Laternelaufen 2020: Große Umzüge sind abgesagt

Der Herbst wird noch trüber. Oben am Himmel werden zwar die Sterne leuchten, nicht aber die Laternen unten in den Straßen und Parks. Fast alle Feuerwehren, Verbände, Sport- und Schützenvereine haben ihre traditionellen Laternenumzüge für dieses Jahr abgesagt. Der Grund sind die Corona-Bedingungen. Zugelassen sind derzeit im Freien maximal 150 Teilnehmer. Die Daten von jedem Einzelnen müssen erfasst werden. Ein Hygienekonzept muss vorliegen. Die aktuelle Landesverordnung zu Bekämpfung des Coronavirus gilt bis zum 31. Oktober. Alle Freiwilligen Feuerwehren in Kiel verzichten in diesem Jahr: „In ganz Kiel werden die Wehren keine Umzüge machen“, sagt Stadtwehrführer Bernhard Hassenstein. Aufgrund der erforderlichen Abstands- und Hygieneregeln sei eine solche Veranstaltung in diesem Jahr nicht möglich. Bereits vor Wochen habe sich diese Entscheidung abgezeichnet. „Es herrschte eine große Unsicherheit, wie sich die Corona-Situation weiter entwickeln wird“, so Hassenstein. „Doch irgendwann waren wir an einem Punkt angekommen, an dem wir unseren Wehren dringendst nahegelegt haben, 2020 auf Laternenumzüge zu verzichten.“ Insgesamt zehn Freiwillige Feuerwehren gibt es in der Landeshauptstadt Kiel. Davon haben fünf Wehren regelmäßig im Herbst einen Laternelauf mit Hunderten Teilnehmern in den unterschiedlichsten Stadtteilen organisiert. „Wir hoffen nun aufs nächste Jahr“, sagt Bernhard Hassenstein. Raisdorfer TSV bietet Laternekonzert an: Auch die meisten Sportvereine werden in diesem Jahr aufs Laternelaufen verzichten. Nur vereinzelnd gibt es Ausnahmen. So hat sich der Raisdorfer Turn- und Sportverein mutig an die Planungen gemacht und ein Konzept für Coronazeiten erarbeitet. So soll am 30. Oktober um 18 Uhr ein Laternekonzert mit dem vereinseigenen Spielmannszug stattfinden. Abgesteckte Bereiche sollen auf dem Fußballplatz für den nötigen Sicherheitsabstand von 2,50 Meter pro Kohorte oder Familie sorgen. Außerhalb der zugewiesenen Bereiche herrscht Maskenpflicht. „Wir freuen uns schon sehr, endlich wieder vor Publikum spielen zu können“, so der musikalische Leiter Daniel Stark. „Das ist eine supertolle Lösung.“ Zuletzt hatte der 16-köpfige Spielmannszug bei der Sportabzeichenverleihung im Januar einen öffentlichen Auftritt. Für das bevorstehende Konzert wurde das Programm um einige neue Laternelieder erweitert, so Stark. Die Musiker würden sich zudem freuen, endlich mal den Blick ins Publikum werfen zu können und nicht vorweg zu marschieren. Eine Anmeldung ist per Mail nötig. Der Verein möchte in diesen schwierigen Zeiten vor allem seinen Mitgliedern mit dem Konzert etwas zurückgeben. Aufgrund der derzeitigen Corona-Situation haben auch die Kieler Nachrichten das traditionelle KN-Laternelaufen rund um den Schrevenpark abgesagt. Seit Jahrzehnten erleuchten immer im Herbst bis zu 800 Teilnehmer den Park mit den Laternenlichtern. Die schon bestellten KN-Laternen, die es jedes Jahr kostenlos gibt, werden nun eingelagert und warten auf das nächste Jahr. Forstbaumschule sagt geplanten Laternenumzug ab: Bis Donnerstagmittag hatte noch William Steen, Chef der Kieler Forstbaumschule, gehofft. Der Osdorfer Spielmannszug war bestellt. Eine Ausweichfläche mit genügend Platz für Start und Ende in der Nähe gefunden. Ein Hygienekonzept stand. Was fehlte, war nur noch das Okay der offiziellen Stellen. Doch das ließ auf sich warten. „Unser Laternenumzug hat Tradition“, sagt William Steen. „Gerade aufgrund der aktuell schwierigen Lage wollen wir den Kindern dieses Ereignis nicht vorenthalten.“ Rund 500 Menschen laufen jedes Jahr begleitet von Musik und den Mitarbeitern der Forstbaumschule durch den angeschlossenen Park. Steen hatte zwar von der Begrenzung auf 150 Teilnehmer gehört, aber wollte es nicht glauben. „Bei Streiks und Demos gibt es ja auch andere Regeln“, sagt er. Erst als ihm gestern um 12.23 Uhr das Kieler Gesundheitsamt antwortete, kam die Ernüchterung. 150 Leute. Mehr nicht. „Das können wir nicht leisten“, so Steen enttäuscht. „Wenn mehr Teilnehmer mitlaufen möchten, wie begrenzen wir das Event? Das wird doch zwangsläufig für Tränen sorgen.“ So hat er sich entschieden, den für den 23. Oktober geplanten Umzug abzusagen. Private Mini-Laternenumzüge mit bis zu zehn Personen erlaubt: Beim Schützenverein Kiel waren die Würfel bereits am Anfang der Pandemie gefallen. „Schon da haben wir unseren Laternenumzug abgesagt, damit der Spielmannszug den Termin neu verplanen kann“, so Schriftführer Patrik Broßat. „Wir selber finden das sehr schade, haben das aber für das Richtige gehalten.“ Für 2021 haben die Schützen den Spielmannszug aber bereits schon fest reserviert. Was in diesem Jahr für die jungen Laternegänger bleibt? Vielleicht ein Mini-Umzug mit Familie und Freunden. Ansammlungen im öffentlichen Raum mit bis zu zehn Personen sind laut Landesverordnung erlaubt. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

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