Möbel Höffner in Kiel: Baulärm am Prüner Schlag war zu laut

Zuvor war Höffner bereits wegen eines Kahlschags auf dem Grüngürtel des Baugrundstücks am Prüner Schlag aufgefallen. Das Umweltamt sei Lärm-Beschwerden von Anwohnern am Hasseldieksdammer Weg und am Westring nachgegangen, sagte LLUR-Sprecher Martin Schmidt. Dabei sei eine deutliche Überschreitung des sogenannten Beurteilungspegels festgestellt worden. Im Klartext: ein Verstoß gegen Lärmschutzvorschriften. Das Amt habe daraufhin ein Lärmminderungskonzept vom Bauherrn verlangt. „Darauf warten wir noch“, so Schmidt. Möbel Höffner setzt nur noch eine Ramme ein: Allerdings habe die Bauleitung sich kooperativ gezeigt, betonte der Amtssprecher. Seit Ende Januar werde auf der Baustelle nur noch jeweils eine von zwei Rammen zur gleichen Zeit eingesetzt. Unweit der Ramme sei eine 50 Meter lange, sechs Meter hohe Plane als Lärmschutzwand errichtet worden. Bauzeit auf acht Stunden verringert: Die Bauzeit sei von elf auf acht Stunden verringert worden, so Schmidt. Zuvor sei werktags von 7 bis 18 Uhr ununterbrochen gearbeitet worden. Jetzt sei die Bauzeit auf 8 bis 17 Uhr mit einer Stunde Mittagsruhe festgelegt. Das Ergebnis von Nachmessungen unter den neuen Bedingungen stehe noch aus, sagte Schmidt. Möbel Höffner prüft lärmschonendes Bauverfahren: Zudem habe die Bauleitung zugesagt, für den Bau eines kleineren zweiten Möbelhauses auf dem Areal ein lärmschonendes Verfahren zu prüfen. Dabei würden Vortriebsbohrer statt Rammen eingesetzt. Das sei allerdings teurer. Höffner-Geschäftsführerin Edda Metz bestätigte gegenüber KN-online, dass der Bauherr den Lärmschutz auf der Baustelle „natürlich“ nachgebessert habe. Weitere Angaben machte sie nicht. Nur so viel: „Wir sind dazu im Austausch mit dem Landesamt und mit der Stadt Kiel.“ Das schreiben Ulf Kämpfer und Doris Grondke an Kurt Krieger: Das sehen der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und seine Stadtbaurätin Doris Grondke offenbar anders. Sie haben am 12. Februar einen geharnischten Brief an den Konzernherrn Kurt Krieger geschrieben. Das Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, trägt den Briefkopf des Oberbürgermeisters. Chefsache. Lesen Sie auch: Möbel Höffner hat am Prüner Schlag zu viel abgeholzt „In der letzten Zeit erreichen die Landeshauptstadt Kiel zahlreiche Beschwerden von Anwohner*innen über die Geräuschbelastung sowie Erschütteringen von der Baustelle am Prüner Schlag“, schreiben Kämpfer und Grondke. Sie monieren: „Eine für solche Baustellen übliche Vorabinformation an die Anwohner*innen hat anscheinend nicht stattgefunden.“ Eine Rückmeldung aus dem Landesamt für Umwelt habe bestätigt, „dass die einzuhaltenden Immissionsrichtwerte deutlich überschritten werden“. Dem Landesamt müssten „Vorschläge zur Realisierung effektiver Schallminderungsmaßnahmen anhand eines Lärmminderungskonzepts vorgelegt werden“. Stadt Kiel fordert Lärmminderungs- und Baustellenkonzept an: In schroffem Tonfall schreiben Kämpfer und Grondke an Krieger: „Wir erwarten von Ihnen, dass Sie uns das vom LLUR geforderte Lärmminderungskonzept ... ebenfalls zur Verfügung stellen.“ Außerdem fordert die Verwaltungsspitze „ein detailliertes Baustellenkonzept mit Angaben über Bauzeiten und Bautätigkeiten mit wahrnehmbaren Geräuschbelastungen“. Vor allem aber, so Kämpfer und Grondke, müsse der Konzern „die Anwohner*innen über den geplanten Verlauf der Baustellenarbeiten zum Beispiel durch Postwurfsendungen informieren“. Der Höffner-Bau soll sonnabends ruhen: Zur Entlastung vor allem am Wochenende schlagen die beiden vor, „die lärmintensiven Bauarbeiten künftig nicht mehr an Samstagen auszuführen“. Abschließend formulieren Kämpfer und Grondke: „Wir hoffen auf eine kurzfristige und einvernehmliche Lösung im Sinne der Anwohner*innen und auf eine künftig bessere Kommunikation Ihrerseits insbesondere gegenüber der Kieler Bevölkerung, aber auch der Kieler Stadtverwaltung.“ Kurt Krieger hat noch nicht geantwortet: Eine Antwort des Konzerns hat die Verwaltung nach Auskunft von Stadtsprecherin Kerstin Graupner bis zum Dienstag noch nicht erhalten. Doris Grondke habe am Abend noch versucht, Kurt Krieger telefonisch zu erreichen, um ihn zum Verzicht auf Bauarbeiten am Sonnabend zu bewegen. In ihre Strafanzeige wegen des Kahlschlags im Grüngürtel will die Stadt die neuen Vorwürfe zum Lärmschutz offenbar nicht aufnehmen. Lesen Sie auch: So groß ist der Öko-Schaden bei Höffner Graupner weist darauf hin: „Strafanzeige wurde auf Grund von Paragraf 44 Bundesnaturschutzgesetz gestellt, da nicht auszuschließen ist, dass Fortpflanzungs- oder Ruhestätten von wild lebenden Tieren besonders geschützter Arten beschädigt oder zerstört wurden.“ Das sei Gegenstand der staatsanwaltlichen Ermittlungen. Möbel Höffner in Kiel: Strafanzeige gegen Unbekannt: Die Strafanzeige sei gegen Unbekannt gestellt worden. Auf die Frage, ob Möbel Höffner wegen des Umweltfrevels und der Lärmschutzverstöße gewerberechtlich Unzuverlässigkeit vorgeworfen werden kann, antwortete Graupner: „Eine derartige Prüfung ist bislang noch nicht erfolgt.“ Möbel Höffner in Kiel: Mittlerweile liegen drei Strafanzeigen vor: Die Staatsanwaltschaft Kiel hat unterdessen bestätigt, dass außer der Stadt Kiel und dem Naturschutzbund (Nabu) eine weitere Umweltinitiative Strafanzeige wegen des Kahlschlags am Prüner Schlag gestellt habe. Staatsanwalt Henning Hadeler sagte, die laufenden Ermittlungen richteten sich einstweilen "gegen Unbekannt". Er kündigte an, dass die Staatsanwaltschaft wohl demnächst eine Schadensanalyse erhalten und danach Zeugen anhören werde.