Postfiliale schließt: Ende November ist am Karlstal Schluss

An einer Nachfolgelösung will die Post arbeiten, Genaueres steht noch nicht fest. Überraschend bekommt das nun von der Postbank als Hauptmieterin verkündete Aus nicht. Ursprünglich hatte die Vermögensverwaltungsgesellschaft Lorac Investment Management als Eigentümerin dieser in den 1970er-Jahren erbauten Immobilie bereits zum Sommer 2018 kündigen wollen, ehe man sich doch noch auf eine Verlängerung um weitere gut zwei Jahre einigte. Nun aber soll endgültig Schluss sein, und das prinzipiell in beiderseitigem Interesse. Als Verteilzentrum spielt der Standort Karlstal für die Post nur noch eine kleine Rolle, weil der Trend zu automatisierten Anlagen an Autobahnkreuzen geht. Mehr als die Hälfte der Flächen in Gaarden sind nach Angaben von Dream Global deshalb bereits ungenutzt. Die als Investorin agierende Aktiengesellschaft Dream Global Real Investment plant für das 45 000 Quadratmeter große Areal, das sich vom Karlstal 21 bis hinunter zur Werftstraße erstreckt, eine nachhaltige Nutzung durch Wohnungsbau in großem Maßstab. Gedacht ist an ungefähr 800 Wohneinheiten, davon 30 Prozent sozial geförderte. Vor allem an der verkehrsreichen Werftstraße sollen auch Gewerbeflächen entstehen, sodass sich der Ortsbeirat für diesen Bereich sehr gut einen neuen Post-Dienstleister vorstellen könnte. Postbank überprüft ständig ihr Filialnetz: Dazu halten sich die Verantwortlichen allerdings noch bedeckt. „In Zeiten der Digitalisierung“ überprüfe die Postbank ständig ihr Filialnetz „hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit und Optimierungsmöglichkeiten“, teilt die Postbank auf Anfrage mit. Selbstverständlich werde man die Kundenbedürfnisse weiter fest im Auge behalten, welche Filial- und Geldautomaten-Alternativstandorte angeboten werden können, das stehe aber noch nicht vollständig fest. Unterdessen hat die Deutsche Post versichert, dass über ihre bereits vorhandenen kleineren Partnerstellen in der Elisabethstraße hinaus weitere Kooperationen in Gaarden aufgebaut werden sollen. Grundsätzlich mietet das Unternehmen nicht mehr eigenständig Räumlichkeiten an, sondern zieht in bereits vorhandene Supermärkte, Reinigungsunternehmen, Kioske oder andere Geschäfte ein. Unterstützung bei der Suche nach einer möglichst großzügigen Alternative hat das Wirtschaftsbüro Gaarden zugesichert, spruchreif ist aber ebenfalls noch nichts. Wichtiges städtebauliches Puzzleteil: Wie es weitergeht mit der Neubebauung auf dem Postgelände, das bis zum Jahresende komplett geräumt sein soll und aus Sicht von Stadtbaurätin Doris Grondke „ein wichtiges städtebauliches Puzzleteil“ darstellt, dazu hält man sich wiederum auf Investorenseite bedeckt. „Aus unserem Hause gibt es zur Zeit hierzu leider keine weiteren Information“, lauten die dürren Worte der in Frankfurt ansässigen Projektentwicklungsgesellschaft Officefirst Real Estate GmbH. Klar ist allerdings, dass zunächst umfangreiche Abrissarbeiten angesagt sind, denn bis auf das Hochhaus, das optisch wie baulich stark aufgewertet werden soll, wird kein Gebäude erhalten bleiben. Auch baurechtlich ist das Verfahren noch nicht so weit, dass alsbald die Bagger anrücken könnten. Eine Verzögerung bedeutet das aber nicht, denn bereits im Herbst 2019 hatte der zuständige Projektentwickler gegenüber dem Ortsbeirat Gaarden geäußert, dass sich baulich vor dem Jahr 2021 nichts tun werde. Stark orientieren soll sich die Planung des Neubaugebietes an einem Entwurf des Büros „Trojan + Trojan“ aus Darmstadt. Durch umfangreiche Aufschüttungen soll das Gelände künftig zum Stadtteilzentrum hin gleichmäßig ansteigen, sodass auch ein barrierefreier Weg von der Ecke Werftstraße/Karlstal bis zur St. Johanneskirche in der Schulstraße entstünde. Zugesichert haben Architekten und Investoren außerdem eine enge Verknüpfung mit der Umgebung. Einzelhäuser mit Brücken zum Pastor-Gosch-Weg sollen einen besonderen Akzent setzen, dazu gibt es viel relativ normalen Geschosswohnungsbau. Zentral gelegenes Quartier: Ebenfalls vorgesehen ist eine Tiefgarage. Wobei im Ortsbeirat viele Stimmen auf möglichst kleine Dimensionen drängen, weil private Autos in einem solch zentral gelegenen Quartier im Grunde gar nicht nötig seien. Ganz so sehen es die Bauherren und die Verantwortlichen der Stadt zwar nicht, aber schon aus Kostengründen deutet sich an, dass sich die Zahl der Stellplätze eher an der Untergrenze einpendeln wird. Ohnehin vorgesehen ist für den Posthof Raum für alternative Mobilität, etwa durch Carsharing oder Ladestationen für E-Bikes. Zusammen mit dem Wohnungsbau an der Hörn bildet der Posthof aus städtebaulicher Sicht ein überragend wichtiges Scharnier zwischen Ost- und Westufer. Wenn dann noch wie in Aussicht gestellt in ein paar Jahren die Gaardener Brücke vollendet wird, könnte die immer wieder beklagte Kluft zwischen Ost- und Westufer tatsächlich deutlich kleiner werden. Mehr zu Kiel lesen Sie hier