Klimaschutz im Homeoffice: Energieexpertin Désirée Woinowsk weiß wie

„Viele denken, für den Klimaschutz müssten wir auf alle Annehmlichkeiten verzichten“, erklärt die 31-Jährige. „Doch allein eine einzige größere Umstellung zeigt Wirkung und auch kleine Änderungen schlagen zu Buche.“ Hier heiße das Motto: Die Masse macht´s. Und das gelte auch fürs Homeoffice. Ein Plakat des HIP, das einen im Schlaf eingerollten Koala zeigt, gibt die Devise vor: „Zum Feierabend so richtig abschalten!“ Die Klimaschutzmanagerin erläutert: „Es ist wichtig, zum Arbeitsende alle Geräte am Platz auszuschalten, das Licht auszumachen und gegebenenfalls die Heizung herunterzudrehen.“ Dies Vorgehen empfiehlt sie ebenfalls für die Mittagspause. Als sinnvoll erachtet Woinowski in vielen Fällen auch eine Steckerleiste mit Schalter. Ein Klick – und die Energieversorgung ist vollständig unterbrochen: „Sonst leuchten im Stand-by-Modus hier und da noch kleine LED-Lämpchen, die Strom verbrauchen.“ Ein weiterer Hinweis: „Der Laptop oder PC sollte prinzipiell so eingestellt werden, dass der Bildschirm nach einer gewissen Zeit in den Ruhemodus wechselt.“ Klimaschutz im Unternehmen vorantreiben: Vor zwei Jahren hat die Kronsburgerin die Aufgabe übernommen, bei den Unternehmen des Vereins den Klimaschutz voranzutreiben. Ihrer Erfahrung nach ist das Thema „Energieeinsparung“ durch die Pandemie „nur minimal“ ins Hintertreffen geraten. Bei Unternehmensbesichtigungen berät sie die Firmen, welche Umstellungen sinnvoll sein könnten. „Ich führe die Beratungen momentan fort, wobei das eine oder andere Unternehmen den Zeitpunkt für den Besuch auf ein späteres Datum verschoben hat“, berichtet sie. „Ich leite an und etabliere Maßnahmen, die das Unternehmen dann eigenständig weiterführt“, schildert die Beraterin. Die Vorhaben der Klimaschutzmanagerin von Juli 2021 bis Juni 2022 werden finanziert zu 40 Prozent aus Bundesmitteln, 36 Prozent aus Mitteln der Stadt Kiel, der Stadtwerke Kiel, der IHK zu Kiel, der Kieler Wirtschaftsförderung GmbH & Co, der Rosenow GmbH & Co. Truckport Kiel KG, Unternehmensberatung Rainer Hertels und pm-energy GmbH sowie zu 24 Prozent aus Eigenmitteln des HIP Kiel-Wellsee, der etwa 160 Mitgliedsunternehmen vertritt. Das Ziel, für den Zeitraum von Anfang 2018 bis Anfang 2021 insgesamt 4500 Tonnen CO2 einzusparen, hat der Verein nach Angaben der Klimaschutzmanagerin Désirée Woinowski erreicht. Durch den Wechsel zu Öko-Strom werden rund 1700 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Umgerechnet entspricht die eingesparte Menge CO2 etwa einer Fahrt von etwas über acht Millionen Kilometer Länge mit einem Mittelklasse-Benziner. Ein Zehntel des Gewerbegebiets Wellsee werden inzwischen mit erneuerbarer Energie versorgt. Insgesamt 62 Energiescouts sind von 2019 bis jetzt gemeinsam mit der Stadt Kiel und der IHK Kiel ausgebildet worden. Rechnersysteme effizienter kühlen: Eines ihrer Vorhaben für die nächste Zeit läuft unter dem Stichwort „Green IT“. Ziel ist, dass Betriebe ihre Informationstechnik möglichst ressourcenschonend gestalten. Eine Herausforderung besteht beispielsweise in der Notwendigkeit, Rechnersysteme zu kühlen. „Doch oft sind Serverräume überausgestattet und können sozusagen abgerüstet werden“, so die Expertin. Sie nennt ein Fallbeispiel: „Die Klimaanlage kühlt auf 18 Grad herunter, aber eine Kühlung auf 21 Grad würde reichen.“ In manchen Fällen sei eine Klimaanlage sogar überflüssig, weil es ausreiche, hin und wieder das Fenster zu öffnen. Die Ingenieurin für Erneuerbare Energie berät individuell. Zu den kommenden Vorhaben gehören unter anderem auch Informationsaktionen zu Photovoltaik anlagen sowie zu Heizungsumstellungen von Öl und Gas auf Biomasse, zum Beispiel mit Holzpellets. Der Vereinsvorsitzende Thorsten Schlüter erklärt: „Wir sind der erste Gewerbeverein in Deutschland mit einem eigenständigen Klimaschutzmanager gewesen.“ Den Start machte im Frühjahr 2018 Fabian Aschenbach, der von Woinowski abgelöst wurde. Zunächst war das Projekt auf drei Jahre begrenzt. Nun wird es ab Juli für weitere zwölf Monate bewilligt. „Die Zeit bis Juli können wir dank Förderung der Stadt überbrücken“, freut sich der Vorsitzende. Auch das Projekt „Energiescouts“, bei dem Auszubildende zu Fachleuten für Einsparungen im Energiebereich geschult werden, wird fortgesetzt.