Neuer Ärger um die Kiellinie in Kiel: Autofahrspuren sollen weg

Sowohl auf der nördlichen als auch auf der südlichen Fahrbahn der Kiellinie sollen im ersten Schritt je eine Autofahrspur zugunsten von Fahrradwegen weichen. Die Stadtverwaltung legt ihre Planung dem Bauausschuss zur endgültigen Entscheidung vor. Die Bürgerinitiative „Kiellinie für alle“ und die CDU-Ratsfraktion wittern eine Vorentscheidung für eine autofreie Kiellinie Nord. Das stehe im Widerspruch zur zugesagten ergebnisoffenen Prüfung. Fünf Umbauten auf zwei Fahrbahnen: Im Einzelnen zählt die Beschlussvorlage der Verwaltung fünf Umbauten auf: "Südliche Fahrbahnerneuerung im Vollausbau einschließlich Reduzierung der Fahrstreifen zugunsten eines Interimsradfahrstreifens auf der Südseite, Umbau des südlichen Gehwegs, Sanierung der Parkflächen, Umbau des nördlichen Gehwegs zwischen Schweriner Straße und Brandenburger Straße einschließlich Reduzierung der Fahrstreifen zugunsten eines Radfahrstreifens, nördliche Radwegsanierung zwischen Schweriner Straße und Feldstraße.“ Nördliche Fahrbahn soll ganz stillgelegt werden: Auf der Nordseite plant die Stadt zwischen Brandenburger und Schweriner Straße eine drei Meter breite „Protected Bike Lane“. Das ist ein baulich abgetrennter Doppelradweg mit zwei Fahrtrichtungen. Langfristig soll die nördliche Fahrbahn in dem Abschnitt für Autos ganz stillgelegt werden. Dann soll der Autoverkehr in beiden Fahrtrichtungen auf je einer Fahrspur auf der südlichen Fahrbahn abgewickelt werden. Lesen Sie auch: Kiellinie: Jetzt übernehmen die Planer Die Verwaltung versichert, die Planung sei „unabhängig von der ausstehenden Entscheidung zur Umgestaltung der Kiellinie Nord zwischen der Lindenallee und der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt zu sehen“. Daran gibt es Zweifel. Bürgerinitiative sieht vollendete Tatsachen: Im nördlichsten Teil der Kiellinie würden damit „schon Tatsachen geschaffen, ohne die Umgestaltung der Kiellinie gesamtheitlich zu betrachten“, moniert Magdalena Drewes von der Initiative „Kiellinie für alle“. Der Planungsbereich „Kiellinie Nord“ zwischen Lindenallee und Marinehafen stehe durch den gemeinsamen Verkehrsfluss in direktem Zusammenhang mit dem aktuellen Projektbereich bis zur Feldstraße. Sie verlangt, die Entscheidung im Bauausschuss aufzuschieben, die Ortsbeiräte Wik und Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook umfassend einzubeziehen und den Umbau des nördlichsten Abschnitts in das gesamte Kiellinien-Projekt einzubeziehen. Das Projekt solle dann in nur zwei Abschnitte aufgeteilt werden: vom Landeshausufer bis zur Reventlouwiese einschließlich Berthold-Beitz-Ufer sowie von dort bis ganz ans Ende an der Feldstraße/Mercatorstraße. CDU-Fraktion vermutet "autofreie Kiellinie durch die Hintertür": Auch die CDU-Ratsfraktion wittert Verrat. „Mit der Umsetzung der Vorlage würde eine verkehrliche Vorfestlegung zu Gunsten einer autofreien Kiellinie geschaffen werden“, sagt ihr verkehrspolitischer Sprecher Florian Weigel. Er fordert, den nördlichsten Abschnitt in das ergebnisoffene Verfahren zur Kiellinie einzubeziehen. Die dort geplante Maßnahme sei jetzt weder dringend nötig noch sehr eilig. Weigel appelliert an die Mehrheitskooperation von SPD, Grünen und FDP, „den Kiellinienfrieden nicht nach wenigen Wochen schon wieder zu beenden“. Der Ratsherr postuliert: „Die autofreie Kiellinie darf nicht durch die Hintertür kommen!“ Zweifel an Rechtmäßigkeit einer "Protected Bike Lane": Weigel moniert zudem die geplante „Protected Bike Lane“. Die Voraussetzungen für so einen abgepollerten Doppelradweg seien noch gar nicht definiert. Tatsächlich schreibt die Verwaltung selbst in einem Sachstandsbericht des Umweltschutzamtes zum „Umsetzungsstand Climate Emergency“ für dieselbe Sitzung des Bauausschusses wörtlich: „Eine Geschäftliche Mitteilung zur Frage, unter welchen Voraussetzungen Protected Bike Lanes möglich sind, konnte aufgrund der vielfältigen vorrangigen Aufgaben bisher nicht erfolgen.“