Kleiderspenden in Kiel: Kieler nutzen die Zeit zum Ausmisten

Ein großer Haufen mit gespendeten Schals und Jacken liegt vor Anne Larsen auf dem Tisch. Hinter ihr steht noch ein weiterer Sack mit Kleidung – und noch einer mit Schuhen. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) muss alles sortieren. Was kann in den Laden, was nicht. Unterstützung hat sie an diesem Tag von ihrer Kollegin Gaby Krämmer. Sie steht hinten im Lager zwischen zahlreichen Kleiderständern und sortiert die Kinderware. Seit Anfang Februar hat die DRK-Spendenannahme in Friedrichsort wieder geöffnet. Und das bedeutet Arbeit für Anne Larsen und ihre Kollegen. Vor allem jetzt in Corona-Zeiten. „Nach dem ersten Lockdown hatten wir hier Berge an Kleidung. Im Lager und im Sortierraum stapelten sich die Kisten und Tüten“, erzählt Svenja Hanel, Leiterin der Rot-Kreuz-Märkte in Kiel. Viele würden die Zeit nun nutzen, um zu Hause einmal richtig auszumisten. Bei Echt.Gut sind die Lager fast voll: Das bemerkte auch das Sozialkaufhaus Echt.Gut in Hassee. Dort sind die Lager auch im zweiten Lockdown gut gefüllt. „Noch haben wir ein paar Kapazitäten, aber nicht mehr lange“, sagt Teamleiterin Ina Müller. Nach einem Bericht in den Kieler Nachrichten vor ein paar Wochen sind noch einmal mehr Spender zum Sozialkaufhaus gefahren, um dort ihre Ware abzugeben. Blusen, Kleider, Kinderkleidung, Winterkleidung, Handtücher – es war alles dabei. Auf dem Hinterhof kann die Kleidung kontaktlos den Mitarbeitern des Sozialkaufhauses übergeben werden. „Wir sortieren alles, sofern wir noch den Platz haben.“ Doch wenn das Lager voll ist, ist es voll. Dann müssten die Spender darum gebeten werden, ein paar Wochen später erneut wieder zu kommen. „Wir möchten hier nichts wegwerfen“, sagt Ina Müller. Lesen Sie auch: Mode im Corna-Jahr - zum Wegwerfen? Bei der DRK-Annahmestelle in Friedrichsort hingegen ist noch Platz. „Wir nehmen alles an, was nicht Elektro ist oder ein Tüv-Siegel benötigt“, sagt Svenja Hanel. Auch Deko, Bilderrahmen oder Bettbezüge können Spender hier abgeben. „Männerkleidung haben wir am wenigsten. Sie tragen ihre Kleidung einfach länger“, meint die Leiterin. DRK in Kiel: Kleidung für wenig Geld verkauft: Anstatt die Kleidung weiter zu verschenken, verkauft das DRK sie. „Der komplette Erlös geht an das Kinderhilfswerk“, erklärt Svenja Hanel. Früher einmal sei es anders gewesen, blickt sie zurück. „Da wurde die Kleidung in dunklen Kammern im Keller kostenlos angeboten. Aber das ist nicht schön.“ Denn auch wenn die Kunden nur wenig Geld haben, sollen sie ein schönes Einkaufserlebnis haben. „Hier kann man richtig shoppen gehen“, sagt Anne Larsen. Das DRK hat in Mettenhof, Kurt Schumacher Platz 11, montags und dienstags 10-13Uhr geöffnet. Die Annahme erfolgt über den Hintereingang. Lieferanten fahren am besten über den Osloring an. Die Annahmestelle am Dreiecksplatz 6 hat ebenfalls immer montags und dienstags zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet. Auch in Dietrichsdorf im Langer Rehm 19 nimmt das DRK weitere Spenden an. Die Öffnungszeiten sind montags und dienstags von 10 bis 14 Uhr und mittwochs von 13 bis 17 Uhr. Genauso kann im Sozialkaufhaus Obolus Kleidung abgegeben werden. Allerdings hat nur die Annahmestelle in der Kuhnkestraße geöffnet. Für eine Spendenübergabe können Interessierte telefonisch unter 0151/40060554 oder per E-Mail an claudia-jarre@faw.de einen Termin vereinbaren. Der Leiterin der Rot-Kreuz-Märkte ist es am liebsten, wenn die Spende direkt im Geschäft abgegeben (Di. und Do., 10-14 Uhr) und nicht in den Container gelegt wird. „Die werden von einer externen Firma geleert. Die Kleidung daraus wird zu Dämmstoffen, Malerdecken oder Gummibelegen in Sportanlagen recycelt“, erklärt sie. Lediglich die Spenden aus den Containern am Blocksberg in Kiel werden in die DRK-Märkte gebracht. Elisabeth Schumacher und ihr Mann aus Dänisch-Nienhof halten sich daran. Sie bringen mehrere Kisten und Säcke mit Bilderrahmen, Spielen und Kleidung zur Spendenannahme nach Friedrichsort. „Unser Enkel kann zurzeit nicht kommen. Deswegen haben wir die Zeit genutzt und aussortiert“, erklärt Elisabeth Schumacher. Spenden teilweise im schlechten Zustand: Doch nicht immer kommen die Spenden im sauberen Zustand an. „Manchmal machen wir einen Sack auf und es kommt uns ein übler Zigarettenrauch oder Kellergeruch entgegen. Dann können wir den kompletten Sack weggeben“, sagt Svenja Hanel. Daher müssen die ehrenamtlichen Mitarbeiter erst alles überprüfen, bevor sie es in den Laden hängen. „Wenn beispielsweise ein Knopf fehlt, Löcher in der Kleidung sind oder ein Fleck zu sehen ist, müssen wir die Kleidung aussortieren. Dann können wir das nicht verkaufen“, erklärt Anne Larsen. Waschen können die Ehrenamtlichen die Kleidung nicht mehr. Proseco in Kiel: Annahmestelle für Luxus-Kleidung: Ein etwas anderes System hat der Second-Hand-Shop Proseco in der Kieler Innenstadt. Auch er nimmt momentan Kleidung an. Allerdings nur Luxusartikel von Marken wie Boss, Bogner oder Flanell. „Wir nehmen alles, was gut und teuer ist“, sagt Inhaberin Kerstin Kegel. Abgegeben werden kann Kleidung nach einer Terminvereinbarung per E-Mail oder Telefon. Allerdings dürfe die Kleidung nicht älter als drei Jahre sein, erklärt Kerstin Kegel. Normalerweise wird die Ware zwei Monate in das Geschäft gehängt und zum Verkauf angeboten. „Werden wir sie nicht los, bekommt sie der Eigentümer zurück“, sagt Kegel. Doch die Zwei-Monats-Regel ist im Moment ausgesetzt. „Wir müssen mal sehen, wie es mit dem Lockdown nun weiter geht.“ Viel los ist bei Proseco allerdings nicht während des Lockdowns. „Normalerweise sind unsere Lager auch voll. Momentan ist das allerdings anders.“