Möglicher Lockdown vor Weihnachten: Einzelhändler in Kiel schlagen Alarm

Ein harter Lockdown in der Corona-Krise noch vor Weihnachten wird in Schleswig-Holstein immer wahrscheinlicher. Am Donnerstag berät das gesamte Kabinett über diese Frage. Betroffen wären anders als im November auch der Einzelhandel, dem wie schon im Frühjahr eine Schließung droht. Vorweihnachtswoche ist die umsatzstärkste Zeit im Jahr: Stefan Schneider, Inhaber des Spielwarengeschäfts Höhenflug in der Holtenauer Straße, ärgert sich über den Schlingerkurs der Landesregierung: "Wir haben 14 Tage vor Weihnachten und es kann sein, dass mir nächste Woche der Laden dicht gemacht wird. Das ist schon eine Zumutung." Die Vorweihnachtswoche sei die umsatzstärkste Woche im ganzen Jahr. "Da verdienen wir normalerweise mehr als sonst in einem Monat." Am Mittwochabend hatte Ministerpräsident Daniel Günther einen harten Lockdown im Norden spätestens ab Weihnachten angekündigt. Der könnte nun aber schon ab der kommenden Woche kommen. "Ich befürworte eine Schließung nach Weihnachten. Das muss wohl sein, um diesen Virus zu besiegen", sagt Schneider. Auch wenn es ihm nicht leicht fällt, das zu sagen. Denn auch in den Tagen zwischen den Jahren sei das Geschäft gut, weil viele Kunden dann ihre Geldgeschenke einlösen würden. "Bin mir nicht sicher, ob ich das ein zweites Mal überstehe": Weniger stark vom Weihnachtsgeschäft abhängig ist Susanne Herlt. In ihrem Damenschuhgeschäft "Look!" in den Arkaden würden ihre Kundinnen vor allem im Frühjahr und Herbst einkaufen, wenn die neuen Kollektionen kommen. Treffen würde Sie eine erneute Zwangsschließung aber ebenso stark. "Das wäre fatal. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirtschaftlich ein zweites Mal überstehe." Seit 15 Jahren gibt es ihre Boutique in der Holtenauer Straße- "und das sehr erfolgreich", fügt sie hinzu. Pessimistisch blickt sie in die Zukunft, weil nicht klar ist, wie lange der Lockdown anhalten würde. "Ist nach dem 10. Januar wieder Schluss? Oder wie lange müssen wir schließen?" Lesen Sie auch: "Lykkelig Liv": Neueröffnung in der Holstenstraße Herlt ist kurz vor den Weihnachtsfeiertagen "nicht mehr frohen Mutes". Die Erfahrungen aus dem Frühjahr hätten ihr auch gezeigt, dass sie keine große staatliche Entschädigung für ihren finanziellen Schaden erwarten könne. Vor Weihnachten den Warenbestand aufgestockt: Mirek Barcz, Inhaber des Geschäfts Chilli Vanilli in der Holtenauer Straße, drapiert am Donnerstagvormittag gerade eingetroffene Ware im Regal. "Wir haben jetzt zu der Weihnachtszeit unseren Bestand enorm aufgestockt. Wenn wir davon nichts verkaufen können, geht das an die Liquidität." Das gelte sowohl für die Wochen vor als auch nach Weihnachten. Lesen Sie auch: So denken die Kieler über einen erneuten harten Lockdown Das Konzept von Chilli Vanilli baut auf drei Säulen auf: "Café - Premium-Kiosk - Schöne Dinge", steht auf einem Schild über dem Eingang. Den Cafébetrieb musste Barcz schon zum November einstellen. Die Sitzecke des Geschäfts ist gesperrt. Auch der Ladenbereich mit den "schönen Dingen" - Seifen, Vasen, Kugelschreiber oder Socken - müsste bei einem harten Lockdown gesperrt werden. Bliebe nur noch der Kiosk, der weiter öffnen dürfte. "Unsere Geschäftsidee ist damit komplett über den Haufen geworfen", sagt Barcz. Mit schneller Hilfe rechnet auch er nicht. "Jetzt ist Jahresende. Selbst, wenn es Hilfsprogramme gibt, wer soll die Anträge denn bearbeiten?"