Positiv auf Corona getestet: So lebt eine Kieler WG in Quarantäne

Helen kann die Sonne nur von ihrem Fenster im zweiten Stock aus genießen - in eine Decke eingewickelt und mit Sonnenbrille. Am Sonntag sei sie, wie auch ihre vier Mitbewohner, am UKSH auf das Coronavirus getestet worden. Noch am Abend hätten sie einen Anruf aus dem Labor erhalten: Der Corona-Test sei positiv gewesen. Sie habe aktuell Glieder- und Halsschmerzen, schildert Helen am Dienstagmittag am Telefon. "Tendenziell geht es mir gut", so die 27-Jährige, die gerade ihr Medizinstudium beendet hat. Ihre Mitbewohnerin Lisette (21), die ebenfalls bei dem Gespräch dabei ist, sagt, sie habe nur etwas Husten. "Bei mir ist das Krankheitsgefühl nicht so ausgeprägt." Alle Mitbewohner hätten Covid-19-Symptome gezeigt: "Stand jetzt hoffen wir, dass wir das Gröbste überstanden haben", erzählt Helen. Als die WG-Mitglieder alle nacheinander Covid-19-Symptome zeigten, hätten sie sich direkt an das Kieler Gesundheitsamt gewandt. Dann seien sie getestet worden. Wer das Coronavirus zuerst in sich trug, würden sie nicht wissen. Mindestens bis Ende nächster Woche müsse die WG noch in Quarantäne bleiben. Seien dann bei den Mitbewohnern noch Symptome vorhanden, würde die häusliche Isolation eventuell länger dauern, sagt Helen. Den Gesundheitszustand der fünf fragt das Gesundheitsamt täglich bei einem Anruf ab. Liste mit Kontaktpersonen ging ans Kieler Gesundheitsamt: Der Behörde hätten sie auch Listen mit Kontaktpersonen gegeben, erzählt Helen. "Zum Glück waren das aufgrund der aktuellen Situation nicht so viele." Freunde hätten sie zudem selbst angerufen. "Die dürfen jetzt teilweise ihre WG-Zimmer nicht verlassen, weil nur sie Kontaktpersonen sind, ihre Mitbewohner aber nicht", ergänzt Lisette. Da hätten sie es in ihrer großen WG noch gut. Zu Familie und Freunden halten sie nun mehr Kontakt als sonst, per Telefon. "Meine Eltern wohnen weit weg. Die machen sich wegen der ganzen Nachrichten schon Sorgen", so Helen. Allerdings sei ja nun Zeit für tägliche Gespräche. Abseits von Telefonaten will die WG ihren Alltag in den kommenden zwei Wochen durch einen Tagesplan etwas strukturieren: Aufräumen sei ebenso angedacht wie Spiele zu spielen oder einen Film zu schauen. "Wir planen so, dass wir Zeit zusammen verbringen, aber jeder auch Zeit für sich hat", schildert Helen. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Gemeinsame Tagesstruktur durch Spiele und kochen: "Noch ist die Stimmung gut und wir arbeiten daran, dass es so bleibt", sagt Lisette. "Wir haben auch sonst ein intensives Zusammenleben, kochen etwa gemeinsam." Das Einkaufen allerdings würden derzeit Freunde erledigen, die die Tüten vor der Tür abstellen. Sie hätten ein gutes Netzwerk. "Die Hilfsbereitschaft ist total hoch." Normalerweise seien sie aktive Menschen, wären gerne draußen unterwegs, sagen die beiden. Nun ist die WG-Küche der Treffpunkt. Für die Zeit der Quarantäne haben sie einen Kalender gebastelt. "Morgens wird abgekreuzt, dass ein weiterer Tag geschafft ist", so Lisette. Ein Untermieter lebt im Wohnzimmer: Eigentlich gebe es in der Wohnung noch ein Wohnzimmer, das sei allerdings durch einen Untermieter belegt, da Lisette früher als ursprünglich angedacht nach Deutschland zurückgekommen sei. Die Studentin erzählt, sie habe als Skilehrerin in Frankreich gearbeitet. "Das sollte eigentlich bis Mitte April gehen, aber dann mussten wir innerhalb einer Woche unsere Zelte abbrechen und zurück nach Hause." Dass der Saisonjob für sie nun früher endete als gedacht, sei emotional härter als finanziell. "Das musste ich erstmal ein bisschen verdauen." Insgesamt sehe sie die Situation relativ gelassen, sagt Lisette. "Ich werde schauen, wann das öffentliche Leben weitergeht." Auch Helen ist trotz der Situation gelassen. Zwar wurden auch ihre Pläne, sich auf Stellensuche als Ärztin zu begeben, vorerst durcheinandergebracht. Aber wenn die Erkrankung überstanden sei, könne sie helfen. "Außerdem ist die Aussicht positiv, dass wir die Krankheit dann nicht mehr haben können." Das würde dann auch bei der Arbeit in einem Krankenhaus helfen. 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