Kiel: Innovations-Festival bringt virtuellen Hunde-Spaziergang hervor

Ob ein virtueller Spaziergang mit dem Hund oder die Entwicklung von neuem Schulmaterial für Blinde – das diesjährige Innovations-Festival im Anscharpark in der Wik hat wieder viele neue Projekte und Ideen hervorgebracht. Am Dienstagnachmittag haben kreative Köpfe im Anschar-Campus insgesamt 14 Prototypen vorgestellt, die sie anlässlich des Innovations-Festivals erstellt haben. In diesem Jahr mussten die Organisatoren der Veranstaltung, die Teil des deutsch-dänischen Interreg-Projektes Vekselwirk ist, jedoch auf die Ideenentwicklung vor Ort und eine große Präsentation mit viel Publikum verzichten. Deshalb sind die 15000 Euro Veranstaltungsbudget aufgeteilt und je 1000 Euro für die Entwicklung von Prototypen ausgeschrieben worden. Von Juni bis Mitte August hatten die Entwickler dann Zeit, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Lübecker stellt Farbkompass für Blinde auf dem Innovations-Festival vor: Einer dieser Entwickler ist Eric Bahr aus Lübeck. Der gelernte Fahrradbauer ist im Co-Working-Space mit seiner Projektpartnerin Sylvia Goldbach Anfang dieses Jahres auf die Idee gekommen, einen taktilen Farbkompass herzustellen. Damit sollen Blinde Farben fühlen können. Verschiedene Oberflächenstrukturen symbolisieren verschiedene Farben – Blau ist unter anderem durch ein Wellenmuster dargestellt, weil es mit dem Meer assoziiert wird. „Wir haben uns gefragt, welche Oberfläche passt zu welcher Farbe“, sagt Bahr. „Ist es fühlbar?“ – das war das Kriterium. Bahrs Idee geht aber über die bloße Farbenlehre hinaus. Auf dem Innovations-Festival präsentiert er auch die Darstellung einer Nervenzelle – ebenfalls mit verschiedenen Oberflächenstrukturen und den dazugehörigen Begriffen in Brailleschrift. In derselben Weise sollen Landkarten für Sehbehinderte verbessert werden: Statt die Landschaft nur durch unterschiedliche Höhen darzustellen, sollen auch hier die verschiedenen Strukturen der Farbenlehre zum Einsatz kommen. Eine Mischung aus Pokemon Go und dem Hosentaschen-Haustier Tamagotchi präsentierte der Kieler Dennis Reinmüller. Dog Walk AR ist eine App, in der ein Hund neue Erfahrungen statt Futter braucht. Die bekommt er, indem er den Nutzer an Orte führt, die dieser noch nicht kennt – sei es der kleine Keramikladen in einer unbekannten Seitenstraße oder der Park am Rande der Stadt. Kiel mit dem Hund neu entdeckt: „Wir wollen die gesamte Breite der Stadt zeigen“, sagt Reinmüller. Die Idee kam ihm bei seinem Umzug von London zurück in seine Heimatstadt Kiel. In den zwölf Jahren, die er nicht hier lebte, habe sich die Stadt stark verändert. „Mit unserem Hund haben wir Kiel wiederentdeckt“, sagt er. Den Prototyp für das Innovations-Festival haben sie anhand der Stadt Kolding entwickelt. „Die Idee ist aber auf jede Stadt übertragbar.“ Neben dem Entdecken einer Stadt ist die Unterstützung des Einzelhandels ein weiterer Gedanke bei der Entwicklung von Dog Walk AR. „Wir wollen mit kleinen Händlern reden und das mit Belohnungen für den Hund oder einem kostenlosen Kaffee verbinden“, sagt Dennis Reinmüller. Auch nachhaltige Spanplatten und ein Lichterfest auf dem Innovations-Festival vorgestellt: Mika Siponen und Hannes Stuhr präsentierten einen Prototypen von nachhaltigen Spanplatten. Deren Basis ist nicht Holz, sondern Hanf. Das bringe einige Vorteile mit sich, erklärt Siponen: Die Spanplatten seien biologisch abbaubar und entflammen nicht, zudem wachse Hanf schnell nach und die Platten seien leichter als die konventionelle Variante aus Holz. Und: „Die Platten kann man essen, die sind vegan“, sagt Siponen. Weitere Projekte waren unter anderem eine mobile Küche, die durch ein einfaches Klemmverbindungs-System schnell aufgebaut werden kann oder das Lichterfest East Side Lights, das im August auf dem Campus der Fachhochschule zu sehen war. Mehr Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.