Kosmos in Kiel verkauft Produkte von lokalen Start-ups in der Holstenstraße

Ursprünglich als Zwischennutzung geplant, da sich für die leerstehende Immobilie in der Holstenstraße 76 kein Nachfolger finden ließ, erhielt das Projekt Kosmos, das der Verein Open Campus ins Leben gerufen hat und das Produkte von Kieler Start-ups verkauft, zunächst einen Mietvertrag über sechs Wochen. Mittlerweile ist aus den eineinhalb Monaten ein ganzes Jahr geworden. Und das liegt nicht nur daran, dass ein langfristiger Pächter für die fünfgeschossige Fläche weiterhin auf sich warten lässt, sondern ist vor allem darin begründet, dass sich Kosmos zu einem Erfolgsmodell entwickelt hat. Überregionales Interesse: Mittlerweile sorgt das Projekt auch für überregionales Interesse. Der Betreiber Open Campus hat bereits Anfragen – unter anderem aus Hamburg und Bremen – um das Konzept in weiteren Städten an den Start zu bringen. Möglich macht den Erfolg in Kiel ein Entgegenkommen des Immobilienbesitzers und der Stadt als Pächterin, die den Mietpreis gesenkt haben. Da die Nutzungsverträge – wie bei einer Zwischenlösung üblich – jedoch befristet sind, steht jederzeit im Raum, dass Kosmos kurzfristig für einen Nachmieter weichen muss. Dank der guten Verkaufszahlen hofft Projektleiterin Leah Rott nun auf einen längerfristigen Verbleib. Trotz Corona gute Zahlen: Optimistisch stimmt Rott, dass Kosmos trotz der Corona-Pandemie gut über die Runden gekommen ist. Und das, obwohl zwei wichtige Einnahmequellen weggebrochen sind. Denn die Fläche wird nicht nur genutzt, um lokale Produkte zu verkaufen. Der Concept-Store ist gleichzeitig ein Café und eine Veranstaltungsfläche. Beides kam in diesem Jahr aber kaum zum Tragen. Vor allem die Mieteinnahmen aus dem Eventbereich – etwa für Workshops – waren fest eingeplant. Doch der Verkauf der Start-up-Ware hat für eine ausgeglichene Bilanz gereicht. Dazu beigetragen hat auch ein Online-Shop, der mit Beginn der Geschäftsschließungen im April aufgebaut wurde und seitdem eine wichtige Plattform bietet. „Als wir angefangen haben, hatten wir Produkte von 16 Ausstellern, jetzt sind es über 100 und es gibt eine Warteliste“, sagt Rott. Und zwei neue Aussteller sind dazugekommen: die Stiftung Drachensee und die Stadtmission, die auf der kompletten dritten Etage ausstellen. Zu erwerben gibt es unter anderem selbstgemachte Vogelhäuschen, Kalender, Wärmekissen, Einkaufsbeutel oder Kunsthandwerk, die in den Werkstätten der Einrichtungen produziert werden. Nicht mehr nur Start-up-Produkte: Mit der Aufnahme der Stadtmission- und Drachensee-Ware ins Sortiment ist Kosmos bewusst von dem Konzept abgerückt, nur Start-ups eine Verkaufsfläche zu bieten. „Wir wollen eine breite Kundschaft ansprechen und ein vielfältiges Angebot haben, das nicht nur auf hippe Produkte ausgelegt ist“, erklärt Rott. Hinzu kommt, dass den beiden sozialen Einrichtungen durch Corona wichtige Verkaufsmöglichkeiten weggefallen sind. Normalerweise sind die Stiftung Drachensee und die Stadtmission auf dem Weihnachtsmarkt mit Ständen vertreten, als Ersatz können sie ihre Ware nun im Kosmos anbieten – und ziehen die Kunden an. „Sie haben in der ersten Woche mehr Umsatz gemacht als alle anderen Aussteller“, berichtet Rott. „Es hilft uns sehr, dass wir hier verkaufen dürfen, wir mussten im ersten Lockdown komplett herunterfahren und konnten teilweise nicht produzieren“, sagt Ralf Schuchhardt, der Werkstattleiter der Stiftung Drachensee. Zusätzlich kommt den gemeinnützigen Einrichtungen entgegen, dass Kosmos auf Gebühren verzichtet. Üblicherweise leiten die Aussteller bis zu 30 Prozent des Verkaufspreises an das Geschäft weiter.