Nach KN-Interview: Weiter Kritik an der Wohnungsbaupolitik in Kiel

Es stießen einige Aussagen von Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Sozialdezernent Gerwin Stöcken (beide SPD) im KN-Interview auf. So moniert Karl Stanjek, Vorsitzender des Seniorenbeirats, die Bedürfnisse älterer Kieler würden von der Verwaltung zu wenig gehört. Lesen Sie auch: "Wir können 2030 den Bedarf decken" Zu wenige barrierefreie Wohnungen, das Rätseln um einen möglichen Haus-Wohnungstausch, das Agieren der Kiwog: "In etlichen Gesprächen mit dem Sozialdezernenten Gerwin Stöcken sowie unserem Seniorenplan 2030 weisen wir auf diese Problematiken hin. Bisher leider mit mäßigem Erfolg", sagt Stanjek Senioren fühlen sich überhört: Er erinnert vor dem Hintergrund an die von Kiel gezeichnete "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene" – gerade aufgrund der Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 sollte die Verwaltung daher verstärkt auf die über 60-Jährigen, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung abbilden, Rücksicht nehmen, beispielsweise mit Wohnungsbau in Mischgebieten oder Generationenhäusern. CDU fordert ausgeglichenere Angebote: "Ein gesunder Wohnungsmix macht es", sagt auch Florian Weigel, baupolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. Ihm zufolge tut die Stadt zu wenig für Menschen mit geringem Einkommen – und Weigel kritisiert, dass Oberbürgermeister Ulf Kämpfer für Familien auf der Suche nach Bauland und Einfamilienhäusern vorerst auf das Umland verweist. Diese Menschen gingen Kiel verloren. Lesen Sie auch: Wo kann man in Kiel noch bauen? "Die Wanderungsbewegungen zeigen: Nach dem Studium sind Akademiker auf einmal im Umland. Familien ziehen in die Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde", sagt Weigel. Darauf zu verweisen, sei geradezu Hohn, zumal so auch der Autoverkehr zunehme. Weigel kritisiert außerdem, dass die Stadt stets auf die Kiwog als Problemlöser vertraue, deren "Wirkmacht werde noch lange auf sich warten lassen". Die Verwaltung sollte daher stärker mit Genossenschaften und privaten Bauwilligen kooperieren und in der Innenstadt nach Wohnraum suchen. Die CDU fordert dazu eine Machbarkeitsstudie. SSW will Kiwog noch weiter stärken: Der SSW dagegen erneuert seine Forderung nach mehr Ausstattung der Kiwog – zuletzt war die mit einer verbindlichen Zukaufquote verbunden worden. "Der SSW hatte mit der Kieler Wohnungsgesellschaft deutlich ambitionierte Erwartungen verbunden", sagt Fraktionsvorsitzender Marcel Schmidt. Lesen Sie auch: Plädoyer für Wohnungskäufe Es fehle offenbar an Schlagkraft, sodass Ulf Kämpfer junge Familien "quasi resigniert gleich ans Umland verweist". Doch: "Wir brauchen junge Familien in Kiel", stellt Schmidt klar. Er räumt aber auch ein, "die bisherigen Leistungen im Wohnungsbau ausdrücklich" anzuerkennen.