Sicherheit auf See: Das sind die Gefahren im Winter

Wer mindestens 16 Jahre alt ist, der darf sich ein Motorboot mit einem Außenbordmotor von 15 PS (11,03 Kilowatt) nehmen und damit auch über die Seeschifffahrtsstraße kreuzen. Und das machen nicht wenige. „Wir sehen da deutlich einen Trend“, so Ingo Berger, Leiter des Kieler Reviers der Wasserschutzpolizei. Seit das Bundesverkehrsministerium mit der Umsetzung des Bundestagsbeschlusses „Neue Impulse für die Sportbootschifffahrt“ die Führerscheinpflicht für Sportboote im Oktober 2012 gelockert hat, ist der Weg auf die Bundeswasserstraße deutlich unkomplizierter. Mehr Menschen haben die Chance für Ausflüge: Die Führerscheinfreigrenze in der Sportschifffahrt für den See- und Binnenbereich ist von fünf auf 15 PS erhöht worden. Damit können mehr Menschen Ausflüge mit Motorbooten machen. Immerhin: Was im Gesetzestext der „Verordnung zur Änderung sportbootrechtlicher Vorschriften im See- und Binnenbereich“ veröffentlicht wurde, hat dabei keineswegs für Ruhe in den Wassersportschulen gesorgt. „Wir merken ganz deutlich, dass heute mehr Menschen zu uns kommen und einen Sportbootführerschein machen wollen“, sagt Timo Schwarz von der Wassersportschule Nord-Ostsee-Kanal. Zahl der Sportbootlehrgänge steigt: Die Möglichkeit zum Ausleihen eines Bootes mit 15 PS sorge dafür, dass sich die Kunden deutlich mehr mit der Materie beschäftigen. „Viele sind nach der Fahrt mit 15 PS so angefixt, dass sie danach mehr wollen“, so Schwarz. Durch die Anhebung der Motorleistung kommen nach seiner Beobachtung mehr Leute aufs Wasser. „Wir beobachten da auch eine Zunahme“, so Ingo Berger, Revierleiter der Wasserschutzpolizei Kiel. Das Hauptaugenmerk der Polizei liegt dabei auf der Sicherheit. „Das ist auf der Kieler Förde angesichts des Verkehrs aber nicht immer ganz einfach. Die Anzahl der Verwarnungen ist deutlich nach oben gegangen“, so Berger. Da immer öfter auch Sportboote in den Engstellen wie vor Friedrichsort in der Schleusenzufahrt unterwegs sind, hat die Polizei auch die Gangart verschärft. „Es wird jetzt generell verwarnt. Wir müssen eben über das Portemonnaie das Gehirn der Menschen erreichen“, sagt Berger. Polizei greift bei Verstößen härter durch: Ein Grund dafür sind die Erfahrungen der Beamten aus dem Sommer 2019. „Wir mussten eine Verrohung der Sitten feststellen. Die mündliche Ermahnung zeigt leider keine Wirkung mehr“, so Berger. Deshalb werden jetzt konsequent Verfahren eingeleitet. Und das Winterhalbjahr ist da auch für die Polizei keine Ruhepause mehr. „Diese Zeit nutzen wir jetzt, um auch in die Segelvereine zu gehen und dort Aufklärungsarbeit zu leisten“, so Berger. Die Zeiten, in denen Ende November die Förde frei von Sportbooten war, sind vorbei. Auch in der dunklen Jahreszeit liegen noch 90 der 2375 Sportboote an den Liegeplätzen des Sporthafens Kiel im Wasser. „Wir bieten in den Sporthäfen Wellingdorf und Stickenhörn auch in der Winterpause Liegeplätze an“, sagt Christian Hainke, Betriebsleiter der Sporthafen Kiel. Die anderen fünf Häfen werden in der Zeit vom 15. November bis 15. März geschlossen. Wer im Winter mit dem Boot aus Wasser möchte, der sollte die Regeln sehr genau kennen. Und: „Wichtig ist, auf jeden Fall defensiv zu fahren“, sagt Polizist Ingo Berger. Bei den Seenotrettern hat man ein waches Auge auf die Sportboote im Winter. „Ganz wichtig ist die genaue Vorbereitung eines Törns mit einer Sicherheitseinweisung“, sagt Ralf Baur von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Zur Planung gehören Wettervorhersagen und natürlich die Notfallvorbereitung. „Ganz wichtig ist, das an Land jemand ist, der über die geplante Rückkehr, die Zahl der Bootsinsassen und die Reiseroute informiert ist, damit er im Notfall auch Angaben für die Retter machen kann“, so Baur. Da bei kleineren Motorbooten mit 15 PS eine Ausstattung mit einem Smartphone statt mit Seefunkgerät die Regel ist, sollte auch hier auf den Akku-Zustand geachtet werden. „Es macht wenig Sinn, wenn der Akku beim Start schon auf 20 Prozent ist“, so Baur. Passend zur Ausrüstung vieler Skipper hat die DGzRS die App SafeTrx entwickeln lassen. Damit kann die Seenotleitung in Bremen im Notfall die Position orten. Deshalb sollte diese App vor dem Start der Reise unbedingt heruntergeladen und aktiviert sein. Zur Sicherheitsausrüstung an Bord sollte aber trotz Smartphone auch immer Signalmunition gehören. Handfackeln oder Leuchtsterne können gerade im Winter bei früher Dunkelheit Retter auf große Entfernung auf kleine Boote aufmerksam machen. „Da der Handyempfang ist auch in Küstennähe nicht immer gegeben, ist eine Handfackel lebenswichtig“, so Baur. Die Ausrüstung mit Schwimmwesten und warmer Kleidung sind gerade in den Wintermonaten eigentlich selbstverständlich. Mehr über die Arbeit der Wasserschutzpolizei lesen Sie hier.

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