Künftige Geomar-Chefin Katja Matthes: "Wir werden nicht alles retten können"

Frau Prof. Matthes, am 1. Oktober übernehmen Sie das Amt der Wissenschaftlichen Direktorin am Geomar. Was wird sich unter Ihrer Leitung ändern? Katja Matthes: Ich möchte verstärkt die Bedeutung der Meere für den Klimawandel in den Fokus stellen, insbesondere das Thema Nachhaltigkeit. Dafür möchte ich folgende Schwerpunkte setzen: Wie lässt sich der Ozean als Lösungsraum für die großen Zukunftsfragen sehen? Welche Rolle spielen die marinen Ressourcen beim Klimawandel und welche Folgen hat es, wenn wir mineralische oder biologische Rohstoffe aus den Ozeanen gewinnen? Und wir wollen die Auswirkungen der Meeresverschmutzung und mariner Naturgefahren genauer untersuchen. Wie sollen diese Schwerpunkte umgesetzt werden? Die genaue Ausgestaltung unserer zukünftigen Arbeiten entlang der genannten übergreifenden Themen werde ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen angehen und überlegen, wo wir Prioritäten setzen. Es muss eine Ausgewogenheit zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung geben. Wir werden einen Plan für die nächsten zehn Jahre aufstellen und überlegen, wo wir uns verstärken oder auch Dinge auslaufen lassen. Sie wollen die Auswirkungen der Ozeane auf den Klimawandel in den Vordergrund rücken. Kam dieser Aspekt in der Klimadebatte bislang zu kurz? Ja! Klimapolitik kann man nicht ohne die Ozeane machen. Wenn man über den Klimawandel redet, dann denken die wenigsten an den Ozean, aber wenn man überlegt, dass 70 Prozent der Erdoberfläche mit Meerwasser bedeckt ist, ist das ein großer Teil. Die Ozeane nehmen 90 Prozent der überschüssigen Wärme aus dem Klimasystem auf. Seit 1880 haben sich die Ozeane global um 0,8 Grad erwärmt, und der Meeresspiegel stieg um mehr als 20 Zentimeter. Indem die Ozeane CO2 aufnehmen, werden sie zudem saurer. Diese Trends werden sich auch mit Gegenmaßnahmen noch sehr lange fortsetzen. Worin sehen Sie beim Kampf gegen den Klimawandel die Aufgaben Ihres Instituts? Wir wollen der Politik wissenschaftliche Grundlagen an die Hand geben. Wir müssen es schaffen, dass die Politik auf die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hört und sich nicht vor den Fakten verschließt. Dafür müssen wir klare Botschaften vermitteln, beispielsweise zur Rolle der Ozeane im Klimawandel oder zum CO2-Entzug aus der Atmosphäre. Wir müssen ganz konsequent die Treibhausgas-Emissionen reduzieren. Da führt kein Weg dran vorbei. Man muss sich aber auch überlegen, wie man zusätzlich CO2 aus der Atmosphäre entfernt, damit es nicht von den Ozeanen aufgenommen wird, sondern sicher verstaut wird. Sie sprechen die sogenannte Carbon Capture and Storage-Technik, CCS, an, die in Deutschland aktuell verboten ist, in anderen Ländern aber erlaubt, und ermöglicht, CO 2 unter dem Meeresboden sicher zu speichern. Wir müssen uns mit der Machbarkeit und Nachhaltigkeit dieser Technologie auseinandersetzen, um eine rasche und weitgehende Reduktion von CO2 aus der Atmosphäre zu unterstützen. Dabei ist CCS nur eine Möglichkeit, das aus der Atmosphäre entnommene Kohlendioxid zu speichern. Andere Möglichkeiten, CO2 aus der Atmosphäre zu binden, sind Alkalisierung, künstliche Bäume oder Seegraswiesen. Wir müssen all diese Methoden vorurteilsfrei auf Chancen und Risiken hin untersuchen. Was fordern Sie von der Politik? Die Klimakrise wird uns für die nächsten Jahrzehnte beschäftigen, und insofern muss die Politik die Klimakrise jetzt zu einer Mission machen und etwas tun. Und die Bevölkerung ist bereit, das zeigt die gesellschaftliche Bewegung