Nach OB-Interview: Streit um die Verkehrswende in Kiel

"Wir unterstützen den Oberbürgermeister ausdrücklich nicht bei einer Politik, die das Auto aus der Stadt vertreiben möchte", sagt von der Heide. Aus der Wirtschaft kommen ähnliche Töne. Unterdessen konkretisierte Kämpfer mehrere Projekte. Auch aus der Kieler CDU-Ratsfraktion gibt es Kritik an den Aussagen von Kämpfer, der sich im Interview mit den Kieler Nachrichten auf "ein starkes politisches Mandat" durch die OB-Wahl im vergangenen Jahr beruft, die er im ersten Wahlgang mit großem Vorsprung gewonnen hatte. "Die vorrangige Befriedigung verkehrsbedingter Bedürfnisse eines Teils unserer Stadtgesellschaft darf nicht zur Ausgrenzung anderer führen", sagte der verkehrspolitische Sprecher Rainer Kreutz. Menschen und Gewerbe seien auf Kraftfahrzeuge angewiesen, betont auch von der Heide. Beide CDU-Politiker machen sich zwar auch für einen attraktiveren ÖPNV stark. Das Bekenntnis zur Stadtbahn, auch von der CDU, sei aber keine Begründung, Autos zu verbannen. Lesen Sie auch: "Auf dem Ostufer haben wir Nachholbedarf " Scharfe Kritik an den Aussagen Kämpfers im KN-Interview gibt es auch von Ines Kitzing, der Landesvorsitzenden des AGA Unternehmensverbandes für Groß-, Außenhandel und Dienstleistung. "Bei allen gutgemeinten Maßnahmen müssen die Bedürfnisse des Wirtschafts- und Lieferverkehrs berücksichtigt werden. Nur so können wir die City lebendig, attraktiv und funktionsfähig halten." Innenstadtverkehr sei systemrelevant. "Mobilität und eine funktionierende Infrastruktur sind die Grundlage für Leben und Arbeiten in der Stadt." Kämpfer hat inzwischen den Verkehrswende-Kurs der Verwaltung mit Hinweis auf mehrere Projekte erklärt. Dazu gehört eine Premium-Radroute um die Förde von Mönkeberg bis Strande bis zur zweiten Hälfte des Jahrzehnts, einschließlich eines Ersatzschiffes für die Kanalfähre "Adler 1". Rückenwind für die Idee, den nördlichen Teil der Kiellinie für Pkw zu sperren, gibt es vom BUND: "Unerlässlich für eine Mobilitätswende ist die für den Radverkehr geplante Premiumroute", sagte Mobilitätsreferentin Kirsten Kock. "Um die einrichten zu können, muss eine Sperrung für den Autoverkehr her." Weitere Projekte im Süden und an der Schwentine: An einer Premium-Radroute an der A 21 werde derzeit zwischen Stadtgrenze und der Anschlussstelle Kiel-Wellseedamm auch von der Deges mitgeplant, teilte die Stadt mit. Für eine neue Schwentinebrücke müssten zwei Jahre allein für das Planfeststellungsverfahren einberechnet werden. Derzeit liefen Gespräche zwischen Fachhochschule, Geomar und dem Zentrum für maritime Technologie und Seefischmarkt (ZTS). Außerdem führe die Stadt Gespräche zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Holtenauer Straße für alle Verkehrsteilnehmer. Sollte sich eine Lösung noch vor einer möglichen Stadtbahn ergeben, könnte eine Umgestaltung versucht werden. Diskussion um Kiellinie am Donnerstag: Mit Spannung wird am Donnerstagabend die Diskussion über die Zukunft der Kiellinie erwartet. CDU-Kreischef von der Heide wirft der Verwaltung mangelnde Bürgerbeteiligung vor und kritisiert, dass die Veranstaltung nicht im Internet übertragen werde. Laut Stadtbaurätin Doris Grondke wurde das geprüft – gegen eine nach Einladung und Zusage eingerichtete Übertragung sprächen aber Datenschutzgründe. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.