Märkte in Kiel abgesagt: Handwerkerhof Fecit bleibt auf Produkten sitzen

Käufer für das normalerweise nachgefragte Kunsthandwerk sind aufgrund der Corona-Pandemie und der Absage der traditionellen Märkte nicht in Sicht. Diese Situation bereitet nicht nur den Fecit-Verantwortlichen Sorgen. Auch in den Marie-Christian-Heimen in Rönne und bei der Stiftung Drachensee in Hassee wird über Auswege aus der angespannten Lage nachgedacht. 174 Mitarbeiter mit Werkstattvertrag sind im Handwerkerhof Fecit beschäftigt. „Menschen mit Behinderungen gehören zur Risikogruppe. Daher herrscht bei uns im Faluner Weg ein Betretungsverbot für Außenstehende – das gilt auch für unser Verkaufsfläche im Eingangsbereich“, erklärt Markus Stein, Vorstandsmitglied des Vereins Werk- und Betreuungsgemeinschaft Kiel, dem Träger der Werkstatt. Das jedoch ist ein Problem: „Die Fertigung eigener Produkte und deren Verkauf ist das Hauptgeschäft der Werkstatt. Davon leben wir.“ Adventsmarkt aus Sicherheitsgründen abgesagt: Die Erträge fließen an die Mitarbeiter mit Behinderung. „ Veranstaltungen wie der immer sehr gut besuchte Adventsmarkt Anfang Dezember finden in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen nicht statt“, erklären Jan Wulff, Malte Alles und Claudia Stula vom Werkstattrat. Man sei dabei, die Produkte auf die Internetseite zu stellen, um sie darüber anzubieten. „Doch das wird noch bis Ende November dauern“, sagt Stein. „Wir müssen dringend andere Lösungen finden – und hoffen auf Hilfe.“ Auch die Stiftung Drachensee und die Marie-Christian-Heime haben ihre Märkte abgesagt. Eine Teilnahme am Kieler Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz schließt Frank Bentert, Sprecher der Stiftung Drachensee, ebenfalls aus. „ Unser Vorteil ist jedoch, dass unsere Betriebe im Bereich Produktion und Dienstleistungen breit aufgestellt sind “, so Bentert. „Wir fertigen nicht nur eigene Produkte, sondern erhalten auch Aufträge aus der Wirtschaft. Das ist unser Hauptgeschäft.“ Verkauf in eigenem "Unikat"-Laden: Was das Kunsthandwerk betrifft, so können Produkte im Rahmen des aktuellen Hygienekonzeptes der Stiftung nach vorheriger Anmeldung in der Werkstatt gekauft werden. „So ist der Stand der Dinge heute.“ Jedoch suche man weiter nach Alternativen, um in der Corona-Zeit als Werkstatt weiter gut arbeiten zu können. „Die Pandemie erfordert ein großes Maß an Flexibilität an Denken und Handeln“, so Bentert. Ein großes Maß an Flexibilität ist auch bei den Marie-Christian-Heimen gefragt. „Auch uns fehlen die Märkte“, sagt Heiko Meyer-Stute, Bereichsleiter für Arbeit und Beschäftigung. Ein Verkauf der Produkte sei aber im eigenen „Unikat“-Laden in der Holtenauer Straße 194 möglich. Die Öffnungszeiten (Mo-Do 9-15 Uhr und Fr 9-12 Uhr) werden im Dezember ausgeweitet. Tagestruktur für Beschäftigte wichtig: „Wir werden an den vier Sonnabenden vor Weihnachten öffnen“, so Meyer-Stute. „Das Wichtigste ist für uns jedoch, dass nach der lange Zeit der Schließung von Werkstätten und Tagesförderstätten die Beschäftigten jetzt überhaupt wieder ihrer gewohnten Arbeit und Tagesstruktur nachgehen können und wir sie wieder direkt bei ihrer Teilhabe am Arbeitsleben begleiten können.“ Zumindest im November und Dezember einen eigenen Laden zu haben wie das „Unikat“, in dem man Fecit-Produkte verkaufen könnte, das wäre für Markus Stein eine optimale Lösung. „Wir freuen uns über bezahlbare Angebote“, sagt er. „Aber auch die Möglichkeit, unsere Produkte bis Weihnachten für Kunden sichtbar ausstellen zu können, wäre für uns eine gute Lösung.“ Die Bestellung und Abholung gekaufter Ware im Handwerkerhof sei während der Öffnungszeiten nach telefonischer Anmeldung immer möglich. „Wir liefern unsere Produkte gerne von unserer Eingangstür bis zum Auto-Kofferraum.“ Mehr aus Kiel lesen Sie hier.