Experte macht sich für Parkplätze stark

Der Kieler Consulter Thomas Grunewald hat im Auftrag der Stadtverwaltung einen kompakten Blick auf die von der Elisabethstraße geprägte Gaardener Einkaufslandschaft und speziell den Alfons-Jonas-Platz geworfen. Dieser weitgehend zum Parken genutzte Platz unterbricht die Elisabethstraße und ruft genau wegen dieser Lage Gedankenspiele hervor, ob mehr Aufenthaltsqualität und weniger Autos möglicherweise eine sinnvollere Nutzungsmöglichkeit wären. Experte warnt: Bedeutung von Parkplätzen nicht unterschätzen: Auch für ihn habe diese Option nahegelegen, meint dazu Grunewald, der am Ende aber zu einer anderen Haltung gekommen ist. Entscheidende Bedeutung habe der Alfons-Jonas-Platz dafür, die Geschäfte im Zentrum schnell und mit kurzen Fußwegen zu erreichen, argumentiert er. Auch die meist wuseligen und zuweilen chaotischen Bilder von Autos, deren Fahrer entweder auf Parkplatzsuche sind oder mal eben an Stellen, die so gar nicht dafür geeignet sind, einen Halt einlegen, betrachtet der Consulter recht wohlwollend. Gaarden sei als Stadtteil ohnehin „unheimlich lebendig“, nach dem Motto „Sehen und gesehen werden“ mit dem Auto durchs Zentrum zu cruisen, das gehöre vielfach „zum Lebensgefühl“. Auch grundsätzlich warnt Grunewald davor zu unterschätzen, wie wichtig Parkplätze für den Handel in einer Stadt sind. Selbst die Holtenauer Straße mit ihren individuellen bis erlesenen Angeboten hätte nach seiner Überzeugung arge Schwierigkeiten, wenn sie plötzlich stellplatz- oder gar autofrei wäre. Maximale Parkzeit muss auch kontrolliert werden: Nicht zu ignorieren ist allerdings auch aus Sicht von Grunewald, dass der Alfons-Jonas-Platz allzu oft überhaupt nicht von Kundschaft genutzt werden kann, die Geld in die Geschäfte tragen will. Vielmehr blockieren dauerparkende Inhaber oder Mitarbeiter gern die Stellplätze und mehr noch die Beschäftigten der nahegelegenen Werften. Der Berater plädiert deshalb dafür, die Parkzeit zu begrenzen und vor allem strikt zu überwachen. Wobei gerade die Überwachung der springende Punkt zu sein scheint, denn länger als zwei Stunden darf tagsüber zumindest theoretisch schon jetzt kein Auto dort stehen. Aus anderen Gründen reserviert gegenüber einer Umgestaltung dieses Platzes äußert sich die Grünen-Ortsbeirätin Edina Dickhoff. Sie verweist darauf, dass entlang der Elisabethstraße und damit zugleich über den Alfons-Jonas-Platz künftig die Trasse der Stadtbahn verlaufen könnte. Bevor dies geklärt sei, wäre es nach ihrer Meinung unsinnig, viel Geld für einen kurzlebigen Umbau zu investieren. Unterdessen könnte sich Markus Sobotta von der Linken ein Shared-Space-Modell vorstellen, also die gemischte und gleichberechtigte Nutzung des Platzes durch Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer. Müll und Ratten ein Problem für den Standort: So oder so spricht die Stadtverwaltung in Person ihres Gaarden-Spezialisten Christoph Adloff erst vom „Beginn einer Diskussion“. Eine grundsätzliche Blockade durch die mögliche Stadtbahn sieht er dabei jedoch nicht, denn wirklich interessant wird dieses Thema nach seiner Schätzung kaum vor dem Jahr 2030. Durchaus interessant ist derweil nach Einschätzung von Thomas Grunewald das Geschäftsleben in der Elisabethstraße und drumherum. Bei seiner Erhebung hat er 40 Ladengeschäfte gezählt, dazu 84 gastronomische Betriebe und allerdings auch zehn Spielhallen, die sich fast niemand wünscht. Fast durchweg sind Geschäfte wie Gaststätten und Imbisse nach der Erhebung auf die von wenig Kaufkraft definierten Verhältnisse vor Ort zugeschnitten. Diese Ausrichtung auf den lokalen Markt führt laut Grunewald dazu, dass sich die Betriebe vielfach „sehr erfolgreich“ behaupten. Eine vertiefte Untersuchung zur Frage, wie es womöglich noch ein Stück besser laufen könnte, empfiehlt der Experte dennoch. Zwei Tipps hat er schon jetzt parat: Der viele Müll im Stadtteil ist nicht gerade ein Standortargument – und erst recht nicht der ehemalige Dabran-Markt, der zum Biotop für Tauben und Ratten heruntergekommen ist. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

Kiel-Gaarden: Alfons-Jonas-Platz - Experte macht sich für Parkplätze stark