Medienkompetenzpreis Schleswig-Holstein 2021 geht auch an die Förde-VHS

Medienkompetenz. Zu Zeiten, als nicht jeder und jede übers Internet irgendwelchen Unfug von sich geben konnte, war das eine vergleichsweise einfache Angelegenheit. Heutzutage haben sogar die Kommunikationsprofis in der Kieler Staatskanzlei eine gewisse Mühe damit, gibt deren Chef Dirk Schrödter zu. Möglichst alle Bevölkerungsschichten zu erreichen, ohne unbedacht jeder digitalen Mode hinterherzurennen, das bedeutet aus seiner Sicht immer wieder eine Herausforderung. Dass es auch mal gründlich in die Hose gehen kann mit der Annäherung an neue Formate, beweisen die Fettnäpfchen, die der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow treffsicher in der neuen „Clubhouse“-App betreten hat. Die Zielgruppen sind breit gefächert: Was der Kieler Staatssekretär am Freitagabend in seiner Ansprache zur zweiten Verleihung des Medienkompetenzpreises Schleswig-Holstein zwar mit etwas Süffisanz, aber auch mit ein wenig Verständnis erwähnte. Zurechtfinden sollte man sich halt schon auf den verwinkelten Pfaden der heutigen Medienlandschaft, findet der CDU-Politiker. Und meint damit über die Politik hinaus ausdrücklich Zielgruppen vom Kindergartenkind bis zum Seniorennetzwerk. Dass sich genau diese Bandbreite in den knapp 50 Bewerbungen für den Medienkompetenzpreis 2021 widerspiegelte, freut Dirk Schrödter genauso wie Peter Willers, der mit seinem Team vom Offenen Kanal Schleswig-Holstein fürs Management dieses mit 13000 Euro dotierten Wettbewerbs zuständig war. Digitale Kanäle seien schließlich „zu einem unverzichtbaren Instrument in unserem Alltag geworden“, meint der Staatssekretär gerade auch mit Blick auf die Corona-Pandemie, die den meisten realen Begegnungen von Menschen seit fast schon einem Jahr massive Beschränkungen auferlegt. Und so ging diesmal die Preisverleihung, deren Premiere im Dezember 2019 noch mit allem Drum und Dran in den Räumen der Kieler Industrie- und Handelskammer vonstatten gegangen war, überwiegend in virtuellem Rahmen über die Bühne. Einige wenige Technikfachleute und Offizielle waren tatsächlich im Offenen Kanal zugange, der überwiegende Rest tummelte sich vor den Bildschirmen diverser Endgeräte. Das immerhin teils durchaus mit Oscar-Feeling, denn wer einen der sieben mit Beträgen von 1000 über 2000 bis 3000 Euro honorierten Auszeichnungen erhalten sollte, war bis zur feierlichen Verkündigung strikt unterm Deckel gehalten worden. Bewerbungen kamen aus ganz Schleswig-Holstein: Positiv ist dabei für Peter Willers: „Die Bewerbungen kamen tatsächlich aus ganz Schleswig-Holstein. Es gibt praktisch keine Region, die nicht vertreten ist.“ Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass ausgerechnet aus der größten Stadt des Landes recht wenige Initiativen antraten. „Das bedeutet nicht, dass in Kiel nichts passiert“, betont Willers und verweist darauf, dass der Offene Kanal allein in der Landeshauptstadt fast 50 durchaus lebendige Medien-Kooperationen pflegt. Dank der Förde-Volkshochschule ging am Ende des Tages immerhin einer der Preise nach Kiel. Die Bildungseinrichtung erhielt den Netzwerkpreis, der für Projekte vergeben wird, die in besonderem Maße auf Kooperation setzen. Bei drei weiteren Bildungsanbietern aus der Region sowie zahlreichen aktiv Beteiligten Fachleuten war das zweifellos der Fall, als die VHS im vergangenen September zu einem sogenannten Barcamp über Medienbildung in Schleswig-Holstein bat. Großes Lob für die Förde-Volkshochschule: Barcamp heißt eine Konferenz heutzutage, wenn sie sich durch einen sehr offenen Charakter und große inhaltliche Spontaneität auszeichnet. Dies, so lobte Laudator Michael Holldorf von der Landeszentrale für politische Bildung, sei der Volkshochschule auch in digitaler Form gelungen und zu einem „tollen Erfolg“ geworden. Prämiiert wurden ansonsten Projekte, die ihren Platz entweder außerhalb des Unterrichts oder außerhalb der Schule hatten oder haben. Henning Fietze, Experte für Medienkompetenz beim Offenen Kanal und Moderator der Preisverleihung, begründete das damit, dass gerade kleine Initiativen mit Graswurzel-Charakter gewürdigt und gefördert werden sollen. Freude bei den Medienscouts der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld: So also freuten sich die Medienscouts der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld über den ersten Preis in der Kategorie der außerschulischen Aktivitäten. Die Freiwilligen aus den Klassenstufen 9 bis 13 klären nicht nur zu Themen rund um Social Media auf, in der Corona-Krise reparierten und ertüchtigten sie auch Rechner, damit möglichst alle der fast 1300 Schülerinnen und Schüler am Homeschooling teilnehmen konnten. Im außerschulischen Bereich gewann diesmal der Kreisjugendring Stormarn mit seiner „Stormarn-League“. Sechs Teams treten bei steigender Tendenz im E-Gaming gegeneinander an. Aus der typischerweise einsamen Computerspielerei wird somit ein Gemeinschaftserlebnis – pädagogisch begleitet und inzwischen auch mit echten Unternehmungen ganz ohne Rechner.