Möbel Höffner in Kiel: Waren mehrere Bagger an Umweltzerstörung beteiligt?

Der Skandal rund um die Möbel-Höffner-Baustelle erhitzt weiter die Gemüter. Knapp 5000 hatten bis Donnerstagabend bereits eine Online-Petition unterschrieben, die Konsequenzen für den Konzern fordert. Hinter der Petition steckt die Kielerin Johanna Brüggemann, 30 Jahre alt, selbstständig im Bereich Social-Media-Marketing. „Ich hatte das Gefühl, dass das Thema viele Menschen in Kiel interessiert und wollte mit der Petition dafür eine Aufmerksamkeit schaffen“, sagt sie. Möbel Höffner in Kiel: Videoaufnahmen sollen mehrere Bagger zeigen: Ihr Ziel seien 500 bis 1000 Unterschriften gewesen – mittlerweile ist es ein Vielfaches davon. Ein großer Erfolg für die Bewegung, die sich unter anderem dafür einsetzt, als Konsequenz den auf sieben Jahre festgelegten Schutz der betroffenen Ausgleichsflächen zu entfristen. Für Brüggemann war die großflächige Zerstörung auf dem Gelände „definitiv kein Versehen“. Sie widerspricht der Aussage von Höffner-Geschäftsführerin Edda Metz, die als Ursache für den Schaden das Versehen eines einzelnen Baggerfahrers angibt. „Ich selbst habe beobachtet, dass auf dem betreffenden Gelände mehrere Bagger gleichzeitig im Einsatz waren“, sagt Brüggemann. Am 11. November 2020 sei ihr das bei einem Spaziergang aufgefallen. Brüggemann zückte ihr Smartphone und nahm vier kurze Videos auf. Die Videos habe sie mittlerweile an die Behörden der Stadt und die Polizei weitergeleitet. Auch KN-online liegen die Aufnahmen vor. Zu erkennen sind drei unterschiedliche Bagger, die durch ein Gelände mit Wiese und Sträuchern fahren. Anhand der Videos ist aber nicht ohne weiteres zu ermitteln, wo genau die Bagger unterwegs waren und ob sie Schäden an zu schützender Natur anrichteten. Lesen Sie auch: Möbel Höffner hat zu viel abgeholzt Immer Ärger mit Höffner Stadt spricht von einem Desaster Irritationen um Rodungen immer größer Nabu Kiel erwägt Strafanzeige gegen Möbel Höffner: Auch der Naturschutzbund Kiel beruft sich auf Anwohner, die den Einsatz von mehreren Baufahrzeugen im betreffenden Gebiet gesehen haben sollen. „Es war kein Versehen“, sagt Hartmut Rudolphi, Vorsitzender der Naturschutz-Organisation Nabu Kiel. Ob von drei oder einem Bagger: Dass zu viel abgeholzt wurde, ist unumstritten. „Das ist ein klarer Verstoß gegen das Artenschutzrecht“, sagt Rudolphi. So seien unter anderem Lebensräume des nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Kammmolches auf dem Gelände zerstört worden. Auch Vogelbrutplätze habe es wahrscheinlich getroffen. Rudolphi plädierte deswegen dafür, Höffner auch strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen – schon bevor sich die Stadt Kiel dazu entschlossen hatte. „Bei einem reinen Bußgeldverfahren wird Höffner behandelt wie ein Falschparker. Das reicht nicht aus“, so Rudolphi.