällten Bäume müssten aufgrund der Neubauten weichen. Auf dem Grundstück stehen viele abgestorbene Gehölze, bereits im Februar mussten aus Sicherheitsgründen zwölf Bäume entfernt werden. Nicht der erste Anlauf für Neubauten: Die Idee, auf dem Gelände der Felsenhalle Wohnraum zu schaffen, ist nicht neu. Die langjährige Besitzerin Adda-Luise Feldmann plante schon in den 1980er-Jahren, auf dem Grundstück fünf Stadthäuser zu errichten. Doch 1985 wurde der Gebäudekomplex in die Denkmalliste eingetragen, was die Eigentümerin nicht begeistert hat, schließlich hatte sie die Wohnhäuser als Alterssicherung vorgesehen In einem KN-Artikel vom 20. Januar 1986 sagte sie, sie fühle sich „überrumpelt“. Nach der Aufnahme in die Denkmalliste ließ Feldmann die Felsenhalle offenbar nach und nach verfallen. Bis kurz vor ihrem Tod lebte Adda-Luise Feldmann auf dem Gelände. Als sie 2018 im Alter von 88 Jahren verstarb, vermachte sie dem Förderverein des Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseums das rund 5.000 Quadratmeter große Grundstück mit der Felsenhalle. 2020 kaufte es der Investor Dieter Weiland.