Kiel kauft historisches Industriegebiet Friedrichsort

Dafür kauft, erschließt, saniert und entwickelt die Stadt ihr letztes echtes Industriegebiet. Die Tinte unter dem Kaufvertrag ist jetzt trocken. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Stadtbaurätin Doris Grondke und der Chef der Kieler Wirtschaftsförderung (Kiwi), Werner Kässens, freuten sich über „etwas ganz Besonderes“, so Kämpfer. „Eine vergleichbare Fläche gibt es in ganz Norddeutschland nicht.“ Ulf Kämpfer sieht Impulse für den ganzen Kieler Norden: „Es ist uns gelungen, ein nicht nur für Kiel, sondern für die gesamte Region bedeutsames Gewerbegebiet zu erwerben“, sagte Kämpfer. Dort könne nun ein nachhaltig entwickeltes Quartier des 21. Jahrhunderts für die Wirtschaft entstehen. Davon gingen starke Impulse für den Stadtteil und den gesamten Kieler Norden aus. „Es soll ein zeitgemäßes, urbanes, klimagerechtes und energieeffizientes Industrie- und Gewerbegebiet mit hohen Aufenthaltsqualitäten entstehen, ein hochwertiger Arbeits- und Lebensort“, fügte Grondke hinzu. Ein „besonderer Mehrwert“ sei ein öffentlicher Rad- und Fußweg zum Strand. „Mit der Ausrichtung auf einen innovativen Strukturwandel kann Kiel sich als zukunftsorientierter Industriestandort mit überregionaler Strahlkraft aufstellen“, hob Kässens hervor. Er sieht auf der Fläche „Raum für nachhaltige Produktion, Innovation und ein gemeinsames Quartiermanagement“. Der Standort werde „mit zukunftsorientieren Mobilitäts-, Energie-, IT- und Wärmekonzepten ausgestattet“. Kiels größter gewerblicher Flächenkauf seit Jahrzehnten: Der Kauf ist der größte gewerbliche Flächenerwerb der Landeshauptstadt in den vergangenen Jahrzehnten. Das Grundstück gehörte vorher dem Investor Harder & Partner aus Hockenheim/Heidelberg. Kämpfer, Grondke und Kässens bedankten sich für faire Verhandlungen. Das Gewerbe- und Industriegebiet Friedrichsort mit 150-jähriger Industriegeschichte liegt nördlich des Nord-Ostsee-Kanals etwa neun Kilometer von der Innenstadt entfernt an der Förde unweit des Flugplatzes Holtenau. Von 34 Hektar brutto bleiben 16 Hektar netto, davon sind elf Hektar bebaut. Wie viel davon abgerissen und neu bebaut werden soll, will Kässens mit den künftigen Nutzern gemeinsam entscheiden. Klar ist, dass der Denkmalschutz nirgendwo im Wege steht, aber Grondkes Verhandlungsziel ist es, möglichst viel historische Industrie-Anmutung zu erhalten. Werft TKMS weitet sich in Friedrichsort aus: Das Areal ist Kiels letztes echtes Industriegebiet, baurechtlich ein GI-Gelände, das heißt: Hier darf noch echte Industrieproduktion angesiedelt werden, oder mit den Worten des Oberbürgermeisters: „Da darf man noch richtig laut sein.“ Zu den ersten neuen Nutzern gehört die Werft TKMS, die sich in Halle 56 breit macht, dem ehemaligen Lokschuppen von Vossloh. Das Gebiet sei per Schiene, Straße, aus der Luft und vom Wasser aus erschlossen, sagte Kässens. Mit diesen Vorzügen vermarktet die Kiwi das Areal nun. Das Kind hat auch schon einen Namen: Strandort. Der Begriff verbindet den Wirtschaftsstandort mit der angestrebten Aufenthaltsqualität. Festung Friedrichsort steht als Nächstes auf Kiels Wunschliste: In die Vermarktung einbezogen wird ein geschichtsträchtiges Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft, das der Stadt noch gar nicht gehört: die Festung Friedrichsort. Die Kaufverhandlungen sind ins Stocken geraten. Aber die Festung bleibe „auf der Wunschliste“, sagte Kämpfer zur Freude der Stadtbaurätin. Doris Grondke rühmte „die einzige Festungsanlage dänischer Kultur“ als „Kulturstätte par excellence“. Der Oberbürgermeister drückte es nüchterner aus: „Das hat Potenzial.“ Weitere Nachrichten aus Kiel finden Sie hier

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