Offener Brief zur Kiellinie-Nord: Bürgerinitiative hat Fragen an Kämpfer

Die Initiative, für die Feldstraßen-Anwohnerin Magdalena Drewes spricht, dankt Kämpfer für seine Bereitschaft zur Kommunikation – und fordert diese noch stärker ein. Denn für einen Beschluss mit großer Tragweite für das westliche Fördeufer ist die Entscheidungsgrundlage aus ihrer Sicht einfach nicht gegeben. Lesen Sie auch: So soll die Kiellinie aussehen Derzeit bereitet die Stadt die Ausschreibung eines Gestaltungswettbewerbs vor, in dessen Zuge Verschönerungen für drei Bauabschnitte erarbeitet werden. Zum umstrittenen Bereich Kiellinie-Nord fordert die Stadt von den Teilnehmer-Büros einen Vorschlag mit und einen ohne Autoverkehr. Im ersten Quartal 2021 erhalten die politischen Gremien den Grundsatzbeschluss, so das OB-Büro. Initiative will drei Bauteile trennen: Die Öffnung des Wettbewerbs war ein Kompromissvorschlag Kämpfers, um die Wogen zu glätten. Die Initiative fordert nun zudem, die drei Bauabschnitte zu trennen, um den Gesamtprozess zu beschleunigen. "Das ist fachlich nicht sinnvoll", entgegnet Kämpfer – auch die Architektenkammer sehe das nicht vor. Die Dreiteiligkeit sei kein Verzögerungsfaktor, die Vorstellungen sollten "aus einem Guss" kommen. Über die Umsetzung sei dann in der Folge zu reden; auch über die Frage nach einer Bauleitplanung. Lesen Sie auch: Kämpfer: Autofrei nur eine Variante Der größte thematische Fokus der Bürgerinitiative bleibt die mögliche Verkehrsbelastung. So fordern die Anwohner die Prüfung der einzelnen Knotenpunkte der Ausweichstraßen und ihrer Belastbarkeit – auch über den Westring oder die B 76. Außerdem fragen sie nach sicherem Verkehr vor Schulen, für Radfahrer in den Wohngebieten oder nach Behindertenparkflächen. Zuletzt wollen sie die Rohdaten der Verkehrszählungen veröffentlicht sehen und eine Prognose des Autoverkehrs an der Kiellinie. Kämpfer will Interessen berücksichtigen: "Am Ende können wir nicht garantieren, dass nicht irgendwo nachher mehr Autos fahren", sagt Kämpfer. Der Maßstab müsse aber sein, dass kein Interesse unter den Tisch fällt und niemand unzumutbar beeinträchtigt wird. Darüber könne gestritten werden und dazu gebe es zulässige Fragen. "Wenn ich Ratsherr oder Mitglied im Ortsbeirat wäre, würde ich auch erst über die Variante entscheiden, wenn die Daten dazu vorliegen", fordert Kämpfer die Kommunalpolitik auf, die Informationen einzuholen. Parallel prüfe die Stadt bereits Vorschläge zur Feldstraße aus dem Ortsbeirat. "Der Fragenkatalog erweckt aus meiner Sicht so ein bisschen den Eindruck, als wäre die Umgestaltung ein Nullsummenspiel", sagt Kämpfer abschließend, "nach dem Motto: Was ich dort wegnehme, taucht woanders wieder auf." Wenn das so wäre, könne man den Konflikt wahrlich schwer lösen, räumt er ein. Verkehrswende müsse glaubhaft sein: Stattdessen müssten die Angebote der Verkehrswende von Velorouten bis hin zur Verbesserung des ÖPNV auf Land und Wasser den Menschen "glaubhaft vermitteln", dass es eine Veränderung der Verkehrszahlen geben werde. Selbstverständlich werde eine Premium-Radroute ihre Wirkung an der Kiellinie erst dann zeigen, wenn diese umgestaltet ist. Am Ende entscheide die Kommunalpolitik, sagt Kämpfer. Im Laufe des Jahres 2022 werden im OB-Büro Ergebnisse erwartet. "Wie schnell es danach weitergeht, ist schwer zu prognostizieren", sagt Kämpfer. Das hänge von Finanzen und Förderungen ab.