Kiel: Plakate zum Internationalen Frauentag zeigen Benachteiligungen auf

Rund um den Internationalen Frauentag am 8. März werden in der Stadt Plakate mit fünf verschiedenen Motiven zu sehen sein, die vor Augen führen sollen, dass es noch keine Gleichstellung in der Gesellschaft gibt. Den Internationalen Frauentag, an dem weltweit auf Frauenrechte und bestehende Diskriminierung aufmerksam gemacht wird, gibt es seit 110 Jahren. „Solange noch nicht selbstverständlich ist, dass Frauenrechte Menschenrechte sind, braucht es auch den Internationalen Frauentag“, sagt Helga Rausch, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Das Thema Gleichstellung müsse man immer wieder ins Bewusstsein rufen. Organisiert wird die Plakat-Aktion vom Arbeitskreis 8. März unter Federführung der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Kiel und vom Frauenbündnis Kiel, dem unter anderem auch die Fachhochschule und mehrere Gewerkschaften angehören. Kieler Plakat-Aktion zum Frauentag statt Veranstaltungen: Die Kampagne ist eine Alternative, da aufgrund der Pandemie keine Veranstaltungen stattfinden können. „Damit erreichen wir sicherlich auch andere Personen als sonst. Zu den Veranstaltungen kommen ja insbesondere Menschen, die sich ohnehin mit dem Thema auseinandersetzen“, so Rausch. „Sorgearbeit und Gewalt sind Themen, die durch die Pandemie verschärft und besonders deutlich werden“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Lesen Sie auch: EU-Kommission: Kein Land erreicht Gleichstellung der Geschlechter bis 2030 „Frauen sollen im Homeoffice arbeiten, den Haushalt machen und sich noch um das Homeschooling für drei Kinder kümmern.“ Die psychische Last nehme zu, in der Folge könne es sehr viel mehr Erkrankungen zu Lasten der Frauen geben. Insgesamt werde Sorgearbeit als selbstverständlich hingenommen und noch immer den Frauen zugeschrieben – darauf macht das Plakat mit dem Spruch „Das bisschen Haushalt – all das wuppt jetzt Gerd?“ aufmerksam. „Wer mehr Sorgearbeit macht, hat weniger Zeit, bezahlter Arbeit nachzugehen“, so Rausch. Es sei wichtig, Modelle wie Elternzeit für Männer attraktiver zu machen. Nur ein Drittel der Kieler Landtagsabgeordneten sind Frauen: Dass 32 nicht gleich 68 ist, darauf bezieht sich das Plakat zur Beteiligung von Frauen in der Politik. Die Zahl ist schnell erklärt: Im vergangenen Jahr waren 32 Prozent der Landtagsmandate durch Frauen besetzt. Sie hätten es schwerer als Männer, politische Mandate zu erringen, sagt Rausch. Es brauche nicht nur paritätisch besetzte Listenplätze, sondern auch eine gerechtere Verteilung der aussichtsreichen Direktmandate. „Es stimmt nicht, dass nicht genug Frauen Interesse an Politik haben. Doch die Platzhirsche sind schon da.“ Auf den anderen Plakaten wird Gewalt gegen Frauen und die niedrige Zahl der Verurteilungen von Vergewaltigungen thematisiert sowie der Gender-Pay-Gap, also das geschlechtsspezifische Lohngefälle. Ein weiterer Aspekt ist die Ungleichheit an den Hochschulen, 2019 war weniger als jede vierte Professur im Land durch eine Frau besetzt. So stellt Rausch fest: „Wir brauchen bei allen Themen einen Kulturwandel.“