Verkehrslärm zermürbt die Anwohner

Das Wohngebiet scheint auf den ersten Blick absolut idyllisch zu liegen: In dem Wohnviertel gegenüber des Vieburger Gehölzes finden sich Einfamilienhäuser mit kleinen Gärten, in denen Spielgeräte und Rutschen aufgebaut sind. Auf den Wegen herrscht kaum Verkehr. Es wirkt alles sehr familienfreundlich. All das waren Gründe für Andy Geiersbach und seine Familie genau wie für seine Nachbarn, Christiane und Olaf Köppe sowie Nicole Bauer, sich in der Spolertstraße ein Haus zu kaufen. Verkehrsbelastung steigt seit Jahren an: „Als wir 1996 herzogen, war es um einiges ruhiger. Seitdem ist die Verkehrsbelastung vor unseren Haustüren permanent gestiegen“, erklärt Geiersbach. Der Ausbau des Gewerbegebietes Wellsee sowie der Bau der neuen Wohngebiete in Neumeimersdorf seien für ihn dafür verantwortlich. Dazu komme, dass – mit der Fertigstellung der A 20 ab Bad Segeberg – viele Lkw-Fahrer die B 404 nutzen, um nach Lübeck oder Rostock zu kommen. „Früher sind die über die B 76 gefahren.“ Auch die jüngsten Baustellen auf der B 76 haben zu einer Zunahme des Verkehrs auf der B 404 geführt. Zudem seien Lieferverkehre aufgrund von erweiterten Ladenöffnungszeiten früher und länger auf den Straßen unterwegs, erklären die Anwohner mit Blick auf die viel befahrene Straße unter ihnen. „Nachts mit offenem Fenster zu schlafen, geht gar nicht“: Von ihren Hanggrundstücken können die rund 15 Familien „in der ersten Reihe an der B 404“ direkt auf die Fahrbahnen schauen. Rund vier bis zehn Meter unter ihren Gärten drücken Pkw- und Lkw-Fahrer aufs Gaspedal. „Die vorgeschriebenen 50 km/h fährt hier kaum einer“, glaubt Olaf Köppe. „Wenn die Laster vorbeifahren und die Fahrer auf der Steigung nach Kiel und aus Kiel heraus aufs Gas treten, dann wackelt in der Vitrine das Glas“, berichtet auch seine Frau Christiane. Trotz Lärmschutzfenstern hören die Betroffenen im Haus „das stetige Rauschen der Autos“. „Nachts mit offenem Fenster zu schlafen, geht gar nicht“, ergänzt Nicole Bauer. Tagsüber im Garten Erholung zu finden, sei ebenfalls kaum möglich. Wenig Hoffnung auf Lärmschutzmaßnahmen: „Der Verkehr ist zu laut“, moniert Geiersbach. Laut Lärmschutzkarte der Stadt Kiel (Stand 2013) und der Lärmkartierung von 2017 herrschen auf der Straße tagsüber über 75 Dezibel (dB), nachts sind es noch über 70 dB. Die Häuserreihe an der Straße muss tagsüber Lärm von über 70 bis 75 dB ertragen, nachts sind es 65 bis 70 dB. „Ab einem Dauerschallpegel von 60 bis 65 dB können nicht nur Hörschäden auftreten, sondern steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Christiane Köppe, die sich seit 2009 für den Lärmschutz an ihrer Straße einsetzt. Was passiert, wenn die Ampel am Überflieger kommt? Bislang vergeblich, sagt sie: „Die Stadt setzt auf die Rücksichtnahme der Autofahrer.“ Doch das hilft den Anwohnern nicht viel. Ihre Befürchtung: „Der Verkehr vor unseren Haustüren wird weiter steigen, wenn die B 404 zur Autobahn ausgebaut wird und die Maßnahmen zur Verkehrsentlastung des Theodor-Heuss-Rings wie die diskutierte Ampel für den Überflieger durchschlagen.“ Das werde für Rückstau bis vor ihre Haustüren sorgen, befürchten die Anwohner. „Für uns werden der Lärm und die Belastung steigen. Das ist sicher.“ Mit der B 404 beschäftigt sich am Dienstag, 18. Februar, 19.30 Uhr, auch der Ortsbeirat Hassee/Vieburg. Tiefbauamt und Umweltschutzamt geben einen Sachstandsbericht zur geplanten A 21-Anbindung ab. Die Sitzung findet im Saal der Stiftung Drachensee, Hamburger Chaussee 221, statt. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

Kiel: Wohnen an der B 404 - Verkehrslärm zermürbt die Anwohner