Kiel: Wie die Stadtbahn die Holtenauer Straße in der Wik verändern wird

Sie beugen sich über Straßenpläne, tragen auf Klemmbrettern Anmerkungen ein und stellen Fragen: Die Menschentraube am Montagabend in der Holtenauer Straße fällt auf. Rund 60 Menschen sind zu einem Stadtspaziergang gekommen. Thema ist die Stadtbahn, die in einigen Jahren auch in der Wik fahren soll. Das geplante Verkehrsmittel sorgt für viele Fragen. Deswegen hat die Stadt Menschen aus Kiel eingeladen, um zu diskutieren, sich zu beteiligen. Und dies direkt an einigen Orten, die sich durch die Stadtbahn deutlich verändern werden. Fachleute von Stadt, Verkehrsplanung und Tiefbauamt sind mit dabei. Den Anfang der täglichen Spaziergänge durch Kieler Stadtteile in dieser Woche macht die Wik an diesem Montagabend, Treffpunkt Belvedere. Holstein-Stadion in Kiel: Stadtbahn soll nicht kompletten Bedarf decken: Der Plan: An der Kreuzung Belvedere soll eine Sackgasse auf die Projensdorfer Straße Richtung Holstein-Stadion abzweigen. Die Stichhaltestelle soll bei Heimspielen von Holstein Kiel und anderen Anlässen mit hoher Nachfrage genutzt werden. Ein Thema, das auch die Anwohnenden bewegt. Reicht die Kapazität der Stadtbahn überhaupt aus? Oder ist Chaos zu erwarten? Insbesondere bei einem künftig noch größeren Stadion? „Mit der Haltestelle soll natürlich nicht das ganze Stadion gefüllt werden“, sagt Nils Jänig, Projektleiter des dänischen Verkehrsdienstleisters Ramböll. Er stellt eine Beispielrechnung auf: In eine Tram passen 375 Menschen, an Spieltagen könnten es auch mal 400 sein. Zwei Fahrzeuge passen an der Haltestelle nebeneinander. „Man kann somit also 800 Menschen gleichzeitig transportieren“, sagt Jänig. Eine Tram würde im Zehn-Minuten-Takt fahren, diese Frequenz könnte sich bei Bedarf auch erhöhen. „Gerade am Wochenende erwarten wir, dass wir einige Fahrzeuge für solche Zwecke übrig haben werden.“ Stadtbahn in Kiel: Teile von Privatgrundstücken werden womöglich benötigt: Nächstes großes Thema beim Spaziergang: Privatgrundstücke, von denen Teile möglicherweise für die Stadtbahn benötigt werden. „Wir wollen niemanden enteignen“, stellt Holger Wesselmann von der Stabsstelle Mobilität klar. Noch befinde man sich in einem frühen Stadium der Planungen. In den kommenden Jahren sollen Gespräche mit Grundstückseigentümern geführt werden, die möglicherweise von den Planungen der Stadtbahn direkt betroffen sind. Drei Trassenspaziergänge werden in dieser Woche auf geplanten Stadtbahnstrecken angeboten. Die Spaziergänge starten jeweils um 17 Uhr und dauern etwa zwei Stunden. Mittwoch, 11. Mai, Elmschenhagen: Treffpunkt Tiroler Ring/Ecke Wiener Allee vor der Hermann-Löns-Schule. Donnerstag, 12. Mai, Projensdorf: Treffpunkt Steenbeker Weg/Ecke Torfende an der Bushaltestelle Torfende. Freitag, 13. Mai, Mettenhof: Treffpunkt Stockholmstraße/Ecke Skandinaviendamm bei der Tankstelle. Das Thema Parkraum wird in der Wik im Zusammenhang mit der viel Platz einnehmenden Stadtbahn ebenfalls diskutiert. „Nicht jeder Parkplatz kann erhalten werden“, sagt Wesselmann. Man werde aber ausreichend Alternativen schaffen, als Beispiel nennt er Quartiersgaragen. Auch der Lieferverkehr solle in den Planungen berücksichtigt werden. Autoverkehr in Holtenauer Straße soll zurückgehen: Insgesamt wird sich der Verkehr in der Straße verändern. Die meisten Buslinien werden dort von der Stadtbahn verdrängt. „Auch der Durchgangsverkehr soll abnehmen“, erklärt Wesselmann. Die Menschen setzen sich in Bewegung. Insgesamt fünf Stationen entlang der Holtenauer Straße laufen sie ab, von der Kreuzung Belvedere bis zur Kreuzung Prinz-Heinrich-Straße. „Mit dem Format wollen wir viele Menschen in den Stadtteilen erreichen“, sagt Anne Steinmetz von der Stabsstelle Mobilität der Stadt Kiel. „Die Anwohnenden sind Experten in ihrem Stadtteil, ihre Ideen und Anmerkungen wichtig.“ Trassenspaziergang in Kiel ist erst der Anfang der Bürgerbeteiligung: Einige schreiben Ideen auf ihre Zettel, die am Ende des Spaziergangs eingesammelt werden. In die Trassenstudie, auch in weitere Planungen sollen diese Ideen einfließen. Nach knapp zweieinhalb Stunden ist der Spaziergang beendet – und viele Fragen beantwortet. Quietscht eine Tram in den Kurven? „Ja“, sagt Jänig, insbesondere bei trockenem Wetter in engen Kurven. Diese wolle man daher möglichst vermeiden. Wie barrierefrei wird die Stadtbahn? „Möglichst zu 100 Prozent“, antwortet Jänig. Lesen Sie auch Studie vorgestellt: So soll die Stadtbahn durch Kiel fahren Künftige Trasse der Kieler Stadtbahn wird konkreter: Jetzt sind die Bürger gefragt Klar ist: Die Stadtbahn steht noch am Anfang. Auch die Straßenspaziergänge in dieser Woche sind erst ein Start. Im kommenden Jahr beginnt die Vorplanungsphase für die Stadtbahn, dann soll es ähnliche Formate erneut geben. Denn die Menschen sollen mitbestimmen können – bei einem Verkehrsmittel, das Kiel verändern wird.