Philipp Westermeyer verrät Trends des Online-Marketing bei Digitaler Woche

Am Montag kommt ein Rockstar in die Stadt. Zugegeben, keiner mit E-Gitarre oder Schlagzeug, vielmehr ein Rockstar des Internets. Philipp Westermeyer, 41 Jahre alt und Gründer der Online Marketing Rockstars (OMR) in Hamburg, hat früh erkannt, wie wichtig Werbung im Internet werden würde. Er selbst ist dort längst zu einer Marke geworden: unter anderem als Veranstalter des OMR-Festivals, das sich inzwischen mit rund 52.000 Besuchern im Jahr 2019 zu einer der größten Digital-Konferenzen in Europa entwickelt hat. Herr Westermeyer, Sie haben vor vier Jahren eine kühne These aufgestellt: Sie behaupteten, das nächste große Ding im Online-Marketing seien Podcasts. Sie lagen goldrichtig. Ja, das stimmt. Damals war das noch nicht so offensichtlich wie heute, aber ich hatte auch Timing-Glück, denn ich habe Podcasts als Nutzer selber entdeckt, als ich zu der Zeit meine Kinder im Kinderwagen rumgeschoben habe. Heute weiß eigentlich jedes Unternehmen, dass es einen Podcast braucht, um eine engere Bindung zu seinen Kunden aufzubauen – und seine Marke aufzuladen. Ihnen gelingt das vorzüglich. Ihnen hören, wie Sie sagen, bis zu 50.000 Menschen zu. Sie sprechen für Ihren Podcast mit Führungskräften, Start-up-Gründern … … und manchmal auch mit Politikern. Erst neulich habe ich einen Live-Podcast mit Grünen-Chef Robert Habeck beim Waterkant-Festival aufgenommen, also in Kiel um die Ecke. Vieles von dem, was Sie und Ihr Team heute beobachten, beschäftigt morgen Unternehmen, aber auch uns alle. Lassen Sie uns mal gemeinsam in die Zukunft schauen: Wie entwickelt sich das Online-Marketing? Wir haben in den vergangenen Monaten mehrere größere Trends beobachtet. Einer ist auf alle Fälle, dass sehr viel Kommunikation aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwindet. Ich bemerke es bei mir selbst: Das, was ich früher bei Facebook für alle gepostet habe, sende ich heute in meine geschlossenen Whatsapp-Gruppen. Jüngere Menschen nutzen dafür auch Instagram oder Tiktok. Vieles verschiebt sich in das Dark Social. Das ist natürlich problematisch für Firmen, die Werbung schalten wollen. Sie erreichen ihre Kunden nicht mehr. Genau. Die Frage ist nun, wie Firmen damit umgehen. Es gibt schon erste gute Beispiele, aber eher im Lokalen: Da interagiert zum Beispiel ein Nagelstudio auf Instagram mit seinen Kunden. Diese Art der Kommunikation kann zu einer noch engeren Kundenbeziehung führen als zuvor auf Facebook. Was haben Sie noch beobachtet? Dass sehr viele Firmen Aufgaben von Staaten übernehmen. Sie geben Leitlinien vor, nehmen eine Haltung ein und werben auf diese Weise für sich. Geben Sie mal ein Beispiel. Ein gutes Beispiel ist Walmart, das weltgrößte Handelsunternehmen. Walmart hat im vergangenen Jahr Handfeuerwaffen und Munition für diese Waffen aus dem Sortiment genommen, während sich die USA nicht zu einem Waffenverbot durchringen können. Das hat dem Konzern international sehr viel Zuspruch gebracht. Es gibt aber auch ein Beispiel aus der Region: So hat ein Edeka-Markt in Neumünster aus Gründen der Nachhaltigkeit keine Feuerwerkskörper verkauft, obwohl es grundsätzlich erlaubt gewesen wäre. Das Ergebnis war ein Candystorm im Internet, also viel Lob von den Kunden. Aber es hat doch auch schon früher Unternehmen gegeben, die einer Haltung gefolgt sind. Ja, natürlich. Aber das Internet ist die Ursache dieser Trends, es ist im Netz viel sichtbarer als in der analogen Welt – und somit für Unternehmen reizvoller, sich auf diese Weise von den Mitbewerbern abzugrenzen. Das spielt auch bei einem dritten Trend eine Rolle. Erzählen Sie. Alles in der digitalen Welt wird bewertet: die Taxifahrt, das Ferienhaus, das Raststätten-Klo. Überall wird um Bewertungen, sogenannte Reviews, gebeten. Unternehmen müssen sich heute fragen: Wie reagiere ich darauf, wie kuratiere ich womöglich diese Reviews? Der deutsche Musikversender Thomann hat darauf eine gute Antwort gefunden. Er ist Weltmarktführer beim Verkauf von Instrumenten, sogar noch vor Amazon. Warum ist das so? Der Content, den Thomann bietet, ist dabei lang, ausführlich und redaktionell begleitet. Produkte darf man hier nur als „echter“, zahlender Kunde bewerten, es ist verpflichtend, Texte zu verfassen (ein einzelnes Emoji reicht also nicht) und – es handelt sich immer um verifizierte Bewertungen. Thomann legt sogar offen, wie die Bewertungen verifiziert wurden. Darüber hinaus belohnt Thomann seine Kunden bzw. Community immer mal wieder mit Warengutscheinen für besonders ausführliche und hilfreiche Rezensionen. Thomann-Kunden bilden im Wesentlichen eine „Gemeinschaft“ als Musiker und tauschen sich gerne über ihr Hobby/ihre Profession aus. Über die Veranstaltung bei der Digitalen Woche