Kieler Stadtplanung: So soll die Kiellinie aussehen

Die sonnigen Visualisierungen sind ein Traum, aber zur Erfüllung ist es noch ein weiter Weg. Dieser Weg wird kein leichter sein. Was das Kieler Dezernat für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt in seiner 49-seitigen Präsentation „Städtebauliche Gesamtmaßnahme Kiellinie und Düsternbrooker Fördehang“ entwirft, ist insbesondere im letzten Teil hoch umstritten. Das sind die Pläne für die nördliche Kiellinie: Das letzte Kapitel behandelt die nördliche Kiellinie und ihre verkehrliche Bewertung. Darin wird der Ist-Zustand mit einem tristen Winterfoto an einem grauen, regnerischen Tag illustriert und als Ort des Grauens beschrieben: ein „verlärmter Transitraum“ mit „Barrierewirkung“, „keine Aufenthaltsqualitäten oder Verweilmöglichkeiten“. Zur Zielstellung heißt es mit Ausrufezeichen: „Die Kiellinie Nord bietet das größte Entwicklungspotenzial für die gesamte Kiellinie!“ Hier soll der Fördehang an die Kiellinie und die Förde sowie die Wik ans Wasser herangeführt werden. Eine „Promenade mit Aufenthaltsqualität“ schwebt den Stadtplanern vor, „Aktiv- und Ruhezonen, Spiel und Sport“ sowie die Versöhnung von „Mobilität und Klimaschutz“ mit Premiumradroute und vor allem: ohne Autos. Aus dem Abschnitt zwischen Orchideenwiese und Lindenallee wollen die Planer eine „Förde-Promenade und Premiumveloroute“ machen, verknüpft mit Fahrradfähren zum Ostufer und zum Kanal und versehen mit einer Mobilitätsstation. Die Perspektive: „Sitzen, sporteln, spielen, Aufenthalt“, „autonomer Mini-Shuttlebus entlang der Kiellinie“. Die Erschließung der drei einzigen Anlieger sei gewährleistet: der Sportboothafen Wik mit Seglerheim, die Seebadeanstalt Düsternbrook und ein privater Steg. So bewertet die Stadt den Verkehr auf der Kiellinie: Eine Verlagerung des Autoverkehrs auf die nördliche Feldstraße sei „verkehrstechnisch verträglich“, heißt es in der Präsentation. Einer Verkehrszunahme vor der Hebbelschule sei mit Tempo 30 beizukommen. Es sei dort nur eine geringe Anzahl von Anwohnern betroffen. Ohnehin seien langfristig weiträumige Verlagerungen auf die B 76 und den Westring zu erwarten. Zu den betroffenen Seitenstraßen der Kiellinie steht da: An der Koesterallee seien gar keine Anwohner betroffen, an der Lindenallee und am nördlichen Niemannsweg nur eine geringe Anzahl. Die Verkehrszunahmen seien verträglich. Und überhaupt: Mit der Mobilitätswende werde der Autoverkehr bis 2035 wieder um 30 Prozent zurückgehen. Ein Anwohner der Lindenallee droht mit Klage: So unproblematisch finden das manche Düsternbrooker nicht. Der Pensionär Bodo Hasenritter, Anwohner der Lindenallee, droht indirekt mit Klage: „Ob es rechtlich möglich ist, den Verkehr einer Kreisstraße durch Wohn- und Erholungsgebiete umzuleiten und als konstitutiven Bestandteil der Planung vorzusehen, müsste noch einer rechtlichen Prüfung unterzogen werden“, schreibt Hasenritter an den Ortsbeirat Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook. „Eine Untersuchung über die zusätzliche Abgas- und Lärmbelastung auf den Ausweichwegen liegt zudem bisher nicht vor.“ Das plant die Stadt auf der südlichen Kiellinie: Weniger umstritten dürften die ersten beiden Kapitel der Präsentation sein. Sie behandeln den südlichen Kiellinien-Abschnitt Reventlouwiese und Landeshausufer sowie das zentrale Berthold-Beitz-Ufer. Als Ziel für die Reventlouwiese wird postuliert: „Multifunktionale Grünfläche zur Erholung, für Veranstaltungen sowie Spiel- und Sportangebote“. Das Landeshausufer sei ein „besonders repräsentativer Bereich“. Es gebe „Erneuerungsbedarf an der Ufereinfassung“. Das Ufer biete „Potenzial für Erweiterung und eine Annäherung ans Wasser“. Als „künftige Mobilität“ wird ein „geleitetes Miteinander von Fuß- und Radverkehr (+Weitere) an der Kiellinie“ genannt, inklusive Premiumradroute, Mobilitätsstation, Fahrradparkplatz. Insgesamt eine „Fokussierung auf nachhaltige Mobilität“. Das ist die Vision für das Berthold-Beitz-Ufer: Die Vision für das Berthold-Beitz-Ufer lautet: „Ein neuer Ankerpunkt für das Leben an der Förde, Erlebnispunkte zum Verweilen einschließlich der besseren Verknüpfung zwischen Fördehang, Förde und städtischem Leben durch Ausblicke und eine Treppenanlage am Wasser.“ Die Seebrücke Bellevue soll ganz neu geplant werden. Für die künftige Mobilität werden aufgezählt: „Premiumradroute und Fahrradabstellmöglichkeiten, großzügige Promenade, gute Erreichbarkeit für Mobilitätseingeschränkte, gute ÖPNV-Anbindung, fußläufige Vernetzung mit dem Fördehang.“ Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier