Kiels Bagaluten-Wiehnacht: Und ewig rockt der Torf

Die Halle ist voll, so wie schon ein wenig der ein oder andere Fan beim Auftritt der Vorwech-Band Die Andersons. Die Karohemden-Träger bringen die teils vom Weihnachtsmarkt schon vorgeglühte Menge samt ihrer Wikingerhelme (beleuchtet, aus Plastik oder Stoff) zum Kochen. Nach der 15-minütigen Pinkel-Pause betritt Klaus Büchner die Bühne und gibt der Menge, was der Veranstalter als „humorige Rocksongs und altbewährten Torfrock-Sound mit neuzeitlich groovenden Wumms“ angekündigt hat. Benjamin Hagedorn, Maren Kurkutsch und Björn Löptien sind schon seit 15 Jahren Torfrock-Fans, aber das erste Mal bei der Bagaluten-Wiehnacht. "Wir gehen sonst immer zu den Auftritten in der Kieler Woche, aber da waren sie in diesem Jahr nicht und deshalb sind wir nun hier", sagt die 33-Jährige. Die drei sind sich einig: "Das ist einfach norddeutsche gute Musik." Die meisten Fans seien zwar schon ein paar Jahre älter, "aber das ist cool und passt schon. Es verstehen sich alle", sagt Maren Kurkutsch. Weihnachtsgedichte vom Fachmann: Ganz vorne an der Bühne hat Mario Knabe sich ein Plätzchen gesichert. Der 42-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren eingefleischter Fan. "Ich komme jedes Jahr, die Stimmung ist immer friedlich und immer gut." Und so stimmen alle gemeinsam ein Weihnachtslied an, denn es heißt ja schließlich Bagaluten-Wiehnacht. Von "Leise rieselt" ist die Lautstärke da aber schon weit entfernt. Klaus Büchner, übrigens Jahrgang 1948, rezitiert dann noch sein Gedicht: "Weihnachtsmann, mach mich mal schlau, gibt’s eigentlich auch 'ne Weihnachtsfrau? Ja, auch sie fährt mit 'nem Schlitten, nur hat sie statt Bart mächtige ..." Die Menge ist begeistert. Michael Nordmann hat sich zum Abschluss seiner beruflichen Jahre von seinen Kollegen den Betriebsausflug in die Pumpe gewünscht, mit 18 Mann sind sie gekommen. "Das ist schöne Mucke, die hat mich lange begleitet. Die Lieder kann ich alle mitgröhlen", sagt der 61-Jährige. Seine Lieblingsstücke: "Torfmoor" und "Presslufthammer Bernhart". Längst werden nicht mehr so viele Becher mit Bier durch die Luft geschmissen: "Das ist heute alles gesitteter, weil wir alle älter geworden sind", sagt Angela Haack. Ihre Kollegin Kirsten Kolberg beschreibt die Musik als authentischen SH-Rock. Auch zu Hause hört sie Torfrock, "oder sagen wir mal so: Ich schalte es zumindest nicht weg, denn ich komm mehr aus der Metal-Szene". Eine schöne Tradition: Kathrin Schäfer ist mit Lars Baack und Jolena Böge in der Pumpe, alle drei sind Mitte 20. "Ich habe Torfrock früher schon mit meinem Papa gehört", sagt sie. Nun ist es für die drei eine eigene schöne Tradition geworden. Und so lodert die Liebe von Generation zu Generation weiter für die Band Torfrock, zu der neben den beiden Gründungsväter Klaus Büchner und Raymond Voß auch Volker Schmidt sowie Stefan Lehmann gehören. Mehr aus Kiel lesen Sie hier.

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