Jan sitzt am Tisch, zwei Elektroden eines Hautleitmessgeräts sind an seinem Zeige- und Mittelfinger befestigt. Aus vier Spielkarten hat er eine in einen Umschlag gesteckt. Sein Gegenüber will herausfinden, welche. Und das Szenario ist auch kein ganz ernstes – es ist die Nacht der Wissenschaft, Schleswig-Holsteins größter Wissenschaftsveranstaltung. Und der Lügendetektor ist einer der Publikumsmagneten am Institut für Weltwirtschaft.
Was Ökonomie und Lügendetektor verbindet
Während Jan also für das kleine Experiment kräftig lügt, schaut Ulrich Schmidt, IfW-Leiter des Bereichs Verhaltensökonomie, auf seinen Bildschirm und beobachtet die Ausschläge. Das Gerät, erklärt Schmidt, ist kein Lügendetektor im klassischen Hollywood-Sinn, sondern misst lediglich die Stromleitfähigkeit der Haut. Wer lügt, schwitzt in unmerkbar geringem Maße, das macht die Haut leitfähiger, und das zeigt das Gerät an – nur nicht bei Jan. Schmidt tippt auf die falsche Karte, Jan triumphiert über den Lügendetektor.
„Volkswirtschaftslehre ist auch die Lehre vom Verhalten der Menschen“, erklärte Jürgen Stehn den Zusammenhang zwischen dem Detektor und dem Institut. „Wir untersuchen nicht nur ökonomische Phänomene, sondern wollen in der Verhaltensökonomie auch herausfinden, wie der Mensch auf diese Phänomene reagiert.“
Mehr als 40 Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft waren dabei
Mehr als 40 Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft waren dabei - und schafften es, den Bogen vom ganz Kleinen zum ganz Großen zu spannen: Von den vielen unbekannten Eigenschaften der gemeinen Schnecke konnten die Besucher ebenso erfahren, wie sie über die Zukunft der globalen Handelspolitik in der Ära Donald Trump diskutieren konnten. Wer wollte, konnte einen Blick in die Kochtöpfe der Uni-Mensa werfen – oder in die Haut des Mario Draghi schlüpfen: Im IfW konnten Teilnehmer per Computersimulation die Geldpolitik der EU bestimmen und beobachten, was dann passiert.
Mit dabei waren neben der Christian-Albrechts-Universität Kiel und der Fachhochschule Kiel auch die Muthesius Kunsthochschule, das Geomar Helmholtz-Zentrum für Meeresforschung, das Institut für Weltwirtschaft und das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie aus Plön.
Im nächsten Jahr packen die beteiligten Forschungsinstitutionen ihre Experimente-Koffer und besuchen zur Nacht der Wissenschaft neben Kiel die Städte Eckernförde, Plön, Preetz und Rendsburg.