rund um Fridays for Future. Jetzt müssen die politischen Vorgaben kommen und der Umschwung eingeleitet werden. Da zähle ich auf unsere Politiker. Sie haben die Klimaschutz-Bewegung angesprochen. Kommen das Umdenken der Politik und die Klimaziele zu spät? Wir werden nicht alles retten können. Wir haben 77 Prozent des arktischen Meereises verloren, das können wir nicht mehr rückgängig machen. Aber wir werden Schlimmeres verhindern können, wenn wir uns anstrengen. Das beinhaltet aber tiefe gesellschaftliche und ökonomische Transformationen. Da muss man die Leute mitnehmen, und das ist nicht so einfach. Daher unterstütze ich die Klimabewegung. Ich finde es beeindruckend, was erreicht wurde und wie sich die junge Generation, die noch lange mit den Folgen des Klimawandels leben muss, engagiert. Durch die Corona-Krise rückt die Klima-Debatte gerade in den Hintergrund. Ich möchte die Pandemie nicht kleinreden, aber das ist eine Krise, die uns hoffentlich nur ein bis zwei Jahre beschäftigen wird. Die Klimakrise aber wird uns noch viele Jahrzehnte beschäftigen. Sie haben die Corona-Pandemie angesprochen. Lassen sich aus der Krise Lehren im Kampf gegen den Klimawandel ziehen? Wir sehen, dass durch den Lockdown die CO2-Emissionen zwar kurzzeitig gesunken sind, dies aber kaum einen globalen Effekt zeigt. Das zeigt uns, vor welcher großen Herausforderung wir bei der Industrie-, Energie- und Verkehrswende stehen. Wir müssen auch die Chancen der Digitalisierung nutzen. Wir sollten zum Beispiel für die Zukunft gucken, welche Reisen, gerade für den Beruf, nötig sind, und welche Konferenzen vor Ort stattfinden müssen oder ins Internet verlagert werden können. Die technischen Möglichkeiten geben das her, warum sollten wir das also nicht nutzen? Kommen wir noch einmal auf Ihr Forschungsinstitut zurück. Was muss geschehen, damit das Geomar mit seinem Standort in Kiel in Zukunft an der Spitze der Meeresforschung bleibt? Manchmal ist es schwierig, internationale Spitzenforscher und Führungskräfte nach Kiel zu rekrutieren. Wir sind daran interessiert, die besten Köpfe nach Kiel zu holen, aber dafür fehlt beispielsweise eine internationale Schule, und es ist oft eine Herausforderung für den Partner oder die Partnerin, eine adäquate Stelle zu finden. In einigen Bereichen gibt es aber schon positive Entwicklungen, und wir wollen in Zukunft noch stärker mit der Stadt Kiel und dem Land Schleswig-Holstein kooperieren, um den Standort noch attraktiver zu machen. Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. 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April: Poetry Slamer Björn Högsdal auf der KN-Bühne Sonntag, 5. April: Intendant und Schaupsieler Tadeusz Galia auf der KN-Bühne Dienstag, 7. April: Musiker Peter Widereck auf der KN-Bühne Mittwoch, 8. April: Bauchredner Benjamin Tomkins auf der KN-Bühne Donnerstag, 9. April: Pianist Jens Schliecker auf der KN-Bühne Freitag, 10. April: Bühnenkünstlerin Kati Luzie Stüdemann auf der KN-Bühne Sonnabend, 11. April: Schauspielerin und Sängerin Viola Schnittger auf der KN-Bühne Sonntag, 12. April: Ozeanpianist Markus Jan Weber auf der KN-Bühne Dienstag, 14. April: Musical-Sängerin Claudia Piehl auf der KN-Bühne Mittwoch, 15. April: Clown Heiko Mielke auf der KN-Bühne Donnerstag, 16. April: Musiker Frederik Kleinschmidt auf der KN-Bühne Freitag, 17. April: Martine Lestrat erzählt von den Tücken der deutschen Sprache Sonnabend, 18. April: Fenja Schneider singt Piaf-Chansons Sonntag, 19. April: Schauspieler Horst Stenzel auf der KN-Bühne Dienstag, 21. 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