Minusgrade in Kiel: Sollten Hunde im Winter Kleidung tragen?

Ob Jacke, Pullover oder ganz "ohne": Hunde genießen ihren Spaziergang auch bei Minusgraden. Entsprechend viel los ist an diesem Mittag im Schrevenpark in Kiel. In der Auslauffläche toben die Mischlinge Rudi und Emma, an fast allen Ecken und Enden des Parks sieht man Hunde hinter Stöckchen herlaufen, Artgenossen begrüßen oder sich genüsslich im Schnee suhlen. Dabei ist die Bekleidung mehr als ein Accessoire. Eine Kieler Tierärztin empfiehlt sie für bestimmte Hunde, Fachmärkte melden steigende Verkaufszahlen und die Halter haben offenbar ein feines Gespür für die Bedürfnisse ihrer Tiere. Kiel: Bekleidung für Hunde ergibt bei niedrigen Temperaturen Sinn: "Für Hunde mit dünner Unterwolle und kurzem Fell ergeben sie Sinn", sagt die Tierärztin Dr. Stephanie Melfsen-Jessen. Rassen wie Dackel, Windhund, Boxer, aber auch der Rhodesian Ridgeback oder Dobermann würden von der Bekleidung profitieren. Ob sie eine Jacke brauchen, sei aber immer eine individuelle Entscheidung: "Das hängt auch mit ihrem Aktivitätslevel, dem Alter und der Herkunft zusammen", so die Tierärztin, die in Neumühlen-Dietrichsdorf eine Praxis betreibt. "Porter würde sonst zittern", sagt Sophie Khosravi beim Spaziergang mit ihrem erst acht Monate alten Magyar Vizsla. Der ungarische Jagdhund trage daher seit November eine Jacke. Sollte ihm doch einmal zu warm werden, zeige er das durch Scheuern an Bäumen an. "Zum Spielen nehmen wir ihm die Jacke ab", so die 27-Jährige. Jacken und Pullover: Bedarf hängt individuell vom Tier ab: Eine generelle Empfehlung für bestimmte Rassen gebe es daher nicht. Die Tierärztin sagt: "Ein Hund, der aus Spanien geholt wurde, friert eher." Ebenso könnte Dackeln mit ihren kurzen Beinen schnell am Bauch kalt werden. Das Gleiche gelte für Jagdhunde nach getaner Arbeit oder Retriever, die im Wasser waren. Gerade Welpen sollten mit nassem Fell nicht länger draußen bleiben. Andere Hund sind hingegen sehr gut an die Kälte angepasst, wie die beiden Husky-Mischlinge Malie (7) und Mio (6) von Jule von dem Bussche. "Die leiden eher, wenn es warm ist", sagt die 31-Jährige, während es ihre Hunde in Richtung des zugefrorenen Schreventeichs zieht. Ihre Tiere tragen daher im Sommer Westen, die überschüssige Wärme abtransportiert. Hunde müssen sich erst an ihre Bekleidung gewöhnen: Egal ob im Sommer oder Winter, oft müssen sich die Hunde erst an die ungewohnte Bekleidung gewöhnen, sagt Stephanie Melfsen-Jessen. Dan verändere sich ihr Verhalten jedoch schnell "und sie gehen wieder viel lieber spazieren". Schuhe oder Socken seien hingegen nur nötig, wenn die Hunde regelmäßig auf Eis laufen oder Salz gestreut wurde, sagt sie. Ab und an gibt es jedoch auch Tiere, die sich mit Jacke oder Pullover schwertun. So wie Mollie. Die siebenjährige Rehpinscher-Dame sei ohne viel agiler. Trotzdem brauche sie die Jacke. "Sie zittert selbst noch mit", sagt Besitzerin Anna Lena Hansen. Weil ihre Hündin im Winter auf Streu und Salz empfindlich reagiere, überlegt sie, ihr auch noch Söckchen zu kaufen, so die 28-Jährige. Wintereinbruch: Fachgeschäfte aus Kiel registrieren steigenden Bedarf: Anders ist das bei Golden Retriever Norbert (7). Unterwegs mit Herrchen Mathias Müller suhlt sich der Retriever im Schnee, apportiert Stöckchen, die er anschließend genüsslich im Schnee liegend zerkaut. "Norbert liebt das Wetter", sagt sein 35-jähriger Besitzer. Bedarf, ein Jäckchen für seinen ausgewachsenen Rüden zu kaufen, sieht Müller daher nicht. Lesen Sie auch: Schietbüddel verrotten nicht im Gebüsch Auch wenn nicht jeder Hund sie braucht oder gern trägt, im Kieler Fachhandel macht sich die Nachfrage nach Hundejacken und Pullovern längst bemerkbar. "Hundejacken verkaufen sich gerade sehr gut", sagt eine Mitarbeiterin aus dem Futterhaus in der Lübecker Chaussee. Dennoch seien noch genug Exemplare da. Ähnlich wie die Mitbewerber Fressnapf und Zoo & Co. Knutzen dürfen die Märkte zur Versorgung der Heimtiere auch im Lockdown öffnen. "Wir empfehlen, zur Anprobe mit dem Tier zu uns zu kommen", sagt daher Knutzen-Marktleiter Franz von Pein. Sieht so aus, als stünde dem Schneespaß von Mensch und Tier nichts mehr im Wege. Die richtige Kleidung vorausgesetzt.