Erste Corona-Mutation in Kiel nachgewiesen

Die britische Virusvariante ist in Kiel angekommen. Ein Berliner Labor hatte den Verdachtsfall am Donnerstag bestätigt. Wie Sabine Herlitzius, Leiterin des Kieler Gesundheitsamtes, am selben Tag mitteilte, liegen noch 22 weitere Verdachtsfälle vor, die sich "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" mit der britischen Virusvariante angesteckt haben. Der bereits bestätigte Fall sei einem Ausbruchsgeschehen in St. Peter-Ording zuzuordnen. In den noch unbestätigten Fällen fällt es laut Herlitzius allerdings schwerer, die Infektionsquelle eindeutig zu bestimmen. "Den Menschen ist nicht klar, wo sie sich angesteckt haben", sagt Herlitzius. Klar ist nur: Die Virusvariante grassiert nur in den betroffenen Familien. Die Corona-Mutante verschont nur selten Familienmitglieder von Infizierten : "In der ersten Welle blieben oftmals Familienmitglieder von Corona-Infizierten verschont. Jetzt fällt auf, dass meist die gesamte Familie infiziert ist", sagt Herlitzius. Diese hohe Ansteckungsgefahr lege laut der Gesundheitsamtsleiterin den Rückschluss nahe, dass es sich dabei um die veränderte Form des Coronavirus handelt. Die Ergebnisse der Schnelltests seien jedenfalls eindeutig gewesen. AHA-Regeln und so wenig Kontakte wie möglich: Wegen der hohen Ansteckungsgefahr mahnt die Gesundheitsamtsleiterin, auch weiterhin die eigenen Kontakte so gering wie möglich zu halten. "Das Böse vermutet man immer außen", sagt Herlitzius. "Doch genau das ist in dieser Phase das Tückische. Jeder sollte sich stets fragen: Welcher Kontakt muss unbedingt sein?" Lesen Sie auch: Jetzt werden Mutanten auch in Kiel identifiziert Auch Kiels Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken (SPD) plädiert für das strikte Einhalten der Hygieneregeln - und zitiert dabei den Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP), der am Mittwoch sagte: "Die bekannten AHA-Regeln und insbesondere Kontaktbeschränkungen wirken selbstverständlich auch gegen diese Virus-Variante." Es sei nicht zu erwarten gewesen, dass die Mutante um Kiel einen Bogen machen, so Stöcken. Nun hoffe er, dass die Kieler Bevölkerung durchhalte: "Wir wissen, wie schwer das ist, weil wir all das selbst jeden Tag beachten müssen." Muss bald die gesamte Kieler Schulklasse in Corona-Quarantäne? Stöcken brachte auch verschärfte Regeln nach Coronafällen in Kitas und Schulen ins Gespräch. "Wenn die Mutante in einer Schulklasse nachgewiesen wird, muss in Einzelfällen auch die gesamte Klasse und nicht nur die Sitznachbarn in Quarantäne." Auch die Verlängerung der Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten von zuletzt zehn auf die ursprünglichen 14 Tage sei ein Mittel, um die Mutante einzudämmen, sagt Herlitzius: "Sich mit einem negativen Ergebnis aus der Quarantäne zu testen, geht nicht mehr." Lesen Sie auch: Ausgangssperre in Flensburg - Was sie jetzt wissen müssen Die Öffnung der Schulen und Kitas hält Sabine Herlitzius trotzdem für richtig: "Wir wollen den Weg der Öffnung gehen, aber wir müssen ihn vorsichtig gehen." Die größte Gefahr, sich anzustecken, bestehe weniger im Klassenraum, sondern vor allem auf dem Schulweg, auf dem Pausenhof oder in der Mensa. Dort gelte es, Abstand zu halten und die Regeln zu befolgen.

Kiel: Erste Corona-Mutation bestätigt - 22 Verdachtsfälle werden geprüft