Microgreens in Kiel: Wo Superfood zu Pesto, Smoothies und Suppen wird

„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein“, steht in großen Buchstaben am Schaufenster des Ladens Microgreens in der Beselerallee in Kiel. Das Zitat des griechischen Arztes Hippokrates ist auch das Motto der beiden Inhaber Frederic Laloi (34) und Yasin Caliskan (31). „Ich habe schon immer versucht, mich gesund zu ernähren“, sagt Frederic Laloi. Vor gut einem halben Jahr eröffneten die beiden das Geschäft Microgreens und verkaufen nun kleine grüne Keimlinge, die ähnlich wie Kresse im Regal wachsen können. Microgreens werden noch geerntet, bevor sie große Blätter bekommen. Daher sind sie sehr geschmacksintensiv und reich an Mikronährstoffen. Die Keimlinge zählen zum sogenannten Superfood. „Gerade die Bitterstoffe sind in einem ausgewachsenen Brokkoli nicht mehr so gut erhalten“, sagt der Veganer. Denn Brokkoli würde Bitterstoffe produzieren, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Je älter der Brokkoli sei, desto weniger Bitterstoffe habe er. Rotkohl, Sonnenblumen, Weizengras: Microgreens in Kiel verkauft Keimlinge: 25 verschiedene Gemüse- und Kräutersorten verkaufen die beiden Inhaber von Microgreens in Kiel. Von Rotkohl über Sonnenblumen bis Weizengras ist alles dabei. „Am besten gehen Rettich, Erbse und Alfalfa“, sagt Frederic Laloi. Der Geschmack der Keimlinge entspricht einem ausgewachsenen Rettich, wie man ihn aus dem Supermarkt kennt. Das Anziehen der Pflanzen machen Frederic Laloi und Yasin Caliskan selbst. In sogenannten Anzuchtschalen ziehen sie das Biosaatgut mit Bioerde groß. Dabei verzichten sie auf Düngemittel, Herbizide und Pestizide. Die Anzuchtschalen liegen in einem Regal übereinander und werden mit Lampen angeleuchtet, damit sie genügend Licht haben. Indoor-Farming: Microgreens brauchen wenig Platz: Nach zwei Wochen können die Keimlinge bereits geerntet werden und hätten dadurch eine hohe Vitamin- und Mineralstoffdichte. Noch dazu sei der Anbau sehr nachhaltig. „Im Gegensatz zur traditionellen Landwirtschaft spart man hier 90 Prozent des Wasserverbrauchs. Außerdem braucht man weniger Platz als bei einem Gemüsegarten und kann in der Wohnung zusammen mit den Kindern ein Indoor-Farming betreiben. Es ist auch sauberer“, erklärt der Sozialpädagoge. Lesen Sie auch: Darum dürfen Kindermode-Geschäfte in Kiel im Lockdown öffnen Beachten müsse man beim Anziehen nicht viel. „Sie brauchen Licht. Es sollte nicht zu heiß und nicht zu kalt sein. Nicht zu viel Wind, nicht zu wenig. Sie sind so wie Menschen“, sagt Frederic Laloi mit einem Lachen. Sind die Keimlinge reif, schneidet er sie ab und packt sie in eine Plastikbox, die die Kunden mitnehmen können. Was aus den Keimlingen bei Microgreens in Kiel gemacht wird: „Ich esse das gerne als Salat“, sagt er. Doch auch als Toppings bei Nudelgerichten oder auf Brot eignen sie sich gut. Genauso stellen Frederic Laloi und Yasin Caliskan in ihrem Microgreens-Laden in Kiel Pesto, Smoothies oder Suppen aus den Keimlingen her. Und das kommt bei den Kunden an. Immer wieder bleiben Leute vor dem Schaufenster stehen, betreten den kleinen Laden und sehen sich interessiert um. Doch die Regale sind an diesem Tag schon fast leer. „Wir kriegen erst am Montag wieder Nachschub“, erklärt Frederic Laloi einem Kunden. Bis dahin wird er Microgreens in der Beselerallee schließen. „Wir produzieren, damit es gegessen wird und nicht zur Deko“, sagt der Veganer. „Wenn die Regale leer sind, sind sie leer.“ Lesen Sie auch: Verlängerter Shutdown - Kieler Händler fordern schnellere Hilfen Denn eigentlich wollten Frederic Laloi und Yasin Caliskan gar keinen Laden für Laufkundschaft öffnen. „Wir wollten nur an die Gastro liefern.“ Doch dann musste die wegen der Corona-Pandemie schließen, und Frederic Laloi und Yasin Caliskan brauchten einen Alternativplan. Jetzt haben sie immer geöffnet, sobald Ware da ist. „Wir machen uns da keinen Stress, und das ist ein cooles Gefühl. Die Kunden schätzen das“, sagt Frederic Laloi. Das ist der Trend Microgreens: Den Trend des Superfood Microgreens gibt es schon seit rund fünf Jahren in Deutschland. Eigentlich kommt diese Anbauweise aus New York. Dort sind der Wohnraum und der Platz begrenzt. Die Menschen mussten sich etwas einfallen lassen. „Schließlich hat nicht jeder Lust, 200 Kilometer zu seinem Feld hinauszufahren“, sagt Frederic Laloi. Noch dazu waren in den Vereinigten Staaten das Grundwasser und die Böden sehr verdreckt. Die Microgreens konnten hingegen sauberer und gesünder hergestellt werden. Doch die Art, Gemüse so zu züchten, ist keineswegs neu. Einen Erfinder dieser Anbauweise gebe es nicht, sagt der Kieler. „Man müsse eher fragen, wer hat die traditionelle Landwirtschaft entwickelt“, sagt er. Zu den bekanntesten Superfoods gehören zwar auch Sprossen, die aber nicht zu den Microgreens zählen, da sie ohne Erde und Licht gezüchtet werden können. Besonders in den skandinavischen Ländern sind Sprossen noch heute sehr beliebt.