Kerber feiert fünften Streich

Wenn es draußen trüb und trist wird, beginnt für Angelique Kerber das schönste Kapitel des Jahres: November-Zeit ist Urlaubszeit für Deutschlands beste Tennisspielerin. Vor allem in diesem Jahr dürfte die 26-Jährige mit dem letzten Reservetropfen im Saisonende angekommen sein. 22 Turniere plus sechs Einzel-Einsätze für die deutsche Fed-Cup-Mannschaft in der Slowakei, in Australien und beim jüngsten Finale in Tschechien drapieren Kerbers Arbeitsnachweis für 2014. Nach der enttäuschenden 1:3-Niederlage in Prag hat die Kielerin den Schläger in die Ecke gestellt. Für zwei Wochen. Dass sie sich als erstes Ferienerlebnis ein Helene-Fischer-Konzert in Berlin ausgesucht hatte, passt zumindest vom Arbeitstitel „Atemlos“ perfekt zum derzeitigen Fitnesszustand der Weltranglisten-Neunten. „Einfach nur der Wahnsinn, unglaubliche Atmosphäre, hab den Abend genossen!!!“, schrieb Angelique Kerber nach Fischers Hauptstadtperformance auf ihrer Facebook-Seite. 14 Tage gestattet sich die Linkshänderin, um den Akku wieder aufzufüllen. Ende des Monats schon beginnt die Vorbereitung auf die kommende Saison. Bis dahin wird Angelique Kerber dem grauen, norddeutschen Wetter noch einmal gen Sonne entfliehen, um in warmen Gefilden die Seele baumeln zu lassen. Final-Teilnahmen in Sydney, Doha, Eastbourne und Stanford hatten Kerber in den abgelaufenen elf Monaten gleich viermal von ihrem vierten Turniersieg auf der WTA-Tour träumen lassen. Der Wunsch blieb unerfüllt. Nachhaltig im Gedächtnis blieb allerdings ihr Auftritt beim Rasenklassiker in Wimbledon. In einem hochklassigen Achtelfinal-Match warf Angelique Kerber die Russin Maria Scharapowa aus dem Turnier, sollte anschließend aber wie schon in Paris an der aufstrebenden Kanadierin Eugenie Bouchard scheitern. Als ein Höhepunkt des Jahres darf ohne Weiteres auch Angelique Kerbers „Auferstehung“ beim Fed-Cup-Finale in Prag betitelt werden. Am Erföffnungstag Lucie Safarova trotz zweimaliger 4:2-Führung unterlegen, sah es auch am zweiten Tag gegen Petra Kvitova nicht gut für Kerber aus. Der erste Satz war weg, im zweiten lag die Blondine schnell 0:3 zurück. Einige Medienvertreter stimmten bereits ihren Abgesang auf die deutsche Mannschaft an. Doch Angelique Kerber wäre nicht Angelique Kerber hätte sie nicht noch einmal versucht, alles aus sich herauszuholen. Sie kämpfte unerbittlich und ansehnlich, schnappte sich den zweiten Durchgang - um das Match am Ende doch zu verlieren. Obwohl sie im dritten Satz bereits mit 4:1 in Front lag. Auch das ist Angelique Kerber, wenn ihr die Nerven einen Streich spielen und sie sich in engen Matches nicht für ihre große Leidenschaft belohnt. Daran wird sie arbeiten. In zwei Wochen geht’s schon wieder los.

Kieler Sportlerin des Jahres 2014 - Kerber feiert fünften Streich