Marmelade für Obdachlose: Kieler Alltagshelden und ihr süßes Werk

„Einmal im Halbjahr stellen die Alltagshelden mit Kooperationspartnern ein Projekt für bedürftige Menschen auf die Beine“, sagte Lehrerin Levke Landt-Hayen, die mit Kollegin Kirsten Stechmann das Projekt leitet. Da das wegen der Pandemie mit den Märchen für Kinder und Senioren aber nicht klappte, machten sich die Schüler Gedanken, was sie alternativ Gutes tun könnten. Sechs Wochen dauerte es von der Idee bin in die Natur zu gehen, Früchte zu sammeln und damit Obdachlosen zu helfen. Der Name des Projekts: „Vergessene Äpfel für vergessene Menschen“. Als Kooperationspartner kam der Verein Kollhorst zum Einsatz: Auf seinem Gelände stehen 120 Apfelbäume mit 30 unterschiedlichen Sorten. Die 22 Alltagshelden der Klaus-Groth-Schule durften nun das Fallobst der alten Sorten Berner Rosenapfel und Graham Jubiläumsapfel aufsammeln. 1000 Krokusse wurden gesetzt : Es gab aber auch noch eine andere, wichtige Aufgabe: „Wir hatten in den Herbstferien eine Aktion geplant, bei der 1000 Krokusszwiebeln gesetzt werden sollten, die wegen Corona aber nicht stattfinden konnte“, sagte Naturpädagogin Angelika Elak. Kein Problem für die Alltagshelden, die die Blumenzwiebeln innerhalb eine Stunde unter die Erde brachten, bevor sie sich dem Fallobst widmeten. „Das ist eine sehr quirlige Klasse, die total begeistert war, etwas Sinnvolles für die Natur zu tun“, sagte Lehrerin Levke Landt-Hayen. Die Äpfel wurden körbeweise mit in die Schule genommen und ihre Anzahl im Matheunterricht geschätzt: Rund 650 waren es, zusammen mit Apfel-Spenden aus den Gärten von Eltern und Kollegen. Auch die zahlreiche Einmachgläser, die in der Schulküche gesäubert und im Backofen auf 110 Grad erhitzt wurden, waren zum großen Teil Spenden. Resteritter unterstützen die Aktion: Um die Rezepte der Schüler lecker umzusetzen, kam Moritz Dietzsch von den Resterittern, ein Kieler Start-up-Unternehmen, das gegen die Verschwendung von Lebensmitteln kämpft, zur Hilfe. Er zeigte, wie man Äpfel in Fruchtaufstrich verwandelt, abschmeckt und mit Etiketten versieht. „Die Aktion macht voll Spaß, wir haben viel gelacht und viele Gläser gefüllt“, sagte der elfjährige Hasan. Nun heißt es noch, die Gläser an den Mann zu bringen. „Es war ein Verkaufsstand in der Schule geplant, das Geld wollten wir dann der Stadtmission für Obdachlose spenden“, sagte Lehrerin Levke Landt-Hayen. Doch wegen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen geht das mit dem Verkauf in der Schule nicht. „Wir müssen neu darüber nachdenken.“ Auf jeden Fall kommt ein Teil der selbst gekochten Leckereien zum Tagestreff und Kontaktladen (Tako) der Stadtmission Mensch. Darum geht es in dem Schulprojekt: Seit 2019 gehört die Klaus-Groth-Schule zu einer von landesweit 20 „Perspektivschulen“. In diesem Rahmen wurde die Profilklasse „Alltagshelden“ eingeführt, mit dem Ziel, gesellschaftliches Engagement und Unterricht zu verbinden. Die Schüler der fünften und sechsten Klassen lernen, Ideen und Projekte innerhalb und außerhalb der Schule selbst auf den Weg zu bringen, damit anderen etwas Gutes zu tun und auf diese Weise auch zu entdecken, was in ihnen selber steckt. Die Schüler trainieren dabei unter anderem ihre Kommunikation, Planungsmethoden, Selbstständigkeit, Empathiefähigkeit, Toleranz und Reflexion. Dazu arbeitet die Schule mit unterschiedlichen Kooperationspartnern zusammen.