Kiel: In den letzten Tagen fielen in Kiel 34 Liter Regen pro Quadratmeter

Der Kleine Kiel hat einen kleinen Bruder bekommen. Im Hiroshimapark, in direkter Nachbarschaft zum Innenstadtgewässer, hat sich eine Pfütze gebildet, die immerhin so groß ist, dass dort rund ein Dutzend Enten schwimmen und tauchen. Durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage stehen die Grünflächen in der Stadt unter Wasser. Von den Krokussen, die bereits blühen, sind immerhin noch die Spitzen zu erkennen. Seit dem Wochenende und Sturmtief Sabine sind in den vergangenen drei Tagen im Kieler Stadtgebiet im Schnitt 34 Liter Regen auf den Quadratmeter niedergegangen. "Normal sind 19 Liter im gesamten Februar", berichtet Sebastian Wache, Meteorologe bei Wetterwelt mit Sitz in der Schauenburgerstraße. Tief über so langen Zeitraum ungewöhnlich: Dass es im Februar stürmisch sein kann, ist nichts Besonderes, sagt der Wetterexperte. „Winterstürme hat es immer schon gegeben.“ Dass es aber über einen so langen Zeitraum so viel regnet und windet, sei ein außergewöhnliches Phänomen. Grund für das Wetter ist ein Tiefdruckgebiet, das sich übermäßig hartnäckig über dem Atlantik hält. Bei dem vielen Regen ist es somit nicht überraschend, dass die Grünflächen überschwemmt sind. „In Parkanlagen sind nur in Ausnahmefällen Entwässerungsanlagen vorhanden, es werden lediglich breitere Hauptwege entwässert“, sagt die Leiterin des Grünflächenamts, Petra Holtappel. Im Schrevenpark oder im Hiroshimapark entwässern die vorhandenen Leitungen direkt in die vorhandenen Teiche. In anderen Grünflächen wird das Niederschlagswasser auf Rasenflächen geleitet, wo es dann langsam dem Grundwasser zugeführt wird oder verdunstet. Kleingärnter sind genervt: Wenig begeistert sind derzeit die Kleingärtner. „Zwei Drittel unserer 26 Anlagen benötigen neue Drainagen, aber die Stadt kümmert sich nicht“, klagt Gert Rehse, der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes der Kleingärtner. „Die Pächter sind genervt, sie haben keine Lust, Seerosen anzupflanzen.“ Doch nicht nur in den Parks und auf Wiesen steht das Wasser. An der Holsten-Fleet-Baustelle können Passanten bereits einen Eindruck gewinnen, wie es aussehen wird, wenn die Becken im Frühjahr geflutet werden. In den noch leeren Beton-Kanälen steht das Regenwasser mehrere Zentimeter hoch. Kanalisation ist gerüstet: Sorgen, dass die Kieler Kanalisation das viele Regenwasser nicht mehr aufnehmen kann, bestehen bei der Stadt nicht, sagt Tiefbauamtsleiter Peter Bender. „Die Kanäle drohen nicht überzulaufen. Das ankommende Schmutzwasser wird kontinuierlich abtransportiert.“ Messsysteme in den Kanälen überprüfen die transportierten Durchflussmengen und den Wasserstand. Durch „lokale Starkregenereignisse“ sei es allerdings möglich, dass auf asphaltierten Flächen der Regen nicht unmittelbar über vorhandene Abläufe in das Kanalsystem abfließen oder von unbefestigten Flächen aufgenommen werden könne, meint Bender. Große Pfützen haben sich beispielsweise auf dem Hasseldieksdammer Weg gebildet. Das Kieler Kanalnetz ist etwa 1240 Kilometer lang, davon sind 640 Kilometer Regenwasserkanäle. Das Schmutzwasser fließt in das Klärwerk Bülk. Regenwasser fließt in der Regel in Regenrückhaltebecken, Regenklärbecken und Vorfluter wie die Kieler Förde oder die Schwentine. Kurzes Hoch vor dem nächsten Sturm: Der Meteorologe Sebastian Wache geht davon aus, dass sich das Wetter in den nächsten Tagen etwas bessert, was allerdings nur eine kurze Atempause ist, bevor am späten Sonnabend und am Sonntag das nächste Sturmtief auf Kiel zukommt. Am Donnerstag und am Freitag wird es immer wieder sonnige Abschnitte geben, ein Hoch bringt auch wieder wärmere Luft mit sich. Das Unwetter, das ab Sonnabendnachmittag eintrifft, soll aber weniger schlimm sein als Sturmtief Sabine. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

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