"Petze"-Institut: Heike Holz folgt auf Ursula Schele

Inmitten der Ausstellung „Echt mein Recht“ des Petze-Instituts für Gewaltprävention wurde Ursula Schele (66), die langjährige Geschäftsführerin von Petze, in den Ruhestand verabschiedet. Die Mitbegründerin des Frauennotrufs Kiel war aus Infektionsschutzgründen allerdings nur per Videokonferenz zugeschaltet. Sie war 40 Jahre in der Frauen-, Kinder- und Anti-Gewalt-Arbeit aktiv. Mit dem Präventionsbüro Petze holte sie das Thema sexueller Missbrauch von Kindern in die Öffentlichkeit. Scheles Nachfolgerin als Geschäftsführerin ist die Diplom-Juristin und Kriminologin Heike Holz (38). „Es waren und sind leider noch immer dicke Bretter, die in Institutionen bearbeitet werden müssen“, sagte Schele mit Blick auf ihre Arbeit. „Aber im Laufe der letzten 40 Jahre habe ich gelernt, aus den Steinen, die uns beim Thema sexueller Missbrauch in den Weg gelegt werden, immer wieder Neues und Kreatives für den Schutz von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zu bauen.“ Ursula Schele: "Wir haben es geschafft, das Tabu zu brechen": Das Thema sexualisierte Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen werde nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden können. „Wir haben es geschafft, das Tabu zu brechen.“ Nun müsse strukturell und präventiv gearbeitet werden. Das sei ein guter Zeitpunkt, Jüngere ans Werk zu lassen. Sie gibt die Arbeit zwar schweren Herzens, aber guten Gewissens an Holz weiter. „Ich bin mir sicher, sie wird das großartig machen.“ Sie habe Respekt vor den großen Fußstapfen, räumte Holz ein, die zuvor als Präventionsbeauftragte der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland gearbeitet hat. „Ursula Schele hat wahnsinnige Vorarbeit geleistet.“ Doch die neue Geschäftsführerin freut sich auf ihre Aufgabe: „Ich bin froh, mit einem gut aufgestellten Team arbeiten zu können.“ Internet wird Thema bei der Präventionsarbeit von Petze: Künftig soll es bei der Präventionsarbeit auch um das Internet gehen. „Wir wissen, dass die digitale Welt zur Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen gehört“, so Holz. Die würden dort zwar viel Gutes erfahren, es komme aber auch zu sexuellen Übergriffen und Belästigungen. „Die Kinder wissen dann nicht, dass das Unrecht ist und sie sich Hilfe holen dürfen.“ Petze bietet Fortbildungen und praxisnahe Materialien etwa für Schulen und Kitas an. Auch konzipiert das Team Ausstellungen wie „Echt mein Recht!“, die gerade im Pop-up-Store Holstein-Kaufhaus in der Andreas-Gayk-Straße auf Besucher wartet. An mehreren Stationen geht es um Selbstbestimmung und Schutz vor sexualisierter Gewalt für Menschen mit Beeinträchtigungen. „Wir hatten gehofft, dass Kohorten die Ausstellung besuchen können“, so Holz. Doch das geht aufgrund der Corona-Maßnahmen aktuell nicht. Dennoch wurde hier Montagabend im kleinen Rahmen der Generationswechsel eingeläutet. Während Schele im Videostream ein goldenes Megafon zeigte, hielt Holz ein zweites Modell in den Händen – mit Symbolwert, wie Schele erklärte: „Ich wünsche dir ganz viel Resonanz auf das, was du sagst und tust.“ Oberbürgermeister würdigte Ursula Scheles Arbeit: Unterdessen würdigte auch Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) bei der Verabschiedung in kleiner Runde Scheles Arbeit, die nicht nur durch ihr kämpferisches Herz geprägt worden sei: „Es ging dir nie nur darum, die Kinder zu schützen, sondern auch darum, sie stark zu machen.“ Ganz ruhig wird Scheles Ruhestand nicht werden, denn sie wird sich nicht gänzlich aus dem Themenfeld Gewaltprävention zurückziehen. Sie bleibe im Vorstand des Bundesverbands Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, kündigte sie an.

"Petze"-Institut in Kiel - Ursula Schele hört auf, Heike Holz übernimmt