Olympia-Gegner in Hamburg machen mobil

An einem tristen Novemberabend sitzt Sabine Lafrentz auf dem Podium der Hamburger Körber-Stiftung. Die 59-jährige Diplom-Sozialpädagogin vertritt die „Volksinitiative STOP Olympia Hamburg“. Ihre „Gegner“ sind Innensenator Michael Neumann und Wolfgang Maennig, Ruder-Olympiasieger im Achter 1988 und Professor für Wirtschaftswissenschaften. Sabine Lafrentz, die dem Hamburger Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft angehört, hat eine klare Botschaft, und die formuliert sie ebenso sachlich wie entschieden: „Ich glaube den Zahlen des Senats nicht. Die verlässliche Zusage des Bundes bezüglich der Übernahme der 6,2 Milliarden Euro muss vor dem 29. November erfolgen. Alles andere wäre ein Freifahrtschein.“ Die Olympia-Gegnerin hat damit den Finger in die Wunde gelegt. Worüber sollen die Hamburger Bürger abstimmen, wenn sie nicht wissen, wer den ganzen Spaß bezahlen soll? Die Anti-Olympia-Fraktion kritisiert deshalb, dass die endgültigen Zahlen noch nicht realistisch eingeschätzt werden könnten und sie verweist gerne auf den Hamburger Rechnungshof, der vor den finanziellen Risiken einer Olympia-Bewerbung gewarnt hat. Für eine unwiderrufliche Entscheidung sei es am 29. November zu früh, betont Lafrentz-Mitstreiterin Carola Ensslen: „Zu diesem Zeitpunkt können trotz der Puffer im Finanzkonzept keine verlässlichen Aussagen über die Kosten gemacht werden.“ Auch der Umweltaktivist Dirk Seifert kritisierte die Planungen des Senats mit Kosten von 11,2 Milliarden Euro: „Das sind gigantische Zahlen, wenn man bedenkt, dass es um eine Sportveranstaltung geht. Diese Spiele sind enorm teuer. Wie Hamburg das meistern will, ist mir schleierhaft.“ Die außerparlamentarische Opposition ist gut aufgestellt. Auch die zweite Initiative „NOlympia Hamburg“ verfügt über eine Homepage und versucht, Gleichgesinnten Mut zu machen. Zu lesen gibt es dort fünf gute Gründe für ein Nein beim Referendum: Olympische Spiele seien eine Geldverbrennungsmaschine und sie schränkten wegen der Knebelverträge des IOC Freiheitsrechte der Bürger ein. Und wer wissen will, wie Marketing-Professor Joachim Kellner die Auswirkungen der DFB-Krise wegen der Vergabe der Fußball-WM 2006 auf das Referendum einschätzt, der erfährt: „Die Frage ist nicht, wie sich das auswirkt, sondern wie stark. Und ich glaube, das ist ziemlich katastrophal.“ Im Senat versuchen die Linken, Argumente für Gegner zu liefern. Mit einer „Großen Anfrage“ konnten sie Umweltsenator Jens Kerstan widerlegen, der behauptet hatte, in Hamburg seien keine Extrafahrspuren für das IOC vorgesehen. 20 Kilometer privilegiertes Fahren, kam heraus, sind in den Planungen enthalten. Was Wasser auf die Kritiker-Mühlen zu sein scheint, ist bei Olympischen Spielen allerdings seit Jahrzehnten üblich: „Olympic Lanes“ werden auch zur Beförderung der Athleten zu den Wettkampfstätten genutzt, sie sind absolut sinnvoll. Nur das verbreiten die Kritiker nicht.

Olympia-Gegner - Geldverbrennung und Knebelverträge