Kiel: Interview mit Yooweedoo-Initiator Christoph Corves

Herr Corves, was bedeutet die Pandemie für den Yooweedoo-Wettbewerb? Prof. Christoph Corves: Für die Projekte, die drei oder vier Monate vor Corona geplant wurden, war es schwer. Da haben wir überlegt, ob wir den Wettbewerb abbrechen müssen. Vor allem, weil nicht absehbar war, wie lange die Situation andauern würde. Aber das wäre das falsche Signal gewesen. Wie ging es dann weiter? Die damaligen Teilnehmer mussten ihre Projekte anpassen. Das war bei den meisten aber ein kleineres Problem, als zunächst angenommen. Bei den nachhaltigen Stofftaschentüchern von „änkerchief“ dachten wir, dass jetzt alle auf Einweg setzen. Die gehen aber weg wie warme Semmeln. Schwer hatten es nur die „Küstenhelden“, die benachteiligten Jugendlichen am Ostufer helfen wollen. Die konnten erst nach dem Lockdown im vergangenen Sommer aktiv werden. Die Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbs hatten aber genug Zeit, sich auf die derzeitigen Bedingungen einzustellen. Welche Herausforderung bedeutete der Lockdown für die Workshops? Auch wir mussten umplanen. Das hat mehrere Wochen gedauert. Nachdem wir unser Sommercamp über Zoom abgehalten hatten, wussten wir aber, das funktioniert. Seither haben alle Kurse der Akademie für Social Entrepreneurship nur als Live-Online-Workshops stattgefunden. Der Andrang war so groß, dass wir sie doppelt und dreifach hätten füllen können. Welche Chancen ergeben sich daraus für das Programm? 60 bis 70 Prozent unserer Teilnehmer kommen aus Schleswig-Holstein und vor allem Kiel, weil wir mit unserem Programm hier in der Szene bekannt sind. Durch die Online-Kurse erreichen wir andere Zielgruppen: Neben Studenten auch Berufstätige, auch aus anderen Bundesländern. Sie bringen eine andere Lebens- und Berufserfahrung mit. Unsere Studenten sitzen jetzt zum Beispiel neben Gründern aus Berlin. Davon profitieren beide Seiten. Außerdem wird Kiel als Gründerstandort mit seiner Szene bekannter. Was heißt das für die Zukunft? Neben unseren Online-Kursen auf der Yooweedoo-Plattform, die es auch schon vor Corona gab, wollen wir auch die Akademie für Social Entrepreneurship mit ihren Live-Kursen ausbauen. Gibt es auch Nachteile? Natürlich macht es mehr Spaß, die Teilnehmer aus der Region persönlich zu treffen. Wir haben dazu extra einen Raum in der Alten Mu angemietet, in dem wir Kurse geben und der von Teilnehmern als Co-Working-Space genutzt werden kann. Den wollen wir behalten, in der Hoffnung, bald wieder unterrichten zu können. Lesen Sie auch: So geht es mit dem Yooweedoo-Wettbewerb weiter Tun Kiel und Schleswig-Holstein genug für soziale Innovationen? Dieses Jahr haben Stadt und Land uns ermöglicht, auch Teilnehmer außerhalb der Uni zu unterstützen. Allerdings läuft die Finanzierung Ende 2021 aus. Ich bin aber zuversichtlich, dass sie verlängert wird. Denn das Land braucht kostenfreie Lernangebote für Gründer sozialer Unternehmen.