Maskenpflicht in Kiel: Das sagen Passanten und der Einzelhandel

Sie ist nicht einfach, die neue Maskenpflicht in Kiel. Rund um den Hauptbahnhof sowie auf der Hörnbrücke und am Germaniahafen gilt sie täglich von 0 bis 24 Uhr. In der Holstenstraße, am Alten Markt, in der Dänischen Straße, Holtenauer Straße zwischen Dreiecksplatz und Esmarchstraße sowie in der Elisabethstraße zwischen Norddeutscher Straße und Karlstal mit Alfons-Jonas-Platz und Vinetaplatz muss der Mund-Nasen-Schutz montags bis sonnabends von 10 bis 20 Uhr getragen werden. Dass es unterschiedliche Regelungen geben könnte, hatte die Stadt nicht bedacht, als sie am Donnerstag die Plakate zur Maskenpflicht drucken ließ – vor der neuen Allgemeinverfügung, die am Sonntag erlassen wurde. Und so fehlte auf einigen Plakaten zunächst der Hinweis „10 bis 20 Uhr“. Erst nachdem händisch die Uhrzeit auf den Plakaten nachgetragen wurde, konnten Mitarbeiter der Firma Thomsen die Hinweisschilder auch in den Einkaufsstraßen anbringen. Bis zum Nachmittag kaum Maskenträger in der Holstenstraße: Dies hatte zur Folge, dass in der Holtenauer Straße und in der Holstenstraße bis in den Nachmittag hinein noch gar keine Plakate hingen – dementsprechend selten wurde ein Mund-Nasen-Schutz getragen. „Wir haben gehört, dass es eigentlich eine Maskenpflicht geben soll, wir haben aber keine Schilder gesehen und deshalb auch keine Maske aufgesetzt“, sagt ein älteres Ehepaar, das in der Holstenstraße einkaufen war, seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Bis in den Nachmittag hinein trug in der Holstenstraße nicht einmal die Hälfte der Passanten eine Maske. Erst nachdem die Plakate angebracht worden waren, wurde die Pflicht häufiger beachtet. Viele Menschen ignorierten sie aber noch immer, obwohl bis dahin 40 Hinweisschilder hingen. Insgesamt werden in der Stadt an 76 Stellen 152 Plakate aufgehängt. Über die Gründe, warum die Maske nicht getragen wurde, wollte keiner öffentlich sprechen. Neue Landesverordnung: Das sind die Corona-Regeln ab dem 2. November Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein So hoch ist der Inzidenzwert für Ihren Kreis bzw. Ihre kreisfreie Stadt An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Hier gibt es 2020 in Schleswig-Holstein Weihnachtsmärkte Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Maskenträger spüren keine Einschränkungen: Wer aber einen Gesichtsschutz über Mund und Nase gezogen hatte, äußerte sich zumeist positiv über die Maskenpflicht. „Wir haben uns gerade darüber unterhalten, ob wohl mehrere Menschen eine Maske tragen werden“, sagen Finja Patzke und Nina Heinemann, als sie ihre Fahrräder vom Asmus-Bremer-Platz in die Holstenstraße schieben und dabei Einmalmasken aufgesetzt haben. „Mich stört die Maske nicht, und sie wird mich auch nicht am Einkaufen hindern“, sagt Patzke. „Es ist ein kleines Übel, das ich jetzt bei den steigenden Zahlen gerne in Kauf nehme“, ergänzt Heinemann. Lesen Sie auch: An diesen Orten gilt Maskenpflicht Aus alter Gewohnheit trägt Vanessa Wilkens in der Fußgängerzone eine Mund-Nasen-Bedeckung. Da die Plakate noch nicht hingen, hätte sie nicht gewusst, dass sie eine Maske ohnehin hätte aufsetzen müssen. „Ich wohne in Neumünster, da gilt die Pflicht schon länger. Schlimmer finde ich, dass die Gastronomie wieder schließen muss.“ Einzelhandel befürchtet Kundenrückgang: Am Nachmittag steigt auch die Quote der Maskenträger in der Holtenauer Straße. Einer von ihnen ist Wolfgang Malchau. „Ich glaube, dass die Maskenpflicht helfen kann, die Pandemie einzudämmen.“ Allerdings beeinträchtige die Maske beim Einkaufen. „Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen nicht viel Lust haben, lange damit herumzulaufen.“ Das befürchten auch Einzelhändler. „Normalerweise ist hier mehr los“, sagt Stefan Schneider, Eigentümer des Spielwarenladens Höhenflug und Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Die Holtenauer. „Ich finde eine Maskenpflicht auf offener Straße übertrieben.“ „In der Holtenauer Straße ist es oft eng und voll, deshalb finde ich es gut, dass es hier jetzt eine Maskenpflicht gibt“, sagt dagegen Burga Beese, die auf ihrem Fahrrad ihre Einkäufe nach Hause fährt. Eine Maske muss sie beim Radeln in der Holtenauer Straße nicht tragen. Laut Landesverordnung gilt die Maskenpflicht an öffentlichen Plätzen mit hohem Publikumsverkehr nur für Fußgänger. Fahrradfahrer müssen erst eine Maske tragen, wenn sie von ihrem Rad absteigen und es schieben. Von Johanna Lehn und Steffen Müller