Marinearsenal Kiel soll wieder wachsen

Das Kieler Marinearsenal soll wieder deutlich wachsen. Bis zu 300 Dienstposten sind in Zukunft geplant, zudem soll ein Schwimmdock gebaut werden. Es kommt wieder Schwung in die Standortplanung. Seit 2013 hatte das Kieler Marinearsenal keinen eigenen Leiter: Der Mann, der das umsetzen soll, heißt Rainer Sacher. Er hat sein Büro im vierten Stock des wuchtigen Backsteinbaus, und allein das ist ein gutes Zeichen für den Standort Kiel: Seit 2013 hatte das Kieler Marinearsenal keinen eigenen Leiter vor Ort. Wenn Rainer Sacher sehen will, wie die Lage der Marine ist, steht er nur von seinem Schreibtisch auf und schaut durch das große Fernglas eines alten Lenkwaffenzerstörers der „Lütjens“-Klasse, das auf den Marinestützpunkt in der Wik ausgerichtet ist. Das Kieler Marinearsenal ist dafür zuständig, dass die 21 in Kiel stationierten Minensucheinheiten einsatzbereit sind. Bei der großen Bundeswehrreform 2011 war die Marine ganz auf Auslandseinsätze zwischen Dschibuti und Beirut fokussiert. Bald sollen in Kiel wieder Marineschiffe repariert werden: „Heute spielt aber die Landesverteidigung wieder eine Rolle. Und da hat die Ostsee eine große Bedeutung. Für die Instandsetzung an der Ostseeküste ist hier auch ein Arsenalstandort erforderlich“, sagt Sacher. In Zukunft sollen in Kiel die Korvetten, Minenjäger und U-Boote repariert werden. „Es macht doch keinen Sinn, diese Einheiten nach einer Werftüberholung nach Wilhelmshaven für die Nachlaufphase und Ausrüstung zu schicken“, so Sacher. Der 55-jährige Diplomingenieur für Schiffbau leitet neben dem Arsenalstandort in Kiel auch den in Wilhelmshaven. Diese Rolle hatte er zuvor bereits kommissarisch innegehabt. Nun ist der gebürtige Berliner offiziell für die Einrichtungen an der Förde und der Jade zuständig. Zum ersten Mal in seiner 28-jährigen Laufbahn in der Bundeswehr ist nicht der „Rotstift“ für Kürzungen sein Begleiter. Nach der russischen Besetzung der Krim wurde die Struktur der Bundeswehr neu ausgerichtet. „Unser Auftrag ist, die Schiffe und Boote der Marine einsatzbereit zu halten. Die Einheiten müssen zur See fahren können, dafür brauchen wir die Standorte in Kiel und Wilhelmshaven." "Auf einem Bein kann die Flotte nicht stehen, deshalb ist neben Wilhelmshaven auch Kiel notwendig“, so Sacher. Früher gab es oft eine Konkurrenz zwischen Kiel und Wilhelmshaven. „Das ist heute anders. Wilhelmshaven funktioniert nicht ohne Kiel und Kiel nicht ohne Wilhelmshaven“, sagt Sacher. Konkret führt das zur Inbetriebnahme der Werkstätten in Kiel. Nach dem Plan der Bundeswehrreform 2011 sollte in Kiel eigentlich nur die Sehrohrwerkstatt mit 48 Dienstposten bestehen bleiben. „Jetzt streben wir bis zu 300 am Standort Kiel an. In Wilhelmshaven gibt es 1000 Dienstposten“, so Sacher. Und auch bei der Ausrüstung hat der neue Chef schon konkrete Pläne. Schwimmdock in Planung: So gibt es bereits die Planung für den Bau eines Schwimmdocks für das Kieler Arsenal. „Hier wird gerade der Bedarf analysiert. Es sieht aber ganz gut aus“, so Rainer Sacher. Im Dock sollen Reparaturen unter Leitung des Arsenals erfolgen. Weiter vorangetrieben wird auch die Ausbildung junger Menschen. Seit dem 1. September arbeiten in Kiel bereits 23 Frauen und Männer in der Ausbildungswerkstatt. Wilhelmshaven hält ebenfalls rund 60 Ausbildungsplätze vor. „Wir wollen die Zahl 2023 auf 100 steigern“, sagt Sacher. Durch die eigene Ausbildung habe man selbst Zugriff auf qualifizierten Nachwuchs für die Nachbesetzung der Stellen in den Werkstätten. In der Geschichte des Kieler Arsenals ist Rainer Sacher jetzt der zehnte Leiter seit der Gründung 1956. Und seit fast 50 Jahren ist er der erste Leiter, der wieder Strukturen aufbauen darf und nicht von Reform zu Reform streichen muss. „Das“, sagt Sacher, „macht richtig Spaß.“

Kieler Marinearsenal soll wieder wachsen - 300 Stellen als Zielvorgabe