Was wird aus Gaardens Vorzeigeprojekt?

Bleibt jetzt sogar die Post noch länger? So hatte der Versanddienstleister noch Anfang August, wie berichtet, allen Postbank-Kunden die Schließung der Filiale für den 30. November angekündigt. Doch inzwischen könnte sich das geändert haben. So trat im Bauausschuss der Stadt am vergangenen Donnerstag Wolfgang Winkler-Sümnick von Officefirst auf. Das Frankfurter Unternehmen ist der Projektentwickler für den US-Investor Blackstone, der das Grundstück von der Investmentgesellschaft Dream Global übernommen hatte. Dieser Prozess wurde im Dezember 2019 abgeschlossen. In Kiel tat sich danach nicht mehr viel. Mindestens zwei weitere Jahre Planung: „Es ist ins Stocken geraten“, konnte und wollte Winkler-Sümnick dem Gremium gegenüber gar nicht verbergen. „Wir halten aber weiter an dem Projekt fest.“ Was das genau heißen sollte, wollte er zunächst nicht konkret machen. Klar sei einerseits: Es bräuchte mindestens zwei weitere Jahre Planung, bevor die ersten Bagger auf das Areal rollen könnten. Und: Es liefen Gespräche mit der Post über eine eventuelle Verlängerung. Winkler-Sümnick sagte: „Die Post hat eingeräumt, dass sie durchaus interessiert ist.“ Selbst wollte sie sich gegenüber unserer Zeitung zu dem Thema im Moment jedoch nicht äußern. Von Officefirst heißt es auf Nachfrage, eine regelmäßige Verlängerung des Mietverhältnisses werde nicht erfolgen. Es gehe lediglich um eine temporäre Weiternutzung von Teilbereichen für einige Monate. Von der Stadt heißt es, sie begrüße jedwede Verlängerung oder einen Verbleib vor Ort, der den Stadtteil mit den entsprechenden Dienstleistungen versorgt. Investor will an 800 bis 900 Wohnungen festhalten: Ursprünglich hatten die Verantwortlichen auf dem Gelände in der Ecke von Schulstraße und Karlstal einen Baustart für das kommende Jahr anvisiert – was nun nicht mehr haltbar ist. Auf 45.000 Quadratmetern könnten 800 bis 900 Wohneinheiten entstehen, hatte es stets geheißen. Davon hatte die Stadt immer auf 30 Prozent sozialen Wohnungsbau verwiesen. Den Wettbewerb zum Entwurf des Areals hatte 2019 das Darmstädter Büro Trojan und Trojan gewonnen und auf eine ruhige Struktur mit eigener Mitte gesetzt. Officefirst betonte auch, an diesem Entwurf weiter festzuhalten. Lesen Sie auch: Große Pläne für das Karlstal in Gaarden „Wir wollen möglichst viel Wohnbebauung. Also das Gelände optimal ausnutzen“, sagte Winkler-Sümnick auch im Ausschuss noch einmal. Kritische Nachfragen hatte es zuvor vom baupolitischen Sprecher der Grünen, Arne Langniß, gegeben: Der erkundigte sich nach der Rolle von Blackstone, dem US-amerikanischen Großinvestor hinter Officefirst. Blackstone hatte damals viele Wohnungen der ehemaligen Kieler Wohnungsbaugesellschaft KWG aufgekauft. In Deutschland hatte es auch aufgrund dessen eine Debatte um „Heuschrecken“ auf dem Wohnungsmarkt gegeben. Stadt pocht auf 30 Prozent Sozialwohnungen: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Blackstone die lokalen und regionalen Begebenheiten durchaus respektiert“, sagte Winkler-Sümnick im Bauausschuss. Dazu gehörten auch die Themen wie soziale Verantwortung und eine Einbindung vor Ort. Auch Florian Gosmann, Chef des Stadtplanungsamtes, ergänzte: „Wir haben nicht den Eindruck, dass städtische Positionen hier irgendwie unterwandert werden sollen.“ Auf den 30-Prozent-Anteil sozialen Wohnungsbau angefragt, ließ Officefirst gegenüber unserer Zeitung lediglich verlauten: „Wir befinden uns aktuell mit der Stadt in Gesprächen über die konkrete Ausgestaltung des Nutzungsmix.“ Baudezernentin Doris Grondke ließ aber unmissverständlich verlauten: „Ohne 30 Prozent sozial geförderte Wohnungen gibt es keinen B-Plan.“ Die Verzögerung in diesem Projekt habe nicht an der Verwaltung gelegen. „Aber wir nehmen den Faden jetzt in jedem Fall wieder auf.“ Sie sei froh, nun wieder einen Ansprechpartner zu haben: „Wir sind guten Mutes, dass wir eine gemeinsame Entwicklung hinbekommen.“ Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

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