Kunstautomaten in Kiel sind mit fantasievollen Objekten bestückt

Susanne Petzke ist ein Fan der Idee. „Ich habe den Automaten bei einem Spaziergang entdeckt“, erzählt die Dietrichsdorferin. Am frühen Abend geht sie gern mit ihrem Hund über den Campus. „Aus der Ferne hatte ich lange Zeit den Eindruck, das sei ein Zigarettenautomat.“ Die Hobby-Fotografin hat ein Faible für Kunst aller Art. „Ich ziehe mir öfter ein Päckchen“, erzählt sie. Auch für ihren Geburtstag stehen solche Präsente auf ihrer Wunschliste. Inzwischen besitzt sie 15 kleine Kunstwerke. „Ich möchte sie in einer Collage vereinen und diese an die Wand hängen“, plant die 53-Jährige. Mehr als 400 Künstler aus ganz Deutschland liefern Mini-Werke verschiedener Art: Die Kunstwerke sind aus ganz unterschiedlichen Materialien gefertigt wie Papier, Holz oder Stoff. Deutschlandweit hat der Potsdamer Lars Kaiser, Betreiber der Agentur „Kunsttick“, über 200 solcher Automaten an öffentlich zugänglichen Orten aufgestellt. „Im Jahr 2001 habe ich damit begonnen“, erzählt Kaiser, der die Geräte mit Objekten speist. Mehr als 400 Künstler aus ganz Deutschland liefern ihm Mini-Werke verschiedener Art. Sie präsentieren ihren Stil durch kleine Plastiken, Mini-Porträts, aus Papier gefaltete Rosetten, Papp-Aufstellfiguren oder Daumenkinos. „24 Stunden lang gibt es die Möglichkeit, ein kleines Mitbringsel zu erstehen“, erläutert der Galerist den praktischen Nutzen. Die Schachteln sind bunt und bergen eine Überraschung. Die Art des Objektes ist nicht wählbar. Ein Künstler aus Kiel sei bislang noch nicht am Projekt beteiligt, bedauert der Potsdamer. Er wünscht sich, dass die Automaten-Nutzer mit den Künstlern über die Mini-Werke in Kontakt kommen: „Die Künstler freuen sich über Feedback.“ Susanne Petzke gefällt, dass sie sich ein Bild von den Urhebern der Werke machen kann, da in den Schachteln ein kurzer Lebenslauf und Angaben zu den Objekten zu finden sind. Mit dabei ist auch ein „Beipackzettel“, der den Käufer warnt: „Diese Kunst kann verwirren, erhellen, aufregen und süchtig machen!“ Nicht der Arzt oder Apotheker sei der rechte Ansprechpartner, sondern es folgt die Aufforderung: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie sich selbst und schreiben uns die Antwort.“ Die Geräte stehen in Dietrichsdort und Mettenhof: Auch die Automaten sind Kunstwerke. Das Gerät in Dietrichsdorf, das aus den 80er-Jahren stammt, hat der Berliner Bildende Künstler Frank Rexin umgestaltet. Es steht seit drei Jahren in der Schwentinestraße am „Bunker-D“. Der mit maritimen Motiven versehene Automat in Mettenhof befindet sich am Skandinaviendamm in der Nähe des Awo-Servicehauses. Für alle, die sich nicht auf den Weg machen können oder möchten, bietet Kaiser momentan die Möglichkeit an, Kunstpäckchen zu bestellen. Die Dietrichsdorferin ist auf diese Option nicht angewiesen, da sie dicht am Campus wohnt. Zu diesem Weihnachtsfest möchte die Mutter zweier erwachsener Töchter auch ihre Familie und Freunde mit solchen Überraschungspäckchen beschenken. „Das ist dann zugleich eine Unterstützung für Künstler, die es in dieser Zeit schwer haben.“